Mülheim. . Vor 30 Jahren quittierte Rudolf „Suppi“ Huhn seinen Dienst bei der Stadt und ließ sich auf den Reiz und die Unsicherheit eines Musikerlebens ein.
Der Wechsel könnte kaum krasser sein: 30 Jahre ist es her, dass Rudolf Huhn seine sichere und vorgezeichnete Beamtenlaufbahn bei der Stadt verließ und sich auf die ungesicherte Existenz eines Musikers, Tontechnikers und Produzenten einließ. Fortan programmierte er Synthesizer statt für das Ordnungsamt Knöllchen zu schreiben. Diesen Schritt hat der 61-jährige nie bereut, auch wenn der Weg nicht immer gerade verlief und er bittere Rückschläge erleben musste, wie vor sechs Jahren das Insolvenzverfahren, das er jetzt überstanden hat.
Den Spitznamen Suppi hatte er schon früh in der Schule verpasst bekommen, und ihn bald als Marke kultiviert. Das reicht bis zum Hahnenkamm und einem Eintrag im Personalausweis.
Musik prägt sein Leben, seit er sechs Jahre alt ist
Leicht fiel ihm der Sprung nicht, obwohl er schon erfolgreich war. Musik prägt sein Leben seit er sechs ist. Mit seiner ersten Band ist er gemeinsam im Kühlhaus an der Weseler Straße jobben gegangen. Dort haben sie Schweinehälften geschultert, um vom hart erarbeiten Lohn einen Orgelbausatz zu kaufen. Queen und Emerson, Lake & Palmer waren seine Idole.
Sein Vater, der ebenfalls Rudolf heißt, war Personalratsvorsitzender bei der Stadt und hatte eine Beamtenlaufbahn als das Beste, was es gibt, angepriesen. „Musik kann man nur als Vollzeitjob machen“, hatte ihm dagegen eindringlich der Drummer Wolf Simon eingebläut und die sonst fehlende Leidenschaft angemahnt, ehe er mit ihm vor 30 Jahren durch die USA trampte. Später sollte jener bei so unterschiedlichen Stars wie Klaus Lage, Wolfgang Petry, Howard Carpendale und den Höhnern am Schlagzeug sitzen. „Er war es auch, der mir später riet, Rockmusik mit Kindern zu machen, nicht so Trallala, sondern richtige Songs, die auch immer eine zweite Ebene für Erwachsene haben“, erinnert sich Suppi Huhn, der sich damals bei der Stadt erst einmal beurlauben ließ. Man weiß ja nie.
„Sonnenstudio“ und „Mallorca“
Erfolg hatte Huhn schon mit der Band K.E.C.K. (Klaus Enkmanns Chaoten Kommando), die sich kürzlich für ein privates Reunion-Konzert traf. „Das hat sehr viel Spaß gemacht. „Da spielen die Finger automatisch.“ Um Spaß ging es auch in den Songs. „Im Sonnenstudio“ gewann einen Preis der Deutschen Phonoakademie und kletterte auf Platz 2 der WDR Schlagerrallye. 100 Konzerte im Bundesgebiet und die Single „Mallorca“ folgten, die sich zum Hit mauserte und ebenfalls auf Platz 2 kletterte. Im Fernsehen waren sie dann bei Rudi Carrell und Jürgen von der Lippe zu sehen. „Allerdings habe ich damals schon die Erfahrung gemacht, dass alle Dienstleister, also die für Ton, Licht, und Studio sowie die Plattenfirma schneller Geld verdienten als die Künstler“, erzählt Huhn. Enkmann stieg aus, spezialisierte sich auf Funkwerbung und engagiert seinen Mülheimer Keyboarder, wenn er mal wieder einen Jingle braucht, noch heute. Für die Werbung hatte Huhn schon in den 90er Jahren gearbeitet und wurde dafür von Holger Bergmann kritisch beäugt, als er auf Einladung von Peter Krause bei einem Projekt des A&P-Theaters mitmachte, das damals, vor der Zeit im Ringlokschuppen, in der Lierbergschule an der Saarner Straße arbeitete.
Die Anfänge von Kultur im Ringlokschuppen
Im Schuppen war er dann als erstes, unterschrieb noch einen Dreimonatsvertrag mit Horst van Emmerich, um dort ein Studio einzurichten. Es war für ihn eine tolle Zeit. „Wir nannten uns KIR, das ist ein königliches Getränk, und vom Grundgedanken war es eine Superidee“, erinnert er sich an die Anfänge von Kultur im Ringlokschuppen. Mit vielen Bands hat er gearbeitet, unter anderem mit den Missfits und Herbert Knebel, dem er zum ersten Plattenvertrag verholfen hat, was sich auch für ihn selbst auszahlte.
Mittlerweile hatte er am Abendgymnasium sein Abitur nachgeholt und das Handwerk der „Tontechnik“ durch die tägliche Zusammenarbeit mit Diplom-Ingenieur Fritz Hilpert, der später bei Kraftwerk einstieg, und anderen wie Siggi Bemm von Peter Maffay erlernt und verfeinert. „Ich habe einigen Menschen viel zu verdanken. Sie zu kennen ist der größte Reichtum auf meinem Weg“, freut er sich.
>>> SUPPI HUHN UND DIE KINDERKÖNIGE
Ein Ass an der Gitarre ist auch Markus Wienstroer, der sonst bei Westernhagen spielt. „Er macht immer genau das, was ein Song braucht“, lobt Suppi Huhn. Das neue Album ist in Arbeit. Es ist das sechste.
Seit 2003 arbeitet er mit Kindern, hat über eine Million Tonträger verkauft, 25.000 singenede Kinder aufgenommen.