Mülheim. Mülheimerin macht sich mit fast 50 Jahren selbstständig – gegen alle Bedenken. Wie sie einen alteingesessenen Friseursalon in die Neuzeit führt.

Während Corona hat sich die Mülheimer Friseurin selbstständig gemacht, nicht ahnenden, dass nach der Pandemie schon die nächste wirtschaftliche Flaute lauerte. Dass sie ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt einen Salon übernommen hat, bereut Natalia Bergund keineswegs.

Mitte 40 war sie, als sie den Schritt in die Selbstständigkeit wagte und musste sich von vielen Seiten anhören: „Dafür bist du zu alt.“ Fand sie selbst nicht, im Gegenteil – mit über 20 Jahren Berufserfahrung als Salonleitung bei einer Kette fühlte sich Natalia Bergund mehr als qualifiziert, um auf eigenen Beinen zu stehen.

Friseursalon bleibt zunächst inkognito, bis eine Mülheimerin ihn übernehmen kann

Also machte sie sich auf die Suche nach einem Salon, der zur Übernahme stand, die Handwerkskammer unterstützte sie dabei. Der Salon, der sie aufgrund seiner Daten und Fakten interessierte, blieb allerdings inkognito. „Die Betreiberin wollte nicht, dass ihre Kunden verunsichert werden, wenn eine Übernahme bekannt würde.“

Die Friseurin Natalia Bergund hat ihren Friseursalon, der jetzt „Schöne Farben“ heißt, zu schwieriger Zeit übernommen – in der Corona-Pandemie und kurz vor der Krise wegen des Krieges in der Ukraine.
Die Friseurin Natalia Bergund hat ihren Friseursalon, der jetzt „Schöne Farben“ heißt, zu schwieriger Zeit übernommen – in der Corona-Pandemie und kurz vor der Krise wegen des Krieges in der Ukraine. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Doch sie ließ nicht locker, erzählt die Friseurin mit dem blonden Kurzhaarschnitt, bis klar war, dass es sich um den Friseursalon von Marion Hermanns an der Auerstraße, dem Tor zum Wallviertel handelte. Dass sie in Mülheim bleiben wollte, ihrer Heimat, war für die 48-Jährige keine Frage. Mit ihrer Lage im Wallviertel ist die Neu-Inhaberin vollkommen zufrieden: „Hier tut sich viel, ist positive Energie.“

Andere Friseursalons sieht Mülheimerin nicht als Konkurrenz

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Dass in Steinwurfweite zig weitere Friseursalons um Kunden werben, empfindet sie nicht als Nachteil: „Jeder Friseur hat sein eigenes Können, spricht unterschiedliche Typen an und hat damit auch seine Berechtigung.“ Konkurrenzdenken verspüre sie nicht, sondern fühlt sich in ihrer Nische – schöne Farben, wie der Name ihres Salons verrät – angekommen. Unterstützt wird sie dabei – nicht nur beim Färben, sondern auch beim Waschen, Schneiden, Föhnen – von einer Mitarbeiterin und zwei Praktikantinnen.

Mehr Personal will Natalia Bergund derzeit noch nicht einstellen, zu ungewiss, wie sich alles entwickelt. Ihr Schritt in die Selbstständigkeit sei trotzdem der einzig richtige gewesen: „Ich will die Begeisterung weitergeben.“ Dabei hilft auch Social Media: Kamera und Ringlicht für die Fotos, die sie auf Instagram postet, stehen griffbereit. Und auch das Thema Nachhaltigkeit ist allgegenwärtig: „Wir arbeiten mit Wasserspardüsen und sammeln abgeschnittene Haare für Filter, die Öl aus dem Meer ziehen.“ So hält die Moderne Einzug in dem alteingesessenen Salon.

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