Mülheim. Zwei Mülheimer Firmen unter den Top 1000 Arbeitgebern in Deutschland. Welche Firmen das sind und was sie aus Mitarbeitersicht richtig machen.

Der Eintrag ist von März 2020 und lässt schmunzeln. „Sehr nette Kollegen. (Ein Vorteil des Ruhrgebietes)“, hat da ein Mitarbeiter des Mülheimer Unternehmens Turck geschrieben. Die Zeilen stammen von dem aktuell bedeutendsten Bewertungsportal für Arbeitgeber kununu. In Zeiten, in denen sich eher die Unternehmen bei den jungen Fachkräften bewerben als umgekehrt, spielen diese Portale eine wichtige Rolle. Kununu hat nun die 1000 beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands auf seinem Portal ausgewertet. Zwei Mülheimer Firmen sind dabei: Turck landet auf Platz 564, TAS auf Platz 256. Stellt sich die Frage, was diese Arbeitgeber zu bieten haben.

Der Dienstleister TAS arbeitet in der Callcenter-Branche, die - vorsichtig ausgedrückt - nicht dafür bekannt ist, die attraktivsten Arbeitsbedingungen zu bieten. Bei TAS ist das offenbar anders, denn auf dem Bewertungsportal sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voll des Lobes. „Es wird der Mensch hinter dem Bildschirm gesehen“, schreibt etwa ein Mitarbeiter. Ein anderer bemerkt: „Die Coaches und Trainer sind die besten Ausbilder die ich je gesehen habe.“ Als besondere Pluspunkte werden die enorm flexiblen Arbeitszeiten und die freie Wahl zwischen Homeoffice oder Büro genannt. Größter Bonus aber scheint das gute Miteinander zu sein.

Heimlicher Weltmarktführer legt Wert auf flache Hierarchien

Der zweite vielgelobte Arbeitgeber beschäftigt aktuell 390 Mitarbeiter in Mülheim und rund 5000 Mitarbeiter weltweit. Turck ist im Bereich der Automation tätig. „Was wir machen, ist leicht zu erklären. Was die Sinne für den Menschen sind, sind unsere Sensoren und Automatisierungslösungen für Maschinen“, erläutert Klaus Albers vom Standort Mülheim. So stellt sich Turck auch auf Ausbildungsmessen und in den sozialen Netzwerken potenziellen Nachwuchskräften vor, denn die werden gesucht.

Positive Bewertungen im Internet sind zusätzlich ein gutes Aushängeschild. „Die Gegebenheiten vor Ort sind gut. Meist moderne Gebäude und optional nutzbare Kaffeeangebote. Es gibt kostenlose Obstlieferungen für die Belegschaft und Rituale zur Begrüßung neuer Mitarbeiter. Man hat bei fast allen Mitarbeitern den ehrlichen Eindruck, dass sie gern da sind“, schreibt etwa ein Mitarbeiter im September 2022.

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On-Boarding für neue Mitarbeiter nennt Klaus Albers diese Begrüßungsrituale. „Dabei präsentieren wir unser Unternehmen möglichst von allen Seiten, stellen Produkte und Mitarbeiter vor und natürlich unser Unternehmen.“ Turck ist ein Familienunternehmen und gilt als „hidden champion“. Das beschreibt mittelständische Unternehmen, die zu den Weltmarktführern in einem Nischen-Segment gehören. Familienunternehmen bedeutet für Albers: „Transparenz und Offenheit sind uns wichtig, über alle Hierarchieebenen hinweg. Wir sehen uns als großes Team, in dem jeder ansprechbar ist, vom Azubi bis zum Geschäftsführer.“

Corona hat in dem Mülheimer Unternehmen einiges bewegt

Durch Corona hat sich auch bei Turck die Digitalisierung beschleunigt - und die Veränderungen halten an. „Homeoffice war vor der Pandemie etwas Exotisches. Jetzt erwarten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, dass man Möglichkeiten des mobilen Arbeitens bietet.“ Wie wichtig das Homeoffice Arbeitnehmern heutzutage ist, spiegeln auch die Online-Bewertungen wider. Wiederkehrender Kritikpunkt ist nämlich die Reglementierung der Homeoffice-Zeit auf 50 Tage. „Das hat sich schon geändert“, sagt Albers. Inzwischen sind mehr Homeoffice-Tage pro Jahr möglich. „Das entlastet auch uns als wachsendes Unternehmen, wenn unsere räumlichen Kapazitäten ausgeschöpft sind.“ Daneben wurde inzwischen ein digitaler Producer eingestellt, der in einem Bewegtbildstudio etwa Videos über neue Produkte erstellt, um alle Mitarbeiter weltweit auf dem aktuellen Stand zu halten.

Und was ist nun mit den netten Leuten im Ruhrgebiet? „Das kann ich bestätigen. Bei uns wird die Duz-Kultur gelebt und die Hierarchien sind sehr flach. Wir versuchen, uns zu kümmern. Wer ein persönliches Problem hat, für den finden wir in der Regel auch eine individuelle Lösung.“