Mülheim. Der Regen schreckt sie nicht ab: Emsig richten die Camper zum Ruhr Reggae Summer ihre Zeltstadt ein und erzählen, warum sie das Festival lieben.

Am Donnerstag ist Anreisetag für die Camper beim Ruhr Reggae Summer. Bereits um 12 Uhr mittags, zwei Stunden nach Öffnung des Geländes, knubbelt es sich an der Haltestelle des 122 „Schleuse Raffelberg“. Aus den regelmäßig eintreffenden Bussen ergießen sich Scharen an Menschen auf den Bürgersteig. Mal einzeln oder als Pärchen, auch zusammengewürfelte Schwipp-Schwager-Familien mit Kindern sind dabei, alle mit dicken Rucksäcken, Bollerwagen, sogar Hartschalenkoffern und sonstigen großen Taschen ausgestattet.

Parallel ist durch eine leichte Verkehrsumleitung für die mit dem Auto anreisenden Camper eine Zone zum Ausladen entstanden. Große und kleine Autos, meist bis zum Dach vollgestopft mit Campingausrüstung und -bedarf sowie Unmengen an Lebensmitteln, laden geschwind, wenn auch nicht hektisch, ihre Güter aus. Das (auch später auf dem Campingplatz) am häufigsten zu beobachtende Still-Leben ist ein Festival-Fan relaxed auf einem Campingstuhl, die Fracht gestapelt neben sich, die Miene stets zu einem Lächeln verzogen. Denn oft wollen die Fahrenden selbst am Festival teilnehmen, doch bis sie einen Parkplatz gefunden haben und zurückgelaufen sind, vergeht einiges an Zeit.

Beim Camping am Ruhr Reggae Summer in Mülheim helfen sich die Besucher

Die Speldorfer Pascal, Felix und seine Schwester Johanna sind dieses Problem gelassen umgangen. Sie haben ihren vollen Bollerwagen von der Saarner Straße hierher geschoben und gezogen – sogar mit einem Strauß Hortensien, um es sich nah der Ruhr gemütlich zu machen. Wegen des angekündigten Regens nicht zu kommen, kam für niemanden hier in Frage. „Wir haben die Karten schon letztes Jahr gekauft“, entrüstet sich Florian und werkelt entspannt weiter.

Tausende campen in den Ruhrwiesen beim Ruhr Reggae Sommer

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© FUNKE Foto Services | Martin Möller
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Nicht alle Camper haben die sonst omnipräsenten Gummistiefel dabei, manche begnügen sich mit frisch imprägnierten Wanderschuhen, die auf dem noch relativ festen Campinggelände auch reichen. Nur die Matschstrecke zu den Kassen ist längst zentimetertief und hält Gummischuhe hartnäckig und hinterhältig lange fest. Der zusammenbaubare Container, den Steffi aus Solingen und Franziska aus Wuppertal an der Straße so ordentlich beluden, versinkt mit seinen kleinen Rädern gnadenlos im aufgeweichten Rasen. Doch mit der Hilfe von freundlichen Mitstreitern können sie ihn dann doch lachend aus dem Schlick befreien, ohne dass er umkippt, wie es so manch anderem der Gäste ergeht.

Camper trotzen den Windböen, die über die Mülheimer Ruhrauen fegen

Die einen mühen sich noch mit dem immer wieder böig auffrischenden Wind ab, der ihnen fast die Zeltplane aus den Fingern reißt, während die anderen bereits ihr mitgebrachtes Essen genießen. Wie Magnus und Marvin aus Duisburg-Duissern zusammen mit Marie aus Marl, die sich einst auf diesem Reggae Festival kennenlernten und seither stets gemeinsam campen.

