Moers/Kreis Wesel. . Experten verzeichnen erste registrierte Fälle. Risikogruppen sollten sich auch jetzt noch impfen lassen. Grippe kann tödlich ausgehen.

Keine guten Aussichten: Die Grippewelle rollt an. Im Januar und Februar hat das tückische Virus Hochsaison. Noch liege die Zahl der gemeldeten Fälle deutschlandweit bei 23, wie der Chef des Gesundheitsamtes Kreis Wesel, Dr. Martin Binder, weiß. Das klingt harmlos. „Man muss wissen, dass dies immer nur die im Labor überprüften Fälle sind. Die tatsächliche Zahl der Grippekranken ist weitaus höher.“ Die Experten des zuständigen Robert-Koch-Instituts Berlin raten daher allen Risikogruppen, sich jetzt noch impfen zu lassen. Ein Schutz werde in gut 14 Tagen aufgebaut.

Schlagartiger Überfall

Mit einer Erkältung sei eine Grippe nicht zu verwechseln: „Sie überfällt den Kranken schlagartig und mit hohem Fieber.“ Der Infizierte könne sich kaum auf den Beinen zu halten. Manche Symptome wie Husten oder Niesen überlappten sich mit der Erkältung. Tödlich könne die Grippe ausgehen, wenn es zu Komplikationen wie einer Lungenentzündung komme, weil der Körper geschwächt sei.

Marieke Degen vom Robert-Koch-Institut berichtet: „Im Winter 2014/15 starben deutschlandweit 21 300 Menschen an der Virusgrippe, im Winter 2012/13 immerhin 20 700.“ Und Martin Binder ergänzt: „Im letzten Winter waren es 629 Todesfälle in ganz Deutschland, schätzt das Robert-Koch-Institut.“

Im Vergleich: 1918 bis 1920 raffte die „spanische Grippe“ (sie lief als Pandemie um den Erdball und kam aus dem Südwesten zu uns) geschätzte 25 bis 50 Millionen Europäer hin – was mit dem Pestzug von 1348 vergleichbar ist, bei dem ein Drittel der Europäer starb. Das Virus 1918 war ungewöhnlich aggressiv, zudem waren die Menschen vom Krieg geschwächt.

Gefährlich ist das Virus auch, weil es sich ständig verändert. Daher wird alljährlich ein Impfstoff zu den häufigsten drei, vier Erregerstämmen hergestellt. Wie ansteckend oder harmlos die aktuelle Grippe ist, kann Behördenchef Binder erst gegen Ende der Grippesaison Ende April sagen. „Alles andere wäre Stochern im Nebel.“

Martin Binder ist ein großer Verfechter der Grippeschutzimpfung. Er rät vor allem Risikogruppen dringend, sich impfen zu lassen. „Jeder Geimpfte ist eine Barriere für das Virus.“ Zudem verlaufe die Krankheit bei einem Drittel der Infizierten ohne Symptome, das Virus aber werde weitergegeben. „Ein weiteres Drittel der Kranken muss mit einem schweren Verlauf rechnen.“

Menschen mit schwacher Abwehr

Gefährdet seien vor allem Menschen mit schwacher Abwehr (Senioren ab 65, Menschen mit chronischen Erkrankungen beispielsweise von Herz und Kreislauf, Leber und Nieren, sowie Personal mit starkem Publikumsverkehr sowie Berufstätige in Altenheimen oder im Gesundheitswesen). „Auch ich bin geimpft“, unterstreicht der Fachmann. Immerhin schütze die Impfung zu etwa 80 Prozent vor einer Erkrankung, bei Senioren um bis zu 60 Prozent. Schützen könnten aber auch häufiges Händewaschen, warme Kleidung und Abstand zu anderen zu halten.