Mülheim. Wo kommen eigentlich die Kartoffeln her, aus denen Pommes gemacht werden? Das erfahren Kinder hautnah auf einem Mülheimer Bauernhof.
Stolz stehen die Kinder aus dem St. Raphael Kindergarten um die Bottiche, voll mit ihren frisch geernteten Kartoffeln auf dem Feld. Den Jüngsten die Wirklichkeit beibringen, damit sie lernen, dass Pommes nicht aus der Tüte kommen, funktioniert am besten, wenn sie von Anfang mitgestalten. Jetzt waren ihre im April eingepflanzten Setzlinge endlich bereit für die Ernte.
Das Projekt findet auf dem Mülheimer Bauernhof der Familie Terjung statt, auf dem die Kinder lernen, woher die Kartoffel stammt und wie sie heranwächst. Mit der Frage eines Kindes, ob Kartoffeln nicht auf Bäumen wachsen würden, ist vor zehn Jahren die Idee des Projekts geboren, erzählt Michaela Terjung. Als sie damals mit ihrem Mann darüber sprach, sagte sie: „Wir müssen den Kindern das nahe bringen“.
Kindergartenkinder und Schüler aus Mülheim bauen Kartoffeln an
Daraufhin startete das Projekt zum ersten Mal mit der Mülheimer Hölterschule. 2023 sind außer den Schülerinnen und Schülern der Hölterschule auch die der Realschule Stadtmitte sowie Jungen und Mädchen aus den zwei Kindergärten St. Raphael und Rappelkiste dabei.
Vor dem Einpflanzen der Kartoffel im April besuchte Michaela Terjung im März die Kindergärten und Schulen, um verschiedene Materialien sowie einige Samen mitzubringen. Aus den Samen ziehen die Kinder Setzlinge, welche später gepflanzt werden. Wenn sie vorab die Kinder frage, wo zum Beispiel Kartoffelpüree herkomme, erhielte sie Antworten wie „Aldi, Netto oder die Mama macht eine Tüte auf“, erzählt sie lachend.
Mülheimer Kita-Kinder haben anfangs Berührungsängste mit der Erde
Julia Rasche, Erzieherin in St. Raphael, bestätigt die lustigen Antworten der Kinder. „Oft hat man vielleicht zwei von zwanzig Kindern, die sagen die Kartoffel kommt aus der Erde“, sagt sie. Das Projekt zeigt den Mädchen und Jungen nicht nur den Weg der Kartoffel, sondern beseitigt auch Berührungsängste, denn die 35-Jährige weiß: „Viele Kinder wollten die Erde gar nicht anfassen“. Später wühlten dann aber doch alle im Matsch, so die Erzieherin.
Abschließend werden die geernteten Kartoffeln in der Kita verwertet und ein Teil wird auf dem Sommerfest der Kita verkauft. Die Kinder genießen das Projekt sichtlich. Sie ernten eifrig und erzählen von ihren liebsten Kartoffelgerichten.
Pommes sind das Lieblingsessen
Der kleine Hugo antwortet schnell und entschlossen auf die Frage, was sein Lieblingskartoffelessen ist, „Pommes!“. In den kommenden Tagen ernten auch die anderen Teilnehmer ihre Kartoffeln auf dem Feld.
Für das Projekt können sich Mülheimer Schulen und Kindergärten im November bewerben, es gebe in der Regel fünf Plätze und im Januar/ Februar wird gelost, wer mitmachen darf, so Michaela Terjung.
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