Mülheim. In Sachen Photovoltaik-Anlagen hat Mülheim in diesem Jahr schon mehr erreicht als im Bundesdurchschnitt. Warum es dennoch nicht ausreicht.

Allein im ersten Quartal 2023 sind in der Stadt 145 Solaranlagen neu installiert worden. Damit hat sich die Zahl solcher Anlagen in Mülheim allein in den ersten drei Monaten um zehn Prozent gegenüber 2022 gesteigert und liegt sogar über dem bundesweiten Durchschnitt aller deutschen Städte von 7,7 Prozent sowie dem Landestrend von 8,2 Prozent. Die Zahlen gehen aus Angaben des Solar Atlas des Vergleichsportals Selfmade Energie unter Berufung auf die Bundesnetzagentur hervor. Die gute Nachricht hat jedoch einen Haken.

2050 Städte hat das Vergleichsportal bundesweit ausgewertet. Mülheim hat beim Ausbau demnach stärker zugelegt als manch’ andere Stadt und erzielt mit seinen Photovoltaik-Anlagen eine Leistung von 23 Megawatt. Mit Blick auf die vergangenen fünf Jahre hat Mülheim seine Anlagen mehr als verdoppeln können, von 831 (2018) auf heute 1668.

PV-Ranking: Platz 1969 für Mülheim bei Anlagen pro 1000 Einwohner

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Im Detail zeigt sich, dass die PV-Anlagen in Mülheim gerade seit 2020 sogar jährlich um 16 bis fast 20 Prozent zugenommen haben. Konkret kamen 2020 rund 155 Anlagen, 2021 rund 180 und 2022 sogar 253 Solaranlagen hinzu. Nur um das vergangene Niveau wieder zu erreichen, müssten in Mülheim also bis Ende 2023 wenigstens noch weitere 110 Anlagen gebaut werden.

Und doch landet die Ruhrstadt mit der Erwirtschaftung von Sonnenstrom nur auf Platz 458 von 2050 verglichenen Städten. Gemessen an der Zahl der PV-Anlagen pro 1000 Einwohner sackt Mülheim sogar noch wesentlich stärker nach unten: auf Platz 1969.

Bottrop hat konkret deutlich mehr Anlagen als das größere Mülheim

Ein Vergleich der Nachbarstädte Oberhausen, Bottrop und Essen zeigt jedoch, dass diese zwar nicht die hohen prozentualen Gewinne Mülheims haben, aber in konkreten Zahlen besser abschneiden. So hat Bottrop die Zahl seiner Anlagen im ersten Quartal 2023 nur um 5,6 Prozent gesteigert, die Stadt mit 117.000 Einwohnern liegt jedoch mit 2046 Anlagen gut ein Viertel vor Mülheim. Auf 1000 Einwohner kommen hier 17 PV-Anlagen, in Mülheim zehn.

Ähnlich hat Essen mit 583.000 Einwohnern nur ein Plus von 7,2 Prozent erreicht. Auf 1000 Einwohner kommen in Essen nur rund sieben Anlagen. Konkret aber gibt es 3752 PV-Anlagen in der Stadt – mehr als doppelt so viele. Im Vergleich mit Oberhausen (1618 PV-Anlagen) hingegen liegt Mülheim etwa gleich auf.

Doch angesichts der Menge an Strom, die Mülheim benötigen würde, um in zwölf Jahren klimaneutral zu werden, reichen auch die guten prozentualen Zuwächse bei weitem nicht. Wie eine Analyse des Fraunhofer-Instituts und der „Energielenker“ im Auftrag der Stadt ermittelte, müsste Mülheim bis zum Jahr 2035 rund 40 Megawattpeak durch Solarstrom hinzugewinnen – jährlich. Das wären jedes Jahr etwa 2400 statt wie bislang 253 zusätzliche Dachanlagen.

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