Mülheim. Vier Mitarbeiter eines Schulzirkus stehen unter anderem wegen versuchten Mordes vor Gericht. Wieso eine Mülheimer Schule am Projekt festhält.

Die Grundschule an der Mülheimer Filchnerstraße befindet sich aktuell in Aufruhr. Grund dafür ist das geplante Zirkusprojekt im November. Allerdings steht weniger die Aufregung der Kinder vor einem großen Auftritt im Vordergrund – sondern ein Verbrechen.

„Unsere Aufgabe liegt [...] darin, Kindern Selbstvertrauen und Kraft zu schenken und dabei die Kinderaugen strahlen zu lassen“, heißt es auf der Internetseite des Circus Lollipop, der in verschiedenen Städten einwöchige Projekte an Schulen anbietet. Eine Woche lang trainiert der Nachwuchs seine Künste als Feuerspucker, Artisten oder Zauberer. Zum Abschluss findet dann eine große Vorstellung vor den stolzen Eltern statt.

Vier Zirkus-Mitarbeitende stehen in Bielefeld vor Gericht

Doch genau die sind jetzt in Sorge. Denn der Zirkus befindet sich aktuell wegen eines ernsten Vorfalls in den Schlagzeilen: Vier Mitglieder – drei Männer und eine Frau – stehen aktuell in Bielefeld vor dem Landgericht. Sie müssen sich wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Beihilfe verantworten.

Am 19. Februar hatte der Zirkus auch in Rheda-Wiedenbrück anlässlich eines Schulprojekts sein Zelt aufgebaut, als es zum Streit mit einem ukrainischen Mitarbeiter-Paar kam, in dem es unter anderem um eine bessere Bezahlung ging.

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Anschließend soll das Ehepaar von den Zirkusleuten in einen Hinterhalt gelockt und mit Baseballschlägern angegriffen worden sein. Zirkusdirektor Henry B. (30) sitzt in Untersuchungshaft. „Die Strafkammer hat die Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet, so dass der Angeklagte nach derzeitigem Stand jedenfalls bis zur Urteilsverkündung weiterhin in Untersuchungshaft verbleibt“, teilte das Landgericht auf Nachfrage mit. Die restlichen Angeklagten sind auf freiem Fuß.

Das führt bei den Mülheimer Eltern zu großen Sorgen. Denn die Grundschule an der Filchnerstraße will trotzdem an dem Projekt festhalten, das für die Woche ab dem 12. November geplant ist. „Ich finde das nicht in Ordnung“, sagt ein Vater, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Sorge Mülheimer Eltern: „Es ist auch eine Frage des Prinzips“

Zwar habe der Zirkus versichert, die Team-Mitglieder ausgetauscht zu haben, auf der Internetseite tauchen aber die vier angeklagten Personen allesamt noch auf. Zudem, das berichtet der Vater, sollen den Kindern seitens der Schule mehrere Lehrkräfte zur Seite gestellt werden, um für die Sicherheit zu sorgen.

Die Grundschule an der Filchnerstraße in Mülheim-Heißen.
Die Grundschule an der Filchnerstraße in Mülheim-Heißen.

„Natürlich geht es um den Schutz der Kinder, aber es geht auch ums Prinzip, solche Leute nicht zu unterstützen“, ärgert sich der Mülheimer. Vor allem nicht finanziell. Denn am Freitag soll ein Spendenlauf stattfinden, mit dessen Einnahmen das Projekt im November erst gestemmt werden kann. „Es ist eine Prinzipienfrage, wen ich finanziell unterstütze oder nicht“, so der Vater.

Mülheimer Elternpflegschaft hat dem Zirkusprojekt zugestimmt

Auf dem Elternabend in seiner Klasse sollen sich 21 Elternteile dagegen ausgesprochen haben, zwei mit einer Enthaltung gestimmt. „Es ist also nicht nur meine Meinung, sondern von diversen Eltern. Wir haben kein Verständnis dafür, dass unsere Schule so daran festhält.“

Die kommissarische Schulleiterin Claudia Vlasak nimmt die Sorgen der Väter und Mütter sehr ernst, wie sie sagt. „Ich habe mit der Schulpflegschaft am Montagabend intensiv über die Vorwürfe gesprochen und es wurden alle Bedenken und Sorgen beraten“, berichtet die GGS-Chefin. Die Pflegschaft habe sich dann einheitlich für die Durchführung des Zirkusprojektes ausgesprochen.

Schulleiterin: „Elternschaft ist selbstverständlich umfänglich einbezogen worden“

Damit sei die Elternschaft „selbstverständlich umfänglich einbezogen worden“, sagt Vlasak. Besorgten Vätern oder Müttern bietet die Schulleiterin an, sie „persönlich noch einmal über unsere Maßnahmen und Schritte zu informieren“.

In Lünen hatte jüngst eine Schule ihr Zirkusprojekt mit dem Team von Lollipop abgesagt. In Wetter hingegen war der Zirkus trotz vorheriger Bedenken der Elternschaft in der vergangenen Woche zu Gast.

Die Verantwortlichen des Circus Lollipop waren bis Redaktionsschluss für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.