Die Witwe des früheren Bundespräsidenten kam zur offiziellen Namensgebung des Johannes-Rau-Hauses nach Moers
Moers. Seit gestern trägt das „Seniorenzentrum Moers-Mitte” der Arbeiterwohlfahrt einen neuen Namen: Johannes-Rau-Haus heißt die Einrichtung an der Essenberger Straße ab sofort. Christina Rau, die Witwe des früheren Bundespräsidenten, und Helga Berger, die Vorsitzende des Heimbeirates, enthüllten gemeinsam die Namenstafel. Es ist das erste Altenheim in Deutschland, das nach dem beliebten, 2006 verstorbenen SPD-Politiker benannt wurde.
Selbst der offizielle Moment der Namensgebung passte in die wunderbar entkrampfte Atmosphäre der Veranstaltung: Die frühere First Lady und die im Rollstuhl sitzende Helga Berger kämpften mit dem sperrigen Papier, das um die Namenstafel am Eingang drapiert worden war, und der kräftige Wind tat sein Übriges, um Haare und Papierfetzen herumzuwirbeln, bis endlich der Name Johannes Rau Stück für Stück zum Vorschein kam. Offizielle und etliche Angehörige von Heimbewohnern hielten den Augenblick hoch erfreut mit ihren Kameras fest. Und Christina Rau lächelte freundlich und entspannt in jedes Objektiv.
Schon zuvor hatte Christina Rau die Sympathien für sich eingenommen, als sie durch das bereits 2007 eröffnete Seniorenzentrum mit 86 Einzelzimmern geführt wurde. Die 52-jährige Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern plauderte mit den Bewohnern, ließ sich alles erklären und urteilte anschließend: „Es ist hell und freundlich, die Einheiten sind übersichtlich – also, mir gefällt's.”
In ihrer kurzen Ansprache kam Christina Rau auf einen Satz ihres Mannes vom Tage seiner Ernennung zum Bundespräsident zu sprechen. Der hatte den Artikel 1 des Grundgesetzes – Die Würde des Menschen ist unantastbar – zitiert und dann angemerkt: „Es steht dort nicht: Die Würde des deutschen Menschen ist unanstastbar.”
Christina Rau variierte das Zitat: „Es steht dort nicht: Die Würde des jungen Menschen ist unantastbar.” Sie wünsche sich, dass die Bewohner des Johannes-Rau-Hauses ihr Leben nicht erdulden, sondern noch selbst gestalten können und stets einfühlsame Ansprechpartner finden. Seine Rede beendete der prominente Gast mit einem weiteren Zitat, diesmal des Moerser Ehrenbürgers Hanns-Dieter Hüsch: „Ja dann, Gruß zu Hause und – tach zusammen.”
Johannes Rau, der Ehrenmitglied der Awo in Wuppertal war, hätte die entspannte Atmosphäre der Veranstaltung vermutlich auch gefallen. So wie Heimbeirätin Helga Berger, die auf die Frage, wie ihr die Enthüllung der Namenstafel gefallen habe, im besten Niederrheinisch antwortete: „Doch, schön, mal was anderes.”