Mülheim. Weniger Auto fahren, auf Fleisch verzichten? Wie sie zum Klimaschutz beitragen wollen, zeigten Mülheimerinnen und Mülheimer beim Klimafest.
Ambitioniertes Ziel der Stadt Mülheim ist es, in 2035 die Klimaneutralität zu erreichen. Dazu gab es im Vorfeld eine Reihe Workshops, zudem wurden die Bürger aufgerufen, sich online mit Ideen am Klimaschutzkonzept zu beteiligen. Nun gibt es erste Ergebnisse, die beim Klimafest in der Parkstadt auf die Neugierde der Besuchenden stießen.
Der Stand, an dem sich die Besucher anhand von Plakaten über den Erarbeitungsstand der Online-Beteiligung informieren können, ist am Sonntagnachmittag gut besucht, das Interesse am Thema scheint groß. Der Stadt ist es im Zuge der Klimaneutralität wichtig, den Energieverbrauch zu reduzieren: Öl und Gas, Benzin und Diesel sollen durch erneuerbare Wärme und Strom aus Sonnenenergie, Wind, Wasser und Erdwärme ersetzt werden.
Mülheimerin ärgert sich: „Mancher Bus fährt leer. Kann man das besser organisieren?
Im Bereich Mobilität soll unter anderem die Fahrradinfrastruktur ausgebaut werden. Dazu gab es viele Anregungen der Bürgerinnen und Bürger, wie Ampelschaltungen fahrradfreundlicher gestalten, Gehwege freihalten und Parkverbote umsetzen. Es werden Fahrrad-Abstellplätze benötigt und auch eine autofreie Innenstadt wird in der Ideensammlung angesprochen.
Einige Besucher machen sich auch Gedanken, was die Stadt zudem machen kann. „Man sollte die Bus- und Bahnverbindungen mal prüfen“, regt Nanette Meyer aus Saarn an. Sie hat beobachtet, dass einige Busse komplett leer fahren, während manche zu Stoßzeiten überfüllt sind. „Vielleicht kann man das besser organisieren“, wäre ihr Wunsch.
An fast 40 verschiedenen Ständen erhalten die Besucher zudem Informationen wie zum Beispiel Naturgärten, Dachbegrünungen, Wärmepumpen, Photovoltaik und faires Essen zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit beitragen können. Die meisten Besucher kommen, um sich allgemein über Klimaschutz zu informieren, doch fast jeder und jede ist gerne bereit, selbst dazu beizutragen. „Ich benutze öfter das Fahrrad und gestalte meinen Garten bewusst so, dass er einen Lebensraum für Insekten bietet“, erklärt Isabel Orlik, die bei dem Thema auch an die Zukunft unserer Kinder denkt.
Mülheimer Paar fährt dem Klima zuliebe nun E-Auto und isst weniger Fleisch
Die meisten sind sich einig, dass es nicht nur auf ein großes Projekt ankommt, sondern dass Klimaschutz nur funktioniert, wenn alle sich beteiligen. Wie auch Magdalena und Martin Maimka, die der Umwelt zuliebe bereits auf ein E-Auto umgestiegen sind. „Und wir essen weniger Fleisch“, fügt Magdalena Maimka noch hinzu.
Doch manche kommen auch, um sich ganz speziell über ein Thema zu informieren. „Wir interessieren uns für die Genehmigung und Zuschüsse für die Solar-Paneelen an dem Balkon“ erklärt eine Besucherin ihr Anliegen. Anke Schäfer-Delija von der Solidarischen Landwirtschaft Mülheim nutzt eine kleine Pause, um sich auch an den anderen Ständen umzuschauen und zu informieren. Sie ist begeistert von der großen Resonanz des Festes: „Ich freue mich, dass die Stadt ein Event organisiert hat, um die Aufmerksamkeit auf den Klimaschutz zu lenken.“
Photovoltaik-Anlage: Nicht auf dem Dach, sondern auf dem Grundstück installieren
Ein Besucher kommt auch ganz speziell, um für sein Projekt zu werben. Noah Lichtenberg, Immobilienmakler in Mülheim, möchte auf seinem Grundstück eine Photovoltaik-Anlage installieren, um die Möglichkeit zu haben, völlig autark zu sein, wie er sagt. „Wir haben Analysen und ein Konzept erstellen lassen, jedoch noch keine Genehmigung erhalten.“ Gerne würde er als Pionier mit dieser Idee den Anfang machen und vielleicht andere dazu inspirieren. Da es viele Dächer in Mülheim gebe, die zu alt für Photovoltaik-Anlagen seien, könne das eine gute Alternative sein und würde helfen, die Klimaneutralität 2035 zu erreichen.
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„Wir wollen helfen, klimaneutral zu werden, doch es ist nicht einfach, die erforderlichen Zusagen zu erhalten“, so Noah Lichtenberg. Doch er freut sich, dass heute interessierte Menschen von der Stadt zugehört haben und sich die Konzepte ansehen. Sein Projekt ist auf der Ideen-Karte eingetragen und er hofft, dass sein Vorhaben genehmigt wird.
Kinder erkunden, was Schlammröhrenwürmer mit dem Klima zu tun haben
Viele Familien haben sich das Sommerfest in der Parkstadt als Ziel ihrer Fahrradtour ausgesucht und nutzen das schöne Wetter, um einen Ausflug zu machen. An den angebotenen Kinder-Mitmachaktionen haben nicht nur die Kleinen Spaß. Am Stand des RWW Trinkwasser können die Kinder spielerisch durch Solartechnik einen Springbrunnen zum Plätschern bringen. Leonie, 5 Jahre, und Luisa 3 Jahre, betrachten fasziniert, wie der Brunnen aufhört zu sprudeln, sobald das Solarpaneel kein Licht mehr bekommt.
Am spannendsten sind für die Kinder die Mikroskope des Haus Ruhrnatur, unter denen sie zum Beispiel lebendige Schlammröhrenwürmer betrachten können. „Diese befinden sich im Abwasser, glücklicher Weise nicht in unserer Ruhr“, erklärt eine Mitarbeiterin und führt aus: „Tiere sagen viel über die Wasserqualität aus. Ob es sauber oder stark belastet ist.“ Felix, 6 Jahre alt, freut sich, als er die kleinen Tiere beobachtet. „Das sieht cool aus!“
Die Live Band „Tuberculucas and the Sinus Blues Band“ sorgten für eine schöne Festival-Stimmung beim Klimafest. Auf den Bänken, die angenehm im Schatten der Bäume stehen, genossen zahlreiche Gäste eine kleine Pause und lauschten der Musik.