Mülheim. . Discounter hat die großzügige Kita Burgmäuse für 94 Kinder gebaut. Je zur Hälfte werden Kinder von Mitarbeitern und aus dem Stadtteil betreut.

Architekt Axel Koschany tritt auf den Balkon im ersten Stock und zeigt auf die Holz-Beton-Wand gegenüber, die den Kindergarten von der Straße abschirmt. „Hier waren die Anregungen der Bauverwaltung durchaus fruchtbar“, stellt er fest. Die Wand sorgt für eine geschützte Intimität, aber durch mehrere große Fenster bleiben Bezüge zu den Verwaltungsgebäuden von Aldi-Süd jenseits der Burgstraße bestehen. Die Planer der Stadtverwaltung hatten eine städtebauliche Kante gefordert und so die Kreativität der Architekten in Gang gesetzt. Zuvor hatten sie andere Ideen verfolgt, aber diese Lösung begeistert den Architekten.

Das Essener Architekturbüro Koschany & Zimmer hat für den Discounter auch das „Waldparkhaus“ und Verwaltungsgebäude entworfen, aber Erfahrung mit Kitas hatte das Büro bislang nicht. Wie viel Aldi Süd hier investiert hat, bleibt ein Geheimnis.

Ein hufeisenförmiger Komplex

Wie die äußere Ringmauer einer Burg umschließt diese Wand die Kita, so dass ein hufeisenförmiger Komplex entsteht. Das Bild passt zur Kita Burgmäuse, die von der Kinderzentren Kunterbunt GmbH (Kiku) in Nürnberg betrieben wird. Wo sie dem Gebäude nahekommt, ist ein elastisches Netz zwischen Gebäude und Wand gespannt. Dort führt auch eine große Rampe in den ersten Stock. Das 2500 Quadratmeter große Außengelände spielt in der Konzeption eine wichtige Rolle – vom Sinnespfad über Bewegungsangebote bis zum Nutzgarten. Neben den Gruppenräumen umfasst die 1900 Quadratmeter große Kita sechs Spezialräume.

Dazu zählt unter anderem ein leicht abgedunkelter „Snoezelraum“ zum Entspannen – mit blitzender Discokugel und einer Säule, in der das Wasser beleuchtet blubbert, sowie weichen Polstern zum Verweilen. Erst der Wechsel von Bewegung und Entspannung helfe den Kindern, Spannungen abzubauen, wie die Leiterin Katharina Großmann betont.

Eine Turnhalle, in der getobt werden kann

Außerdem gibt es einen Werkraum mit viel Werkzeug an der Wand und zwei Werkbänken im Miniaturformat, ein Atelier mit allerlei Farben und Materialien und einen Experimentierraum. Sowie eine Turnhalle, die teilbar ist, in der getobt werden kann, auf Rollbrettern schiefe Ebenen runtergerauscht, aber auch geschaukelt werden kann. „Bewegung ist das Fundament der kindlichen Weltaneignung. Kinder brauchen Bewegung, denn durch diese begreifen sie ihre Umwelt. Indem sie klettern, kriechen, hüpfen, erschließen sie sich ihre Außenwelt zur Innenwelt“, sagt Großmann.

Gruppenräume sind nach Süden ausgerichtet

Die Gruppenräume sind nach Süden ausgerichtet, profitieren besonders intensiv von der Sonne. In den Wänden zum Flur sind zahlreiche Fenster. Aber es geht nicht nur darum, dass der Flur beleuchtet ist. „Die Kinder sollen sich auch sehen, in Kontakt treten können“, sagt Aldi-Managerin Lisa Dienstknecht, der wichtig ist, dass hier alles einen kindgerechten Maßstab hat. Man sieht an den Spuren auf der Scheibe, dass davon ausgiebig Gebrauch gemacht wird. Ziel ist, Kindern viel Selbstständigkeit zu ermöglichen. Zu bestimmten Zeiten können sie das gesamte Haus zum Spielen nutzen. Konzeptionell grenzt sich die Kiku GmbH aber von dem Early Excellenz-Modell ab, das die Stadt verfolgt, das den Kindern noch größere Freiheiten bietet, wie Großmann betont. Zwischen den sanitären Anlagen, wo Badelagunen auch zum Experimentieren einladen, befinden sich in Nischen die Garderoben, wo jedes Kind sein Fach hat, das mit einem Foto gekennzeichnet ist.

Blickkontakte zu andren Kindern sind möglich

An den Wänden zum Flur sind Einbauschränke mit viel Stauraum für Material. Wer genau hinsieht, stellt aber fest, dass sich dort auch Kriechtunnel befinden, die die Kinder zum Abtauchen einladen. Auch hier sind kleine Fenster angebracht, die zumindest etwas Licht in den Tunnel bringen. Man kann sich vorstellen, dass hier auch ein Blickkontakt zwischen den Kindern großen Spaß auslöst.

Der größte Kriechparcours steigt stark an und ist für die unter Drei-Jährigen eine körperliche Herausforderung mit mehreren Hindernissen. Er führt vom Boden bis über die Tür und wird auch gerne genutzt, wie Großmann bestätigt.

In der Kita sind Kinder aus 14 Nationen

Nach einer 14-monatigen Bauphase ist die Kita Burgmäuse schon im August des vergangenen Jahres in Betrieb gegangen, doch austretendes Wasser hatte erheblichen Schaden angerichtet. Alle mussten enger zusammenrücken und die aktuell 94 Plätze (davon 32 U-Drei-Plätze) konnten langsamer gefüllt werden. Je zur Hälfte betreut werden hier Kinder von Mitarbeitern des Discounters und aus dem Stadtteil.

Zwölf Kinder haben besonderen Förderbedarf. Die Herkunft ist bunt gemischt, die Kinder stammen aus über 14 Nationen. Diese Vielfalt, die als bereichernd empfunden wird, sollte sich längerfristig auch im Team widerspiegeln, hofft Großmann. In der Kita sind 28 Personen tätig, darunter 20 pädagogische Fachkräfte. Neben Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen zählen zum fächerübergreifenden Team auch Motopäden, Heilpädagogen und Kindheitspädagogen. Zwei Fachkräfte sind männlich, was gut für die Kinder ist.

Die Kita ist durchgehend im Jahr geöffnet, montags bis freitags von 7 bis 18 Uhr. Die Betriebsferien sind vom 24. Dezember bis zum 1. Januar. Es gelten die Elternbeiträge der Stadt.