Mülheim. Iris Zerfaß ist Vorstand von Fragol in Mülheim. Dabei hatte sie zunächst andere Zukunfts-Pläne. Heute sagt sie: „Ich habe viele Freiheiten.“
Unternehmen, die weit über die Stadtgrenzen hinaus erfolgreich, der breiten Masse aber eher unbekannt sind – sogenannte „Hidden Champions“ – gibt es einige, auch in Mülheim. Eines davon ist Fragol. Das Unternehmen hat seinen Sitz gegenüber der Saarner Kuppe, im Gewerbegebiet an Solinger und Remscheider Straße und ist auf Schmierstoffe und Trägerflüssigkeiten für Wärme und Kälte spezialisiert.
„Schmierstoffe braucht man überall“, erklärt Iris Zerfaß, Vorstand und somit Chefin des Unternehmens. Überall dort, wo reibungsarme Arbeit bei Maschinen oder anderen beweglichen Teilen gewährleistet sein muss, kommen Schmierstoffe zum Einsatz. Ganz besonders dann, wenn es dabei um die Verarbeitung von Lebensmitteln geht, kann es aufgrund gesetzlicher Vorgaben schnell ein wenig anspruchsvoller werden. Wärmeträger sind ein weiterer Teil des Geschäfts des Unternehmens, das 1962 als eine Tochter der großen Brenntag AG gegründet wurde und damals zur anderen Hälfte dem noch größeren Total-Konzern gehörte.
Mülheimer Unternehmen vertreibt seine Waren weltweit
Wärme- und auch Kälteträger-Flüssigkeiten sind in vielen Industriezweigen unentbehrlich, wenn es um die Speicherung oder auch den Transport von Wärme und Kälte geht. Diese Flüssigkeiten bilden einen weiteren Teil des Kerngeschäfts von Fragol.
In der Gesamt-Struktur der beiden Weltkonzerne Brenntag und Total war die „Kraft- & Schmierstoff GmbH & Co. KG“, wie das Unternehmen bei seiner Gründung zu Beginn der sechziger Jahre hieß, nur ein kleines Puzzle-Teil, und die immer wieder notwendigen Abstimmungsprozesse wurden irgendwann als unverhältnismäßig aufwändig empfunden. So schlug 2004 die Stunde von Iris Zerfaß´ Vater und Vorgänger als Firmenchef. Heiner Müske war als promovierter Physiker Mitarbeiter des Unternehmens und wurde 1985 dessen Geschäftsführer. Als der Verkauf im Raum stand, sah er seine Chance gekommen und kaufte die Firma, in der er bis zu diesem Zeitpunkt „nur“ angestellter Geschäftsführer gewesen war.
Mülheimer Angestellter wird selbst zum Chef
„Ein klassisches Management Buy Out“, erläutert seine Tochter, Nachfolgerin und Diplom-Wirtschafts-Juristin. So wurde Dr. Heiner Müske also sein eigener Chef, stellte das Unternehmen neu auf, richtete das Geschäft auf die heutigen, zentralen Produkte aus und führte es so in eine gesicherte, wirtschaftliche Zukunft. „Unsere Stärke ist, dass wir nicht nur alles anbieten können, was der Markt hergibt, sondern auch individuell nach den Anforderungen unserer Kundinnen und Kunden produzieren können“, erläutert die Chefin einen Wettbewerbsvorteil des von ihr geleiteten Saarner Unternehmens.
„Wir bieten das größte Portfolio in unserem Produktbereich Wärmeträgerflüssigkeiten in der ganzen EU an“, konstatiert Iris Zerfaß nicht ohne Stolz. Seit 2014 trägt sie die Verantwortung für insgesamt 32 Mitarbeitende. Dabei war ihr Weg auf den Stuhl ihres Vaters keineswegs vorbestimmt. „Ich habe in einer ganz anderen Branche gearbeitet und hatte zunächst keine besonderen Ambitionen, in das Familienunternehmen einzusteigen“, erinnert sie sich. Als sie vor rund zehn Jahren in Elternzeit ging, schnupperte sie erstmalig in den Betrieb hinein und stellte schnell fest, dass das wohl doch etwas für sie sein könnte.
Mülheimer Vorstand fühlt sich im Familienunternehmen sehr wohl
„Strategisches Arbeiten gefällt mir sehr gut“, erklärt sie. „Die Arbeit macht viel Spaß, und ich habe viele Freiheiten.“ Das liegt auch daran, dass Fragol zwar eine Aktiengesellschaft ist, sich aber alle Aktien in Familienhand befinden. „Ich kann unter diesen Bedingungen viel freier und auch langfristiger planen, als das in anderen Unternehmen möglich ist, die darauf ausgerichtet sind, möglichst schnell möglichst hohe Gewinne zu erzielen“, so die Chefin. So habe man ganz andere Handlungsspielräume als in der Funktion eines angestellten Geschäftsführers.
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Angesichts dieser Gesamtsituation überrascht es nicht, dass Iris Zerfaß frohen Mutes in die Zukunft des von ihr geleiteten Unternehmens blickt. „Was wir können, das können wir richtig gut, und wir wachsen mit unseren Kunden mit“, erklärt sie. Ziel sei es, den Bereich der Industrie-Schmierstoffe weiter auszubauen und Produkte mit immer besserer Umweltverträglichkeit zu entwickeln.