Kamp-Lintfort. . Simone Vigna und Kim Galka haben aus dem Lölleken die Villa Vigna gemacht und servieren italienische Küche. Im Hoerstgener Landhotel „Zur Post“ weiß derzeit noch keiner, wie es weiter geht.

Gegensätzlicher könnte die Situation in den beiden Kamp-Lintforter Traditionshäusern kaum sein. Im Hoerstgener Landhotel Zur Post weiß auch sieben Wochen nach dessen Schließung niemand, wie es weitergehen soll. Dagegen verbreitet ein junges Wirtepaar in Saalhoff Aufbruchstimmung: Aus dem Lölleken ist die Villa Vigna geworden.

Namensgeber des Restaurants an der Xantener Straße ist Simone Vigna. Vor sieben Jahren kam der heute 29-Jährige mit seinem Vater aus Apulien an den Niederrhein. Die Familie betreibt das „Bellini“ in Baerl, wo Simone für den Service zuständig war. Nun sei Zeit, auf eigenen Füßen zu stehen, sagt Simone. Zusammen mit seiner Verlobten Kim Galka schaute er das ehemalige Lölleken an: „Wir haben uns sofort zu Hause gefühlt.“

Vigna und Galka servieren ausschließlich italienische Küche, was nicht nur mit der eigenen Vorliebe zu tun hat. Denn in der Küche ist Antonio Cicu der Chef. Simone Vigna hat den Sarden aus der Bellini-Küche mitgebracht. Auf eine Karte im herkömmlichen Sinn verzichten die Beiden. Was die Villa Vigna an einem Tag anbietet, passt auf eine Tafel: Antipasti, vier bis fünf Pasta-Varianten sowie vier bis fünf Fleisch- und Fisch-Gerichte. „Wir kochen frisch und entscheiden nach Angebot und Saison, was heute auf den Tisch kommt“, sagt Simone Vigna. Gnocchi mit Gambas in Hummersauce etwa, oder Rigatoni mit Rinderfiletspitzen und Steinpilzen, auch Wildschweinfilet mit gemischtem Gemüse und Kartoffeln gibt es. Auf der Tafel von heute steht nie dasselbe wie gestern. Dazu gibt’s Wein in großer Auswahl aus nahezu allen Regionen Italiens, „vom Primitivo bis zum Amarone vom Gardasee“, erklärt Simone. Was zum Namen des Restaurants passt: Vigna heißt auf Deutsch „Weinberg“.

Simone Vigna und Kim Galka sind zuversichtlich. An den ersten beiden Wochenenden nach der Eröffnung seien die Tische schon gut besetzt gewesen, erzählen sie. 50 Plätze haben sie im Haus, rund 200 Plätze sind es draußen im Biergarten. Die Veranda wollen sie zum Wintergarten umbauen.

Unterdessen herrscht im ehrwürdigen Hoerstgener Landhotel Zur Post Stillstand. Seit August ist das traditionsreiche Haus geschlossen, nachdem der frühere Pächter, wie berichtet, für den Betrieb Insolvenz angemeldet hatte – zur Überraschung übrigens etlicher Hoerstgener. Offenbar herrschte der Eindruck vor, dass „die Post doch ganz gut zu tun hatte“. Gleichwohl sieht der vorläufige Insolvenzverwalter Mark Steh keine wirtschaftliche Basis für die Weiterführung des Betriebs durch den letzten Wirt. Ein Arbeitsunfall sei zwar nicht ursächlich für die Insolvenz gewesen, habe aber den letzten Ausschlag gegeben, den entsprechenden Antrag zu stellen. Steh geht davon aus, dass das Insolvenzverfahren in Kürze am Amtsgericht Kleve eröffnet wird. Der Pächter selbst will sich gegenüber der Presse nicht äußern. Auf seiner immer noch aktiven Internetseite bedankt er sich bei den Gästen und wünscht ihnen „alles erdenklich Gute für die Zukunft“.

Es muss irgendwie weitergehen

Wie die Zukunft aussieht, fragt sich auch Heinz-Dieter Kranen. Der Gastronom hatte zusammen mit seiner Frau Erika das Landhotel von 1979 bis 2011 geführt, freilich mit einem anderen Konzept: „Wir haben es fast in den Sterne-Bereich geschafft“, sagt der gebürtige Hoerstgener. Feinschmeckerküche sei immer ein schwieriger Grat, „aber wir wollten einen Weg finden, den nicht jeder geht“. 2011 setzte sich das Ehepaar zur Ruhe und übergab Restaurant und Hotel an den jüngeren Nachfolger. In der Wohnung leben die beiden bis heute – die „Post“ ist Erika Kranens Elternhaus. Einem Verkauf oder einem Umbau des Hauses würde sich das Paar nicht verschließen: „Es muss ja irgendwie weitergehen“, sagt Heinz-Dieter Kranen. Am liebsten wäre ihm aber natürlich, wenn das Restaurant und das Hotel mit zehn Zimmern von einem neuen Pächter weitergeführt würden. „Die Einrichtung und die Küche gehören uns und nicht in die Insolvenzmasse“, so Kranen.