Moers. . Elke Schwenzer muss nach dem Tod ihres Mannes das Radio- und Fernsehgeschäft in Meerbeck schließen. Es war keine einfache Entscheidung. „Frank fehlt an allen Ecken und Enden“, sagt sie. Nun konzentriert sie sich auf das Fahradgeschäft in der Innenstadt.

Auf den Schaufenstern verkünden Aufkleber in Meterbreite und in Rot und Weiß den „Totalen Räumungsverkauf“. Auch im Laden ist das Ende in Sicht: In den Regalen stehen nur noch wenige Flachbildschirme, auf anderen Brettern verlieren sich einzelne Radios, Satelliten-Reciever und Boxen, allesamt Schnäppchen mit roten Preisnachlass-Schildern.

An einer Wand dazwischen hängt eingerahmt Frank Schwenzers „Silberner Meisterbrief“, den der Radio- und Fernsehtechniker 2009, fünf Jahre vor seinem Tod im vergangenen April, von der Handwerkskammer bekommen hatte. In Meerbeck geht diese Ära nun zu Ende. Elke Schwenzer muss das Geschäft zum 30. November schließen, sie konzentriert sich fortan auf ihr Fahrradgeschäft an der Greefstraße in der Innenstadt.

Wer mit Elke Schwenzer spricht, merkt schnell, wie schwer sie an der Entscheidung trägt. Ihr Herz hängt an dem Stadtteil, und ihr Mann ist eine Institution gewesen. Immer ansprechbar, immer aktiv, immer hilfsbereit, einer, der sich in die Pflicht nehmen ließ.

„Der konnte einfach alles reparieren“, sagt seine Witwe und erzählt das Beispiel von der Kundin, die eines Tages mit einem kaputten Kofferradio im Laden stand: „Sie hing an dem alten Ding, Frank hat die halbe Nacht daran repariert und es wieder hinbekommen – für 5 Euro in die Kaffeekasse. Es hat ihm völlig gereicht, dass die Frau glücklich war, weil sie ihr Radio wieder benutzen konnte.“

Elke Schwenzers Schwiegervater hatte das Radio- und Fernsehgeschäft 1963 am Germendonks-kampweg gegründet. 1992 übernahm Sohn Frank den Laden, 2002 kam der Umzug zur Bismarckstraße vis à vis zum Markt.

Weil bis zu diesem Zeitpunkt ein Fahrradgeschäft in den Räumen gewesen war, verkauften die Schwenzers fortan neben Unterhaltungselektronik auch Fahrräder, bevor sie 2009 zusätzlich einen großen Zweirad-Laden in der Innenstadt eröffneten.

Von dort wechselten sie 2013 zur Greefstraße. Noch im selben Jahr wurde bei dem Geschäftsmann eine schwere Krankheit diagnostiziert, an der er im April im Alter von nur 56 Jahren verstarb.

„Ich tu mich schwer damit, dass ich jetzt diejenige bin, die hier in Meerbeck eine Ära beendet“, sagt Elke Schwenzer. Aber sie sieht keine Alternative. Kleine Fachgeschäfte haben es im Wettbewerb mit den Elektronikriesen und dem wachsenden Online-Handel ohnehin schwer. So waren die Geschäfte an der Bismarckstraße seit Jahren rückläufig, „zuletzt hat es sich nicht mehr getragen“.

Im Übrigen war ihr Mann Frank als Radio- und Fernsehtechniker der Kern des Geschäfts. „Ich kann das nicht“, erklärt Elke Schwenzer. Und zwei Läden gleichzeitig zu führen, überfordere sie. Hinzu komme: „Vormittags in Meerbeck, nachmittags in Moers – nirgends bist Du richtig.“

Zur Trauer um den Partner komme die Sorge um die beiden Geschäfte: „Frank fehlt an allen Ecken und Enden.“ Ein Satz, der im Gespräch immer wieder fällt.

Sechs, sieben Wochen habe sie gebraucht, um sich zur Schließung des Standortes Meerbeck durchzuringen, sagt Elke Schwenzer.

Der Ausverkauf läuft schon eine Weile, inzwischen spürt sie auch ein wenig Aufbruchstimmung: „Der Laden hier wird ja immer leerer, es fühlt sich nicht mehr richtig an.“ Zudem sei der Fahrradladen mit -werkstatt – anders als die Radio- und Fernsehtechnik – das „gemeinsame Ding“ von ihr und ihrem Mann gewesen.

Das Geschäft an der Greefstraße geht gut, Fahrrad fahren ist populär. Seit einiger Zeit rollt der E-Bike-Boom: „Diese Räder werden inzwischen auch für jüngere Leute immer interessanter.“

Mit 480 Quadratmetern Verkaufs- und Werkstattfläche ist das Ladenlokal groß genug. Elke Schwenzer: „Ich will dort Gas geben und richtig durchstarten.“