mülheim. . Maria Neumann und Roberto Ciulli geben in Tunesien „Peer Gynt“. „Träume“ heißt das Stück, das das Nationaltheater Tunis im April hier spielt.

Lange Zeit galt Tunesien unter den Maghrebstaaten als Musterland, konnten, nachdem vor sieben Jahren das Ben-Ali-Regime gestürzt wurde, zahlreiche demokratische Fortschritte beschlossen werden. Die Umsetzung lässt aber vielfach auf sich warten, denn der Einfluss der alten Eliten ist noch hoch. Viele junge Menschen haben den Eindruck, außer der Meinungsfreiheit wenig gewonnen zu haben. Durch die desolate Wirtschaftslage droht die Situation zu kippen. Im Januar eskalierte die Situation, kam es zu Massendemonstrationen, die die Polizei mit Tränengas niederschlug.

Das Auswärtige Amt weist auf die Verlängerung des Ausnahmezustands, der nach Anschlägen 2015 verhängt wurde, und die erhöhte Polizeipräsenz hin, warnt vor Terrorgefahr im Allgemeinen und vor Reisen in bestimmte Regionen, nicht aber vor einem Besuch der Hauptstadt Tunis. Dorthin fliegen nun Roberto Ciulli und Maria Neumann mit den Technikern des Theaters an der Ruhr. Am Samstag spielen sie im Nationaltheater Ibsens „Peer Gynt“ .

Der Gegenbesuch folgt am 26. April

Kontakte nach Tunesien bestehen seit gut zehn Jahren. 2009 gastierte das Theater an der Ruhr dort als erste deutsche Bühne. Seitdem Fadhel Jaïbi Intendanz übernommen hat, ist die Kooperation noch enger geworden. Jaïbi, der zu den führenden Köpfe der arabischen Welt zählt, hat unter anderem in Bochum inszeniert. Er arbeitet an einer Trilogie zur politischen Situation in seiner Heimat. „Gewalt“ und „Angst“ hießen die ersten beiden Teile, die von beklemmender Eindringlichkeit waren. 2016 und 2017 gastierte das Theater an der Ruhr mit den ersten beiden Teilen der Clowns-Trilogie in Tunis, die sehr gut ankamen.

Der Gegenbesuch folgt am 26. April, zur Theaterlandschaft Mittelmeer. „Hass“ lautete zunächst der Arbeitstitel. Dann spürte der 72-Jährige, dass es passender wäre, über die Träume, die Ziele, die Utopien im heutigen Tunesien zu sprechen. Also rief das Theater über die sozialen Netzwerke dazu auf, die eigenen Träume und Visionen mitzuteilen und gewann so eine Materialfülle, aus der sich das neue Stück „Traum“, das am Raffelberg seine Uraufführung erlebt, herauskristallisierte.