Mülheim. Frauen aus bis zu 13 Nationen treffen sich einmal im Monat im Jugendzentrum Stadtmitte. Welche Frage all diese Frauen gemeinsam haben.
„Komm rein, ich kenn dich doch!“ Vahide Tığ fasst die Frau mit dem geblümten Kleid am Arm und zieht sie lachend in den Saal. Fünf Tische sind dort aufgestellt, fast alle Stühle sind besetzt. Heute ist Internationales Frauenfrühstück im Jugendzentrum Stadtmitte. Normalerweise findet hier ein vielfältiges Programm in der offenen Kinder- und Jugendarbeit statt. Aber einmal im Monat nehmen hier auf Initiative der Caritas Frauen aller Nationalitäten und Religionen Platz. „Mir ist ganz wichtig, dass die Frauen auch mal an sich denken. Darum geht es hier“, sagt Bilge Akbulut, die das Frühstück für die Caritas organisiert.
Schon bei der ersten herzlichen Begrüßung wird die familiäre Atmosphäre spürbar. „Egal, wie man sich vorher gefühlt hat, hier wird man verstanden“, sagt Saadia Ibaoune. Seit 15 Jahren gibt es das Internationale Frauenfrühstück. Seit etwa zehn Jahren ist die Frau mit marokkanisch-hessischen Wurzeln dabei. „Ich habe hier Freundinnen gefunden und man merkt immer wieder, dass wir Frauen dieselben Themen haben, egal woher wir kommen.“ Und welche sind das? „Was kommt in die Brotdose“, sagt Khadija Ettalbi trocken und alle nicken lachend.
Vor 18 Jahren ging es von Marokko nach Mülheim
Die gebürtige Marokkanerin kam vor 18 Jahren als Studentin nach Mülheim. „Hier kann man Nähe lernen. Man hat oft falsche Vorstellungen von anderen Kulturen oder Religionen. Aber Essen verbindet immer!“ Khadija Ettalbi lacht wieder, während sie das sagt, und deutet auf eine Platte mit Harcha, die sie heute zum Büffet beigesteuert hat. Das ist ein Kuchen aus Gries, der traditionell mit Honig gegessen wird. Daneben gibt es heute eine türkische Eierspeise, Bananenbrot, Oliven und vieles mehr. Soltana Beko kommt aus Syrien und schwärmt von Falafel zum Frühstück. Sie schätzt das Frauenfrühstück auch, weil sie dort in netter Atmosphäre ihre Sprachkenntnisse verbessern kann.
Die etwa 20 Frauen, die heute gekommen sind, haben bosnische, pakistanische, tunesische und deutsche Wurzeln. Bis zu 13 Nationen versammeln sich regelmäßig. Auch Russinnen und Ukrainerinnen treffen hier aufeinander, genauso wie Frauen palästinensischer und israelischer Herkunft. Kommen da beim Frühstück auch mal politische Themen auf den Tisch? „Nie, wir sprechen über ganz praktische Dinge unseres Lebens, die uns alle beschäftigen wie Gesundheit, Kindererziehung und das deutsche Schulsystem“, sagt Saadia Ibaoune, die unter anderem im Integrationsrat engagiert ist. Wie auf Knopfdruck gesellt sich eine Frau an den Tisch von Vahide Tığ und erzählt von ihrer pubertierenden Tochter, die seit neuestem bevorzugt allein in ihrem Zimmer hockt. „Ist das noch gut?“, fragt sie in die Runde und sofort geht das Gespräch los.
Mülheimer Frauen: im geschützten Raum Fragen stellen
Immer wieder laden die Organisatorinnen Referenten ein. So war neulich der Vertreter eines Pflegedienstes da, um über die Pflege von Angehörigen zu sprechen. Auch Behördenvertreter, etwa vom Arbeitsamt, werden eingeladen. „Es ist etwas ganz anderes, in Ruhe und in diesem geschützten Raum Fragen stellen zu können. Man hat viel weniger Berührungsängste“, sagt Saadia Ibaoune, die sich auch mal einen Vortrag zum Thema Frauengesundheit wünschen würde. Immer wieder hat sich das Frauenfrühstück auch als Motivator erwiesen. „Ich habe mich getraut und um eine Stelle in einer OGS-Betreuung beworben, nachdem ich mich hier mit den Frauen ausgetauscht habe“, berichtet eine Frau, die nun auf Antwort wartet.
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Das Frauenfrühstück pausiert in den Ferien und findet wieder am 31. August statt - immer an jedem letzten Donnerstag im Monat. Für vertiefende Gespräche und eine intensivere Alltagsberatung organisiert die Caritas zusätzlich den Frauentreff an der Flüchtlingsunterkunft am Klöttschen. Auch dies ist ein offener Treff. Er findet wieder ab dem 7. August jeweils montags von 10.30 bis 12.30 Uhr statt.
Das Sommerferienprogramm des Jugendzentrums Stadtmitte kann hier aufgerufen werden.