Mülheim. Skateboards könnten einiges im Schulsport in Bewegung versetzen. Denn die coolsten Tricks müssen sich Schüler selbst beibringen. Erste Eindrücke.
249 Siebtklässler der Gustav-Heinemann-Gesamtschule dürfen sich zwei Wochen lang intensiv mit dem Thema Skateboarden beschäftigen. Danach soll die Trendsportart in den Sportunterricht integriert werden. Mit dem Projekt sollen Schülerinnen und Schüler zum Sport motiviert werden, die normalerweise keine große Freude an Bewegung haben. Aber es geht um mehr als körperliche Ertüchtigung. Skateboarden im Unterricht bringt auch andere Dinge in Bewegung. Denn im Gegensatz zu den klassischen Sportarten des Schulsports geht es beim Skateboarden weniger darum, bestimmte Schritte oder Griffe einzuüben. Den Schülern wird beigebracht, sicher auf dem Board zu stehen. Die vielen Tricks und Finessen allerdings müssen sie sich selbst beibringen.
Möglich wird die Skateboard-Einführung durch den Verein skate-aid. Er führt Projektwochen an Schulen durch, bringt eine mobile Rampe und Trainer mit und hat der Gustav-Heinemann-Gesamtschule sogar 30 Skateboards inklusive Schutzausrüstung gestiftet. Zwei Wochen lang werden Lehrer und Schüler intensiv geschult, danach müssen sie selbst dranbleiben. Wie kommt das Konzept bei den Schülern an? Wir haben nachgefragt:
Henrik: „Man sollte wissen, ob man Links- oder Rechtsfüßer ist“
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Henrik (12) sieht mit seinem Kapuzenpulli und dem abgewetzten Helm aus, als stünde er schon ewig auf dem Skateboard. „Ich habe das tatsächlich schon mal 2019 gemacht. Damals habe ich mich allerdings am Knie verletzt und es danach erstmal wieder sein gelassen. Jetzt bin ich froh, dass ich es noch mal probieren kann und dann auch noch mit den Trainern hier. Es macht Spaß, Tricks auszuprobieren. Ich kann jetzt scharfe Kurven fahren. Aber man muss schon wissen, wie man seine Geschwindigkeit anpasst. Und man sollte wissen, ob man Links- oder Rechtsfüßer ist. Danach entscheidet sich, welcher Fuß vorne steht.“ Henrik weiß auch, wie man auf dem Skateboard bremst. Zum Beispiel mit der Fußbremse, indem man den hinteren Fuß aufsetzt oder leicht über den Asphalt schleifen lässt.
Bahar: „Ich will das hier können“
Bahar (12) steht auch schon recht sicher auf dem Board. Aber einfach nur vor sich hinfahren - das reicht ihr nicht. Die Schülerin hat glasklare Vorstellungen, was sie auf dem Skateboard erreichen will: „Ich will das hier können“, sagt sie und deutet einen Sprung an, bei dem man das Skateboard bei voller Fahrt anhebt, einmal um die eigene Achse dreht und dann wieder mit beiden Füßen darauf landet und weiterfährt. „Das ist der Three Sixty“, erklärt Oliver Noack von skate-aid, dem Verein hinter dem Projekt. Auf die Frage, wie lange es dauert, bis man solch einen Trick beherrscht, sagt er nur grinsend: „Viele Schürfwunden.“ Bahar jedenfalls ist motiviert und unerschrocken. Ihr Lieblingssport neben dem Skateboarden ist Schlittschuhlaufen.
Mohammed: „Skaten kann man überall“
Mohammed (12) stand wie viele Schülerinnen und Schüler Anfang der Woche zum ersten Mal überhaupt auf dem Skateboard. „Ich mache das zum ersten Mal, aber ich find’s richtig gut. Ich will auf jeden Fall noch mehr Tricks lernen. Aufs Board springen, also den Kickflip, kann ich schon. Aber ich will unbedingt weitermachen. Ich fände es auch richtig gut, wenn ich mich in der Freizeit mit Kumpels zum Skaten verabreden könnte. Wo wir uns dann in der Stadt treffen würden, weiß ich noch nicht. Skaten kann man überall. Wir haben hier in der Turnhalle und draußen geübt und beides hat mir gefallen.“ Mohammed wollte das Übungsbrett gar nicht mehr hergeben. Als es später darum ging, den Verpackungsmüll der gespendeten Schulausstattung zum Container zu bringen, rollte er es auf dem Skateboard dorthin.
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