Moers. . Bislang haben sich alle Interessenten für das alte Verwaltungsgebäude an den Sanierungskosten die Zähne ausgebissen. Um es endlich los zu werden, legt die Stadt jetzt noch ein 1100 Quadratmeter großes Nachbargrundstück drauf – alles zusammen für 295 000 Euro.

Die Zukunft des Utforter Rathauses ist ungewisser denn je. Die Pläne für den Umbau in ein Altenheim sind offensichtlich gescheitert. Nun unternimmt die Stadt einen neuen Anlauf und bietet das ebenso geschichtsträchtige wie schadstoffbelastete Gebäude erneut zum Verkauf an – mit einem zusätzlichen Anreiz: Ein etwa 1100 Quadratmeter großes Nachbargrundstück wird mit angeboten.

So hat es jedenfalls der Bauausschuss des Rates am Montag in seiner nicht-öffentlichen Sitzung diskutiert und einstimmig beschlossen. 255 000 Euro will die Stadt für das denkmalgeschützte Haus haben, noch einmal 40 000 Euro für das angrenzende Grundstück.

Eine ganze Reihe von Investoren hat sich bereits am Utforter Rathaus versucht. Alle hatten nach einer Weile abgewunken, weil sich stets herausstellte, dass der Sanierungsaufwand zu hoch ist. Seit Februar diesen Jahres versuchte der Moerser Christian Köhler ein Finanzierungs- und Betreiberkonzept für den Umbau der Immobilie an der Rheinberger Straße in ein Alten- und Pflegeheim umzusetzen. Doch obwohl die Stadt die Frist für ihn noch einmal verlängerte, blieb Köhler bis zur gestrigen Ausschusssitzung konkrete Pläne schuldig.

350 000 Euro für trockenen Keller

Dass der umstrittene Kaufmann im Februar überhaupt den Zuschlag bekam, zeigt, wie problematisch die Vermarktung dieser Immobilie ist. Das Misstrauen gegen Köhler in der Politik war stets präsent – aber er war zu diesem Zeitpunkt auch der einzige Interessent. Auch der nächste Investor steht vor immensen Kosten. Laut Angaben der Verwaltung werden allein für die Trockenlegung des Kellers 350 000 Euro fällig, weitere 170 000 Euro werden für die Entsorgung der Schadstoffe aus dem Gebäude angesetzt, für die Entwässerung 150 000 Euro. All dies, so heißt es in der Verwaltungsvorlage wörtlich, „steht in einem Missverhältnis zu den erzielbaren Mieten“.

Wie geht’s weiter? Das Utforter Rathaus wird erneut auf dem Immobilienmarkt angeboten, jetzt zusammen mit dem Grundstück nebenan entlang der Rheinberger Straße. Sollte bis Mai 2015 kein Käufer zu finden sein, müssen Politik und Verwaltung neu überlegen. Denkbar wäre, die Streichung des Gebäudes von der Denkmalliste zu beantragen, um es für Investoren attraktiver zu machen. Doch wie lange ein solcher Prozess dauern würde, ist unbekannt.

Am Ende könnte – theoretisch – der Abriss stehen. Doch das Haus, das lange als Bergamt diente und bis 2012 der Moerser Verwaltung als Ausweichquartier, hat für viele Rheinkamper emotionale Bedeutung. Zudem dürften die Abbruchkosten fast so hoch sein wie der Grundstückswert. „Das Gebäude hat Stadtbild prägenden Charakter“, heißt es zu diesem Thema in der Verwaltungsvorlage. „Ein Abriss sollte erst als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden.“