Mülheim. Uraufführung beim „Rausch1-Festival“ in Mülheim: „Bromio“, eine Tanzperformance, findet in einem verlassenen Gebäude statt. Was ist zu sehen?

Eine Premiere jagt die nächste: Am zweiten Abend des „Rausch 1“-Festivals wird „Bromio – das unzerstörbare Leben“ uraufgeführt. Die Tanzperformance wurde im Kollektiv entwickelt, angeleitet von Simone Derai und Marta Ciappina (Gruppe Anagoor). Tänzer, Schauspieler und Laien treten im verlassenen obersten Stockwerk eines alten Gebäudes an der Ruhrorter Straße auf, das Stadtgeschichte spiegelt. War es einst Konzernzentrale, lebten dort später Geflüchtete, dient es heute dem Theater an der Ruhr als Probebühne.

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Die Zuschauer werden vom Theatergebäude am Raffelberg zum Spielort geführt, begleitet zunächst von Glockengeläut, das später zu einem Klangteppich wird, den auch die vorbeifahrenden Autos mitprägen. Das urbane Setting ist den Künstlern wichtig. „Bromio“ soll eine Einladung an die Stadtgesellschaft sein, „sich in einem veränderten Verhältnis selbst zu begegnen und Gemeinschaft neu zu erfahren“.

Mülheimer Performer entfalten eigenes Bewegungspotenzial

Eine Tänzerin der Performance „Bromio“ tanzt sich in Trance.
Eine Tänzerin der Performance „Bromio“ tanzt sich in Trance. © Unbekannt | Björn Hickmann

Laute elektronische Musik empfängt das Publikum vor Ort im lichtdurchfluteten Raum. Die Zuschauer sitzen auf dem Boden oder auf Klappstühlen, die Tänzerinnen und Tänzer stehen, gehen, verharren, nehmen Augenkontakt mit einzelnen Menschen im Publikum auf. Das „Sehen“ und „Gesehen werden“ spielt eine Rolle. „Bromio lässt das, was isoliert und getrennt war, miteinander kommunizieren“, schreibt Simone Derai zur Performance. Man bekommt sein schriftliches Gedankengerüst erst nach der Aufführung ausgehändigt.

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Und das ist vielleicht gut so, denn eigentlich muss man das Gezeigte erfahren und erfühlen. Nach und nach entfalten die Performer ihr Bewegungspotenzial. Ihre Körper beginnen kleine kreisende oder Wellenbewegungen zu machen, zuerst verhalten, immer fließend. Der Drang, sich zu bewegen, scheint aus dem Inneren zu erwachsen. Jede Tänzerin und jeder Tänzer hat eigene Ausdrucksformen gefunden, ihre Bewegungen werden nach und nach immer intensiver.

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Musik treibt die Tanzenden in Mülheimer Performance an

Auf der Suche nach Bewusstseinszuständen jenseits jener „Normalität“, die uns die Gesellschaft vorgibt, spüren die Darsteller dem Anderen in sich und um sich herum nach. Sie geraten dabei schließlich in Trance. Die Musik begleitet die Tanzenden auf ihrem Weg in den Rauschzustand. Feine schwebende Klänge werden immer mehr zu schnellen und akzentuierten Rhythmen. Sie treiben die Tänzer an. Oder sind es die Tänzer, die die Musik antreiben? Zu wummernden Bässen (an Empfindliche werden Ohrstöpsel verteilt) und im Licht flackernder Neonröhren verausgaben sich die Performer, entrückt – im Rausch.

Weitere Aufführungen: 20., 24., 25., 26., 27. August, 1. und 3. September. Infos zu Uhrzeiten und Karten auf theater-an-der-ruhr.de