Mülheim. . Die Strecke über die Ruhr bis zur Hochschule soll noch 2018 eröffnet werden, aber bis nach Duisburg könnte es noch fünf Jahre dauern.
Der Radschnellweg ist ein bundesweit wahrgenommenes Symbol der Verkehrs- und Mobilitätswende und, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Arno Klare betont: „wir können froh sein, dass der nicht in Bayern, sondern im Ruhrgebiet realisiert werden soll“. Es sind 101 Kilometer von Duisburg bis Hamm. Seit vielen Jahren wird er geplant. Seit vier Jahren liegt eine Machbarkeitsstufe vor, die eine Fertigstellung des kompletten Weges bis 2020 in Aussicht stellte. Ein Termin, der seitdem mehrfach relativiert wurde.
Viele Hemmnisse auf der Strecke
Die größte Ernüchterung brachte jüngst in Essen die Debatte um das Eltingviertel. Nach den Planungen der Essener Verwaltung soll der vorhandene, ungenutzte Bahndamm weichen und der RS 1 in ein Wohngebiet integriert werden, das dort entsteht. „Es gibt viele Eltingviertel“, sagt Klare – auch in Mülheim.
Aber hier ist es nicht die Stadt, die bremst, auch nicht das sonst stets fehlende Geld. Es liegt an den Strukturen und dem Partner Deutsche Bahn, wie Carsten Löcker, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, beklagt. Das Interesse an diesem Weg, der in erster Linie für Alltagsradler gemacht wird, ist groß. Das zeigt sich schon darin, dass rund 100 Interessierte, darunter zahlreiche mit dem Rad, zu einer Info-Veranstaltung der SPD in die Feuerwache – direkt am RS 1 – gekommen sind. Das zeigt auch die hohe Frequenz auf dem im Herbst freigegebenen Stück zwischen Hauptbahnhof und Ruhr: Über 25 400 waren es in diesem Jahr und bereits 108 gestern Vormittag um 11 Uhr. An guten Tagen werden hier 1000 und an schwachen Tagen meist 300 gezählt, dabei ist es nur eine Sackgasse mit Fahrstuhl – dessen Macken die Techniker nun hoffentlich im Griff haben. Aber man könne, ganz wie gewollt, so Klare richtige Pendlerspitzen erkennen.
Helmut Voß, Verkehrsplaner der Stadt, gibt nur ungern eine Prognose zur Fertigstellung ab, zumal die 2,6 Kilometer lange Strecke zwischen Hochschule und Duisburger Stadtgrenze vom Landesbetrieb Straßen NRW geplant wird. Er rechnet mit fünf Jahren, also 2022. Kreuzungsfrei wird die Strecke, die entlang der Güterbahntrasse verläuft, die die sporadisch verkehrende Hafenbahn nutzt, aus technischen Gründen nicht verlaufen.
Es gibt auch Engstellen auf der Bahntrasse
Querungen wird es an der Friedhofstraße und der Heerstraße geben, da hier ein Kanal verläuft und eine Brücke aus städtebaulichen Gründen direkt neben der Wohnbebauung nicht passen.Wichtig ist für Klare aber, dass der Radverkehr an beiden Kreuzungen Vorrang habe, obwohl die Friedhofstraße nach der Logik der Verkehrsplaner bevorrechtigt sein müsste.
Platz gebe es auf der Eisenbahnstrecke grundsätzlich genug, so Voß. Ursprünglich war sie dreispurig ausgebaut, von denen nur noch ein Gleis genutzt werde. Punktuell, etwa dort, wo rangiert und die Lok gewechselt wird, sei es schon eng.
Auch Gudrun Stockmanns, die Präsidentin der Hochschule, die sehnsüchtig auf die Freigabe der Strecke über die Ruhr wartet, wird sich noch gedulden müssen, obwohl in weiten Teilen nur noch die
Abschlussdecke fehlt. Die Fertigstellung ist Ende des Jahres geplant.
Im Bereich der Feuerwache wird es reichen, den Weg etwas zu verschwenken, damit es im Rettungsfall keine Probleme gibt. Ursprünglich war auch mal ein Umlaufgitter im Gespräch, dass den Radverkehr dort massiv ausgebremst hätte.
Wie der Zeitplan in Duisburg aussieht, wo der RS 1 in Hochfeld am Rhein, südlich der City, endet und den linken Niederrehin anbindet, ist noch offen. Dort müssen sechs Brücken gebaut werden.
>>>>>>>> Pendler sollen zum Umsatteln bewegt werden <<<<<<
In Mülheim gibt es täglich mehr als 43 000 Einpendler und 41 500 Auspendler. Innerörtlich sind er 38 000, die zum Arbeitsplatz fahren. In NRW legen 60 Prozent der Pendler ihren Weg mit dem Auto zurück, die Hälfte fährt nur bis zu zehn Kilometer.
Laut Prognosen werden auf der RS 1 in Mülheim bis zu 4000 Radler täglich erwartet. Der Anteil der Radler am Verkehr liegt bei fünf, Ziel sind 20 Prozent. Bundesweit sind es zehn Prozent. Vorbilder sind vor allem Kopenhagen und zahlreiche Städte in den Niederlanden. Dort liegt der Radfahreranteil schon jetzt deutlich höher.