Mülheim. Wie steht es um die Sportangebote für junge Leute in Mülheim? Beim „Mitternachtssport“ sagen Jugendliche, was sie gut finden und wo es hakt.
Kaum sind die Türen um 19.30 Uhr geöffnet, schon trudeln die ersten Kinder und Jugendlichen ein. Kurz darauf ist die Turnhalle bereits gut gefüllt: Gut 150 junge Leute lassen die Bälle hin und her fliegen. Noch gilt die erste halbe Stunde freies Spiel. Dann aber wird’s ernst: Auf der Stelle laufen, Schultern kreisen, „Hampelmann“ – professionelles Aufwärmen steht auf der Tagesordnung. Denn gleich geht’s richtig los. Alle machen begeistert mit, keiner sitzt in der Ecke und guckt zu.
Denn das gab es schon lange nicht mehr: Action bis zur Geisterstunde verspricht der „Mitternachtssport“. Schließlich musste der wegen Corona in den vergangenen Jahren Pause machen. Fünf verschiedene Disziplinen kann man hier – in der Styrumer Turnhalle an der Von-Tann-Straße – endlich wieder ausprobieren. CVJM und die Arbeitsgemeinschaft der Offenen Türen (AGOT) haben das Sport-Event auf die Beine gestellt speziell für Jugendliche zwischen 14 bis 27 Jahren.
Mülheimer Schüler wünscht sich intakte Basketballplätze
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Nach dem Aufwärmen geht es auf die Plätze, begonnen wird mit Basketball, Volleyball und Flag-Football. Musik aus den Boxen feuert die Spielenden an. Die Stimmung ist ausgelassen, die Jugendlichen sind voller Eifer dabei, es wird gejubelt und gerannt, alle machen mit. In der Oase, in einem Nebenraum der Turnhalle, werden Getränke und Essen bereitgestellt. Bei Verletzungen stehen notfalls zwei Sanitäterinnen bereit.
Viele haben auf so ein Ereignis schon gewartet: Einer von ihnen ist der 17-jährige Felix. Er ist mit seinen Freunden zwar fast jede Woche in der Turnhalle an der Willy-Brandt-Schule und spielt mit ihnen Basketball, dennoch sieht er Verbesserungsbedarf: „Ich würde mir Basketballplätze wünschen, bei denen die Ringe nicht verbogen sind und die Netze haben.“
Dass jungen Leuten in Mülheim die Bewegung fehlt, ist immer wieder Thema nicht nur bei Jugendlichen: Aktuelle sportmotorische Testungen an Mülheimer Grundschulen mit 1800 Teilnehmenden etwa haben gezeigt, dass rund 20 Prozent der Kinder als übergewichtig oder zum Teil sogar adipös sind. Dabei zeigte sich auch ein Zusammenhang zwischen sozial benachteiligten Kindern und solchen mit geringen sportlichen Fähigkeiten. Doch liegt es an mangelnden Angeboten?
AGOT-Sprecher: „Mülheim hat eine gute Infrastruktur bei Angeboten für Jugendliche“
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Veranstaltungen wie der Mitternachtssport arbeiten zumindest dagegen. „Es ist ein geiles Sportevent für Jugendliche, hier können sie neue Sportarten ausprobieren“, sieht CVJM-Jugendreferentin Sahra Terbeck als guten Anreiz, sich zu bewegen.
„Die letzten Jahre kam der Mitternachtssport immer gut an, sogar bei denjenigen, die sonst nicht so viel Bock auf Sport haben“, bestätigt Tobias Schwandt vom Jugendzentrum Altes Wachhaus der Awo. Viele Jugendliche würden auch den nahe gelegenen Sportpark in Styrum nutzen, wie es aber in anderen Stadtteilen um Sportangebote steht, wisse er nicht.
Michael Lingenberg ist einer der Sprecher der AGOT und schätzt die Angebote in Mülheim durchaus positiv ein: „Mülheim hat eine gute Infrastruktur bei Angeboten für Jugendliche, es ist nur schwierig bis zu den Jugendlichen durchzudringen, dass es solche Angebote überhaupt gibt.“
Anwohner beschweren sich oft über Lärm
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Die Jugendzentren nehmen als Anlaufstelle für sportliche Aktivität eine wichtige Rolle ein, ohne dass man gleich im Verein aktiv sein muss, wie der 19-Jährige Alan Zefrino Santos Samudio aus dem Jugendzentrum Friedrich Wennmann Haus verrät: „Es gibt genug Plätze und sportliche Angebote in Mülheim. Unser Jugendzentrum bietet viele sportliche Aktivitäten an, wir gehen Kickern, Bowlen oder veranstalten ein Dartturnier“, erzählt der Schüler.
Max Niehammer (20) und die Brüder Moritz (18) und Tim (21) Döring sind schon zum dritten Mal beim Mitternachtssport. In ihrer Freizeit sind sie in Basketball, Handball und Volleyball Vereinen, sie finden die Sportangebote in Mülheim ausreichend: Es gibt genug Angebote in Mülheim, aber mehr davon würden natürlich nicht schaden“, so der 21-Jährige.
Und manchmal liegt das Problem weder an mangelnder Lust noch am fehlenden Angebot, wie Tobias Schwandt erläutert: „Oft beschweren sich die Nachbarn wegen der Lautstärke und die Jugendlichen dürfen dort nicht weiterspielen.“