Mülheim. Mancher Mülheimer hat sein Vermögen in eine wohltätige Stiftung gesteckt. Sport, Streetwork, Kultur und Bildung werden mit den Millionen möglich.

Der Styrumer Sportpark ist ein gutes Beispiel dafür, wie Stiftungsgelder wichtige Projekte möglich machen. Ein beachtlicher Betrag von der Leonhard-Stinnes-Stiftung ist in die Finanzierung des Freizeit- und Fitnessareals mit eingeflossen. Diverse Projekte des Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) zur Förderung von Schülern, die Schaffung einer Streetworker-Stelle für die Innenstadt oder der Kauf eines neuen Untersuchungsgerätes für die Augenklinik (Notaufnahme) wurden ebenfalls mit finanzieller Hilfe von Stiftungen realisiert.

All das ist Mülheimerinnen und Mülheimern zu verdanken, die ihr Vermögen nicht verprasst oder vererbt haben, sondern in eine Stiftung eingebracht und damit wohltätigen Zwecken zugeführt haben. „Stiftungen tragen auf vielfältige Weise zum Gemeinwohl bei. Ohne sie wäre Mülheims kulturelles, sportliches und soziales Leben um ein Vielfaches ärmer“, heißt es im neusten Bericht der Stadt zu den zehn von ihr verwalteten „rechtlich unselbstständigen Stiftungen“. Insbesondere Kinder und Jugendliche profitierten in vielerlei Hinsicht von den Zuwendungen aus den Stiftungserträgen – aber auch alte und kranke Menschen.

Projekte zugunsten von Mülheimer Jugend, Kultur, Sport, Medizin

Zieht man die Verwaltungsgebühren und die Beträge, die ins Anlagekapital fließen, einmal ab, kommt man für die Jahre 2020 und 2021 auf rund drei sowie vier Millionen Euro, die für das Gemeinwohl ausgegeben werden konnten. In die Bereiche Jugend, Spiel und Sport konnten fast 1,1 Millionen Euro in 2020 und 708.400 Euro in 2021 mit investiert werden. Der Sektor Bücherei, Bildung und Kultur wurde mit circa 720.000 Euro in 2020 und fast 741.000 in 2021 unterstützt. Für die Augenklinik konnten genutzt werden: rund 790.000 Euro in 2020, aber an die 2,1 Millionen Euro in 2021. Kleinere Beträge wurden gespendet für Ausbildung (insgesamt etwa 530.000 Euro) oder Soziales (ca. 44.000 Euro).

Das Geld, das die Stiftungen erwirtschaften, fließt in gemeinnützige Projekte.
Das Geld, das die Stiftungen erwirtschaften, fließt in gemeinnützige Projekte. © picture alliance / dpa | Oliver Berg

Leonhard-Stinnes-Stiftung bleibt das „Flaggschiff“ in Mülheim

Unter den zehn Stiftungen ist die 112 Jahre alte Leonhard-Stinnes-Stiftung die finanzkräftigste und vielseitigste. In 2020 konnte sie rund 2,86 Millionen Euro, in 2021 etwa 4,51 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Beträge, mit denen zahlreiche gemeinnützige Projekte verwirklicht werden konnten, dazu zählen unter anderem: die Attraktivierung der Spielgeräte auf Kinderspielplätzen, die Förderung der Jugendarbeit in Vereinen, die Gesundheitsförderung in Kindergärten, Zuschüsse für arme Familien für Klassenfahrten.

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Andere Stiftungen konnten noch keine Erträge generieren und spenden. Die Irmgard und Werner Meller Stiftung beispielsweise wurde erst 2019 von der Stadt Mülheim übernommen, sie erzielte bisher noch keine Einnahmen, da das Kapital noch nicht zinsbringend angelegt werden konnte. 2021 wurden aber 3.000 Euro zur Erfüllung des Stiftungszwecks eingezahlt. Eine erste Förderung wird daher für 2022 erwartet. Unterstützt werden sollen vorrangig gemeinnützige Organisationen, die hilfsbedürftige Menschen fördern.

