Neukirchen-Vluyn. Ein Veranstaltungsort wie die Kulturhalle sollte belebt und von Bürgern gern genutzt werden. Das war bis vor kurzem nicht so. Den größten Teil des Tages lag das schöne Gebäude in allerbester Lage im Dornröschenschlaf. Jetzt ist Michael Erb der neue Pächter.

Er will frischen Wind in die Räume bringen. Die Voraussetzungen dafür bringt er offensichtlich mit. Denn der 43-Jährige hat sich bereits in Neuss und Kaarst als erfolgreicher Gastronom und Veranstalter einen Namen gemacht. Singen kann er übrigens auch.

Sie haben einen ziemlich ungewöhnlichen Werdegang. Sie sind ausgebildeter Opernsänger, Countertenor und gleichzeitig Wirt und Eventgastronom.

Erb: Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Ich liebe die Musik und auch die Gastronomie. Als Kind war ich bei den Regensburger Domspatzen, habe dort eine erste Gesangsausbildung bekommen und das Abitur gemacht. Und schon während meines Musikstudiums habe ich viel gekellnert. Später war ich an der Kölner Oper, da habe ich nebenbei schon in Neuss ein kleines Lokal geführt. Dort gab es viel Live-Musik, spontane Sessions mit Musikern. Es war eine schöne Zeit, viele Akteure kenne ich aus dieser Zeit noch.

Damit waren Sie aber noch längst nicht ausgelastet.

Erb: Stimmt. Vor 20 Jahren habe ich eine kleine Konzertagentur eröffnet. Sie wuchs und besteht heute noch, die „Button.Erb & Friends”-Agentur. Wir habe inzwischen zahlreiche Großveranstaltungen abgewickelt. Auch, seit ich vor neun Jahren die Rennbahngastronomie in Neuss gepachtet hatte. Das habe ich aber jetzt aufgegeben.

Wieso ausgerechnet Neukirchen-Vluyn?

Erb: Ich denke, dass ich mich in der Kulturhalle ziemlich exakt verwirklichen kann. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit der Stadt, die sehr entgegenkommend ist und tut, was sie nur kann. Beispielsweise werden die Räumlichkeiten noch verändert, Genehmigungen müssen noch erteilt werden und anderes.

Was wird sich ändern mit Ihnen in der Kulturhalle?

Erb: Es wird vor allem eine Tagesgastronomie geben, mit einer großzügigen Terrasse vor den schönen großen Glasfenstern. Von dort führen Türen nach innen ins Cafe´, das „KuCa” – Kulturcafe´ – wird eine kleine Bistroküche anbieten, auch ein Tagesgericht wird es später geben. Dafür wird die Küche aber noch eingerichtet. Anfangs werden wir von unserem Kaarster Lokal Laurens aus das Catering abwickeln.

Sie wollen auch selbst Kulturveranstaltungen organisieren.

Erb: Das werden wir tun, in bewährter Weise. Wir legen großen Wert auf eine Anbindung an die Neukirchen-Vluyner Bürger. Daher soll es Angebote wie Wiener Cafe´haus-Musik für die Älteren geben, aber auch Kabarett-Veranstaltungen, also ein Programm für ein breites Publikum, womit wir bereits auf der Neusser Rennbahn erfolgreich waren. Auch Großveranstaltungen wie beispielsweise in der Neusser Stadthalle haben wir organisiert. In Vluyn wollen wir die Gäste künftig auch im Saal bewirten, wenn die Veranstaltungen es erlauben. Der hintere Bereich der Halle bietet sich für Hochzeiten, Gesellschaften und anderes an.

Etliche Vereine der Stadt hatten sich unter den Vorpächtern aus der Kulturhalle verabschiedet.

Erb: Das soll sich ändern. Wir bieten ihnen die Halle zum vernünftigen Preis an, und sorgen im Gegenzug für Gastronomie. Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Anbindung zu den Menschen am Ort ist uns sehr wichtig. Wie wir auch in der Gastronomie nicht abheben wollen und uns nach den Gegebenheiten am Ort richten werden.

Stellen Sie Personal ein?

Erb: Sicher. Wir arbeiten mit Angestellten und Aushilfen. Übrigens suchen wir noch sympathische Leute, die was lernen wollen und fleißig sind. ( 02131/27 73 00)

Singen Sie immer noch?

Erb: Klar doch. Zusammen mit meinem Pianisten Stephan Sell, der ein ausgezeichneter Musiker ist, trete ich bei Matineen auf. Schwerpunkt sind Musicals, alte Gassenhauer, Zarah und Operetten.

Wann geht's los?

Erb: Am 1. November starten wir mit der Arbeit in der Halle. Bis aber alles so weit ist, wird's wohl noch etwas dauern. Vor Weihnachten laden wir dann auf jeden Fall alle ein, Vereine, Vertreter der Stadt und viele andere. Damit sie mal den verrückten Herrn Erb kennenlernen.