Mülheim. Vier 14-Jährige sollen an einer Mülheimer Realschule eine junge Kroatin beleidigt und geschlagen haben. Doch stimmt das? Die Polizei ermittelt.
Nach einer handfesten Auseinandersetzung zwischen einer Schülerin (15) und mehreren Schülern (jeweils 14 Jahre) in einem Klassenraum an der Realschule Broich erhebt der Vater der 15-Jährigen schwere Anschuldigungen gegenüber den Jungen sowie einer Lehrerin. Diese soll nicht rechtzeitig eingegriffen und auch rassistische Äußerungen der Jungen nicht verfolgt haben.
So soll es sich aus Sicht des mutmaßlichen Opfers am vergangenen Montagnachmittag gegen 13.25 Uhr zugetragen haben: Die Jugendliche der Klasse 8 soll zunächst von einem Jungen mit den Worten „Hitler hätte dich zuerst getötet“ beleidigt worden sein. Nach dem Unterricht habe sie den Jungen zur Rede gestellt. „Wir hatten das eigentlich im Gespräch geregelt“, sagt die junge Kroatin.
Vorwürfe auch gegenüber Lehrerin der Mülheimer Schule
Doch „aus dem Nichts“ habe sich dann ein anderer Junge eingemischt. Er soll sie geschubst haben, so dass sie gefallen sei. Weitere Freunde des Jungen sollen hinzugekommen sein und sie an den Händen festgehalten haben. Als sie am Boden lag, sollen die Jungs auch auf sie eingetreten haben. Dabei sollen sie „Du Zigeunerin“ und „Hitler mag dich nicht“ gerufen haben.
Eine Lehrerin soll ebenfalls im Klassenraum gewesen, aber erst spät eingeschritten sein. Sie soll die Schülerin am Rucksack zurückgezogen und sie dabei ebenfalls am Hals verletzt haben. Aus einer Untersuchung des St. Marien-Hospitals geht hervor, dass die junge Frau Prellungen am Schlüsselbein, Oberarmknochen, Ellenbogen und Unterarm aufwies und über starken Druckschmerz an den Trapezmuskeln und am Kapuzenmuskel klage.
Beschuldigte Schüler seien für fremdenfeindliche Äußerungen bekannt
Nun aber ist der Fall eskaliert und bei der Polizei gelandet, nachdem die Jungen und auch die Lehrerin im Gespräch mit der Klassenleitung den Verlauf anders darstellten. Nach deren Angaben soll die 15-Jährige für das Handgemenge mit den Schülern verantwortlich sein. Zeugen sagen aus, dass vielmehr die junge Frau wutentbrannt – wohl aufgrund von Äußerungen – auf einen Jungen zuging und diesen schlug. Daraufhin erst hätten die anderen eingegriffen, um den Jungen zu schützen.
Warum der Junge sich rassistisch geäußert haben soll, kann das mutmaßliche Opfer nicht sagen. Nur, dass sie fremdenfeindliche, rassistische Äußerungen immer wieder an der Realschule erlebt habe, obwohl Themen wie Diskriminierung im Unterricht behandelt würden. Und nicht nur sie habe das erfahren. Die beschuldigten Jungs seien angeblich für solche Äußerungen auch gegenüber anderen Schülern und Schülerinnen bekannt, dafür habe sie Zeugen, behauptet die 15-Jährige. Dennoch unternehme die Schule wenig dagegen, sie fühle sich daher nicht ernst genommen.
Realschulleiter versichert: Wir akzeptieren keine Gewalt in jedweder Form
Auf Anfrage der Redaktion bestätigt Schulleiter Ekkehard Witthoff, dass die Anschuldigungen die Schule erreicht haben. Ob es ähnliche Fälle in der Vergangenheit gegeben habe, will Witthoff nicht kommentieren, versichert aber: „Wir akzeptieren keine Gewalt in jedweder Form und gehen jedem Vorwurf gewissenhaft nach. Übergriffe werden gemeinsam mit den Eltern und Fachkräften angegangen.“ Dafür habe die Schule eine „Vertrauenskultur“ aufgebaut mit Sozialarbeitern, der Klassenleitung und unterrichtlichen Maßnahmen. Zum Schutz der Schülerin und Schüler aber will sich Witthof nicht weiter äußern.
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Der Fall liegt nun bei der Polizei, denn, wie eine Pressesprecherin bestätigt, habe nicht nur der Vater der Jugendlichen Anzeige gegen die Schüler und auch das Lehrpersonal erstattet. Auch liege eine Gegenanzeige gegen die junge Frau vor. Die Polizei Mülheim hat nun die Ermittlungen aufgenommen.