Ruhr Reggae Summer 2023: Diese Acts sind im Line-Up

Wer einen Drei-Tages-Pass erwirbt, kann alle Acts genießen. Wer sich für ein Tagesticket interessiert, sollte wissen:

  • Am Freitag treten Steel Pulse, Fantan Mojah, Miwata, Rebellion the Recaller, Young Israelites, Code Red, Jugglerz und Selecta Pascal auf.
  • Am Samstag sind Yemi Alade, Fat Freddy’s Drop, Bukahara, Lila Iké, Jah Mason, Turbulence, Dancing School feat. Munixx Inna Motion, Warrior Sound, Freak De L‘Afrique, Herbalize It sowie DJ Louis on stage.
  • Für den Sonntag kommen Gentleman, Warrior Sound, Queen Omega, Jesse Royal Ras-I und Anthony B auf die Bühne. An allen drei Tagen gibt es Musik vom Kunterbunt Soundsystem während der Pausen.

Ruhr Reggae Summer: Tickets teurer – was kann das Line-Up?

Eine Truppe aus Neuss und Kaarst erinnert sich sichtlich gerne und stolz an das erste Ruhr Reggae Summer Festival anno 2007. „Damals noch im Stadion mit 2800 Leuten“, erzählt Anette, genannt Ette. „15 Euro hat es damals gekostet“, wirft ihr Freund Sven ein, und Ette ergänzt lachend: „Da haben wir gebratene Nudeln auf dem Boden gegessen.“ Jedes Jahr seien sie wiedergekommen. „Bis auf 2011“, bedauert Ette, „da heiratete meine Cousine“.

Musikfans wollen solange zum Festival am Ruhrstadion kommen, wie sie können

Dann schwärmen sie alle von diesem tollen Festival, bei dem „zwei Drittel der Crew immer die gleichen“ sind, wie Ette weiß. „Wir sind eben eine family!“ Freundin Sandra ist „erst“ zum neunten Mal dabei, das Ehepaar Anke und André dagegen errechnet nach langem Grübeln elf oder zwölf Festivalbesuche. „Wir kommen, bis es nicht mehr geht!“, ruft Sandra übermütig, und dann wird gefrotzelt, wie die Festivalorganisation die zukünftige Invasion von Rollatoren wohl regeln wird.

[+++ Hier geht’s zur Fototstrecke vom Campingplatz +++]

Aus Dümpten und Speldorf stammt eine andere größere Gruppe, „seit 2014 dabei“, verkünden Johannes und Ricardo stolz. „In einer Stunde“, kündigen sie verheißungsvoll an, „sind wir 14 Leute.“ Freund Kim richtet sich derweil in seinem Zelt ein, schaut neugierig heraus, winkt und zeigt das Victory-Zeichen – es vermittelt beredt die gute Laune, die jetzt schon überall herrscht.

Festival-Besucher über Mülheimer Ruhr Reggae Summer: „Niemand pöbelt hier rum“

Aus Bonn, von der inklusiven Wohnform „Wohnen Kunterbunt“ ist eine andere große Gruppe vor Ort, das Alter reicht von 22 bis 47. Alle schwärmen, übertönen sich gegenseitig im Lob fürs Festival, ähnlich wie die Truppe um den Siegburger Tobi, der es auf den Punkt bringt: „Das ist das beste Festival, das es gibt!“

Einige Tausend Musikfans richten trotz Regenwetter ihre Zeltstadt zum Ruhr Reggae Summer in den Styrumer Ruhrauen unterhalb der A40-Brücke in Mülheim ein.
Einige Tausend Musikfans richten trotz Regenwetter ihre Zeltstadt zum Ruhr Reggae Summer in den Styrumer Ruhrauen unterhalb der A40-Brücke in Mülheim ein. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Seine Freundinnen und Freunde aus St. Augustin und Umgebung stimmen begeistert zu. Sauber und gepflegt sei es hier in Mülheim, alle räumten immer gut auf, das Essensangebot sei immer sehr lecker und abwechslungsreich. Vor allem die hygienischen Verhältnisse am nutzbaren Naturbad Styrum sind den Frauen ein Extra-Lob wert. „Niemand pöbelt hier rum“, betonen die Männer, „alles ist friedlich, sehr gechillt.“

Auf der Internetseite www.ruhr-reggae-summer.de gibt es weitere Informationen zum Festival.

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