Stadt Mülheim verwaltet zehn von rund 50 Stiftungen

Weitere acht Stiftungen werden von der Stadt Mülheim verwaltet. Die Vereinigte Coupienne- und Rosorius-Stiftungen konnten in den Jahren 2020/21 insgesamt rund 3600 Euro für soziale Zwecke geben. Die August-und-Josef Thyssen-Stiftung steckte etwa 346.500 Euro in den Kinder- und Jugendbereich. Die Heinrich-Thöne-Stiftung konnte mit rund 25.300 Euro soziale Maßnahmen unterstützen, die Gretchen-Leonhard-Stiftung rund 10.000 Euro geben.

Die Somborn-Stiftung förderte die Augenklinik. Die Familie-Feldmann-Stiftung erzielt aktuell keine Erträge, die Cläre-und-Hugo-Stinnes-Stiftung gab 5.330 Euro für Jugend und Soziales. Eine richtig hohe Summe steckte die Stiftung Augenheilanstalt in die Augenklinik: Diese konnte mit den 56.676 Euro in 2021 ein teures Untersuchungsgerät anschaffen.

Für Stiftungen gibt es genaue Vorschriften. In Mülheim fördern über 50 Stiftungen gemeinnützige Projekte.
Für Stiftungen gibt es genaue Vorschriften. In Mülheim fördern über 50 Stiftungen gemeinnützige Projekte. © Funke Foto Services GmbH | Olaf Ziegler

Kleine Mülheimer Stiftung gibt Geld für Ledermuseum

Neben den „rechtlich unselbstständigen Stiftungen“ gibt es über 40 weitere Stiftungen in Mülheim. Zum Beispiel die Bürgermeister-Schiemer-Stiftung. „Bürgermeister Schiemer war mein Ururgroßvater“, berichtet Hansgeorg Schiemer, der die Stiftung gegründet hat und ihr vorsteht. Stiftungszweck sei die Förderung von Kultur- und Regionalpflege (darunter Heimatgeschichte). „Wir haben kürzlich einen nicht unerheblichen Betrag für das neue Beleuchtungskonzept des Ledermuseums gestiftet. Aber auch das Tersteegenhaus und die Burg Vondern (OB) konnten wir schon finanziell unterstützen“, zählt Schiemer, der sich schon länger mit dem Thema Stiftungen beschäftigt, auf.

Der Geschäftsführer der Mülheimer CDU-Fraktion betont: „Die Anzahl der Stiftungen in Mülheim ist beachtlich, die Stiftungszwecke sind ganz unterschiedlich. Angesichts der Zinssituation in den letzten Jahren waren die Erträge nicht so groß. Riesenbeträge können die kleineren Stiftungen momentan daher nicht spenden, aber immerhin.“

Die Fraktionen von Mülheimer CDU und Grünen regen aktuell „eine stärkere Vernetzung aller rund 50 Stiftungen“ in der Stadt an. Im Stiftungsregister NRW sind 42 Namen in Mülheim aufgeführt. Einige sind der Öffentlichkeit ein Begriff – etwa die Bürgerstiftung Mülheim an der Ruhr oder die Stiftung Sammlung Ziegler. Andere sind weitgehend unbekannt. Wer Unterstützung sucht für ein Projekt, kann im Register mögliche Ansprechpartner finden.

Gesprächskreis „Mülheimer Stiftungen“ besteht seit 2020

„Bei der Öffentlichkeitsarbeit vieler Stiftungen gibt es aber noch Luft nach oben“, so Hansgeorg Schiemer. Deshalb hat er 2020 zusammen mit Patrick Marx von der Bürgerstiftung Mülheim schon einen Gesprächskreis „Mülheimer Stiftungen“ einberufen. „Die personellen Ressourcen bei der Stadt sind nicht groß, das weiß ich. Um die Stiftungen und ihre Aktivitäten noch mehr bekannt zu machen, wäre es aber wünschenswert, dass bei der städtische Stiftungsverwaltung alle Informationen gebündelt werden.“

Wie gründet man eine Stiftung? Informationen dazu gibt es unter anderem beim Bundesverband deutscher Stiftungen unter www.stiftungen.org.