Mülheim. Harte Riffs und friedliche Stimmung zeichnen das Castle-Rock-Festival in Mülheim aus. Warum gerade auch Bands das Schloß Broich feiern.
„Hey, hier sind ja richtig viele alte Säcke!“, ruft Alexander „Lex“ Wohnhaas ins weite Rund des Broicher Schloßhofs. Natürlich eher scherzhaft gemeint, bezieht sich der Sänger der Band Megaherz doch lediglich auf die Fans, die auf Nachfrage per Handzeichen äußern, den Szene-Hit „Kopfschuss“ von 1998 zu kennen. In der Tat ist das Publikum beim „Castle Rock“ aber altersmäßig gut durchmischt. Gothic- und Metal-Veteranen zwischen 40 und 60 feiern gemeinsam mit dem teils noch minderjährigen Nachwuchs den mit Hits gespickten Auftritt des Headliners am Freitagabend.
In der Jubeltraube befindet sich auch Familie Perez Sanchez, bestehend aus Mareike (44), Antonio (43) und den Söhnen Luan (6) und Nael (8). Sie sind extra aus Melle im Landkreis Osnabrück nach Mülheim gereist. „Ich war erstmals vor 15 Jahren hier, damals noch auf dem „Burgfolk“-Festival. Es ist gerade mit den Kindern hier total angenehm, notfalls kann man ganz schnell raus und ist im Grünen oder in der Stadt, im Gegensatz zu den großen Festivals wie dem Mera Luna“, erläutert Mutter Mareike.
Mülheimer Schloss-Kulisse steht bei Bands und Fans hoch im Kurs
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Die gut 175 Kilometer Anfahrt pro Strecke hat die Familie vor allem wegen zwei Bands auf sich genommen: „Null Positiv und Megaherz. Die Songs laufen ständig bei den Eltern und die Kinder sind drauf angesprungen“, sagt die Mama.
Wie Megaherz machen auch besagte Null Positiv mit ihrem deutschsprachigen Metal-Sound positiv auf sich aufmerksam. Sängerin Elli Berlin fällt nicht nur durch fast knielange türkisfarbene Dreadlocks, sondern auch durch ihre kraftvolle Performance und großen Stimmumfang auf. Fast eine Stunde lang steht die Frontfrau nach dem Auftritt am Merchandise-Tisch und erfüllt geduldig jeden Autogramm- und Fotowunsch – die direkte Nähe zu den Bands ist ein traditionelles Markenzeichen des Festivals.
Vom Schlosshof und der Atmosphäre zeigt sie sich begeistert: „Wir spielen nicht oft in solch besonderen Kulissen. Es ist großartig hier, ein richtig schöner Kessel. Wir in der Band überlegen schon fast, ob wir zukünftig nicht mal einige Bandfotos hier aufnehmen wollen.“
Warkings rocken in historischen Kriegs-Gewändern
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Für den optisch beeindruckendsten Auftritt des Wochenendes sorgten die Warkings. Eine erst 2018 gegründete multinationale Power-Metal-Band, deren Mitglieder sich in aufwendig gestalteten wie martialisch anmutenden Gewandungen präsentieren. Diese kokettieren aber nicht mit aktuellen Konflikten wie dem Ukraine-Krieg, stellen stattdessen Römer, Spartaner oder Wikinger dar.
In den Texten geht es ebenfalls um Historisches, bevorzugt Schlachten, die sich in lange zurückliegenden Epochen ereigneten. „We will fight, we will fight, we will fight, fight, fight“ singt Frontmann Georg Neuhauser im Kostüm eines Tribuns – auf die Melodie der italienischen Partysanen-Hymne „Bella Ciao“. Das Publikum reagiert euphorisch.
Wieder einer dieser Momente, in denen sich Festivalorganisator Michael Bohnes in seiner Mission bestätigt fühlt: Er will, wie er sagt, Jahr für Jahr „die Lieblingsbands von morgen finden“, verweist gern auf mittlerweile bekannte Gruppen wie die Eurovision-Song-Contest-Teilnehmer Lord Of The Lost, die schon in frühen Jahren ihrer Existenz auf dem „Castle Rock“ spielten. Sein Fazit zur 21. Auflage des Events fällt eindeutig aus: „Es hätte besser kaum laufen können. Die Stimmung ist super, alles harmonisch und friedvoll. Für uns als Orga-Team war es ein sehr entspanntes Wochenende.“
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Glück mit dem Wetter – Pech mit dem Bier
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Auch am ausverkauften Samstag lief nahezu alles glatt, lediglich die einige Mal ins Stocken geratene Versorgung mit Pils-Bier führten einige Gäste als Kritikpunkt an. Zum „Goth&Roll“ von The 69 Eyes aus Finnland und Dark Metal von End Of Green sowie Lacrimas Profundere, deren Sänger Julian Larre schon während des Auftritts das Bad in der Menge suchte, hielt auch das Wetter – anders als zuvor angekündigt fielen den Tag über nur einzelne Regenschauer. „Der da oben ist scheinbar auch ‚Castle Rock’-Fan“, scherzt Bohnes.
Die Planungen für die nächste Auflage des Festivals sind derweil in vollem Gange, erste Künstlerinnen und Künstler bereits verpflichtet (siehe Infobox). Schon Ende August will der Festivalchef den Samstags-Headliner für 2024 präsentieren – er befindet sich „in aussichtsreichen Verhandlungen mit einem dicken deutschen Act“.
Die besten Fotos vom Festival gibt’s online hier:
Erste Infos zum kommenden „Castle Rock“
Traditionell kündigt das „Castle Rock“ auch immer schon einige Bands für das jeweils nächste Festival an – so auch dieses Jahr. Am 5. und 6. Juli 2024 findet die 22. Auflage im Broicher Schloßhof statt.
Mit dabei sind dann die Sauerländer Power-Folk-Metaller Orden Ogan sowie Gothminister, Unzucht, A Life Divided. Visions of Atlantis und Böse Fuchs & Sly. Weitere Acts werden in den kommenden Monaten nach und nach veröffentlicht.
Der offizielle Kartenvorverkauf startet auf www.castlerock-festival.de am 31. August.