Mülheim. Zum Auftakt des Klavierfestivals Ruhr erlebte das Publikum in Mülheims Stadthalle jetzt einen berauschenden Abend. Was ihn so besonders machte.

Es war ein großartiger Auftakt des Klavierfestivals Ruhr in Mülheims Stadthalle: Der Kammermusikabend bescherte den Zuhörern ein phantastisches Trio mit der Ausnahmekünstlerin Sharon Kam, Markus Becker und Alban Gerhardt.

Schon die Programmgestaltung faszinierte ungemein: Das Klavier als Protagonist des Klavierfestivals Ruhr gestaltete sich als konstanter Faktor auf der Bühne mit dem hervorragenden Markus Becker. In wechselnder Besetzung gesellte sich mal das Violoncello, dann die Klarinette dazu, bevor die drei herausragenden Musizierenden in einem traumhaft miteinander agierenden Trio zusammenfanden.

Klavierfestival Ruhr würdigt Max Reger zu dessen 150. Geburtstag

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Den Abend eröffneten zwei Werke von Max Reger, dessen 150. Geburtstag das Klavierfestival dieses Jahr angemessen würdigt. Immer noch zu selten gespielt, verzauberte gleich die Sonate für Violoncello und Klavier Nr. 4 in a-Moll op. 116 den zu zwei Dritteln besetzten Saal. Diese letzte Cellosonate, entstanden 1910, zeigt einen der Spätromantik zugeneigten Komponisten, der dem expressiven Cello – mit dem wunderbar einfühlsam und feinfühlig aufspielenden Alban Gerhardt – ausreichend Möglichkeiten bietet, den warmen Celloklang in weiten Kantilenen auszubreiten.

Gleichwohl blieb Reger sich und seiner stets aufmüpfigen Art treu und fordert von den beiden wunderbar aufeinander eingehenden Musikern höchste Konzentration und Spieltechnik bei ihren jeweils sehr anspruchsvollen Parts. Schließlich verliert sich Reger nicht in diesen Melodiebögen, sondern setzt mit abrupten Dynamik- und Stimmungswechseln markante trotzige Zeichen.

Sharon Kam raubte dem Auditorium in Mülheim schier den Atem

Ähnlich gestaltet sich die Sonate für Klavier und Klarinette Nr. 3 in B-Dur op. 107, bei der Sharon Kam mit ihrem einzigartigen Klangvermögen dem Publikum schier den Atem raubte. Welch klare, runde Töne sie selbst im feinsten Pianissimo zu gestalten vermag, ist wahrlich ein juwelengleiches Geschenk an das Publikum, das sich dann auch zu Recht mit Bravo-Rufen bedankte.

Forderte bereits der erste Konzertteil mit jeweils sehr intensiven Werken das Können der Musizierenden heraus, durften sich die drei dann nahezu unbeschwert dem Spätromantiker Johannes Brahms hingeben, dessen Einflüsse auf Reger der Jüngere auch nie verleugnet hatte. Die zuvor einzeln genossenen Klangfarben gerade der Soloinstrumente Cello und Klarinette verbinden sich im Trio für Klavier, Klarinette und Violoncello op. 114 auf berauschendste Weise. Mit der erneut erklingenden Tonart a-Moll rundete dieses sanft daherkommende, sehr kantable und voller Spielfreude präsentierte Werk den äußerst gelungenen Konzertabend darüber hinaus auch noch auf bezauberndste Weise ab.

Bei der Zugabe mit dem zweiten Stück aus Max Bruchs „Acht Stücke op. 83“ verzauberte das hervorragende Trio mit seiner ausgelassenen Spielfreude und wurde zu Recht bejubelt.

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