Kamp-Lintfort. . Noch bis zum Samstag laufen die öffentlichen Proben für das 11. Kammermusikfest am Kloster Kamp – Hingehen lohnt sich, zumal alle Konzerte bereits ausverkauft sind. Probenorte sind die
Kunst kommt von „Können“. Dass diese alte Weisheit nach wie vor stimmt, kann jedermann (und -frau) in dieser Woche bei den Proben zum 11. Kammermusikfest Kloster Kamp hautnah miterleben. Dabei präsentieren insgesamt 16 Musiker aus acht Ländern hauptsächlich Meisterwerke der Klassik und Romantik, von Beethoven über Brahms und Schumann bis zu Carl Maria von Weber. Geprobt wird noch bis Samstag jeweils ab 10 Uhr, zum Teil bis in die späten Abendstunden.
Probenorte sind die Alte Schmiede und der Rokokosaal auf dem Kamper Abteiberg sowie die Hochschule Rhein-Waal. Die Proben sind öffentlich und kosten keinen Eintritt.
Wer also sehen möchte, wie die Interpretation eines klassischen Musikstücks entsteht, und wie die Musiker versuchen, diesem ihre eigene Note zu geben, der ist bei diesen „Workshops“ bestens aufgehoben. Die NRZ hat für Sie am vergangenen Sonntagmorgen einige davon besucht.
Zuerst die Alte Schmiede, ein rustikal gemauertes Gewölbe, das allerdings nur akustisch zu klassischen Meisterwerken passt. Auf einem roh gezimmerten Podium drei leger in Jeans gekleidete Musiker, die sich an Piano (Andrew Harley), Violine (Alberto Menchen) und Violoncello (Alexander Hülshoff) um eine eigene, aber dennoch werkgerechte Fassung von Robert Schumanns „Studien für den Pedalflügel“ bemühen. „Der Komponist hat nur die Architektur und den Rahmen vorgeben. Für uns bleiben viele Möglichkeiten, diesen mit Musik zu füllen“, erklärt Cellist Hülshoff, Gründer und künstlerischer Leiter des Kammermusikfestes.
Zwar sei man nicht immer einer Meinung, doch dies werde im freundschaftlichen Dialog ausgefochten. Dabei sei auch die Anwesenheit von Publikum kein Problem. „Im Gegenteil, wir begrüßen, dass viele Menschen so mit uns und unserer Musik auf ganz neue Weise in Kontakt kommen“, betont Hülshoff. Ortswechsel: Im benachbarten Rokokosaal ist das Ambiente zwar wesentlich nobler, doch die Szenerie ist fast die gleiche. In lockerer Atmosphäre diskutieren die Bratschisten Simone Jandl und Alfredo Zamarro darüber, ob die Ausführungszeichen auf ihren Notenblättern authentisch sind und inwieweit man sich daran halten sollte. Nach vielen gemeinsamen Streicheinheiten ist schließlich ein Konsens gefunden. Nervös wegen des bei Proben eigentlich ungewohnten Publikums? „Ja“, räumt Jandl ein. „Beim ersten Mal schon ein wenig. Doch inzwischen finde ich es gut, dass uns die Leute beim Probieren zusehen und auch Vergleiche ziehen können.“ Und was sagt das Publikum?
„Man kann sich so ein viel besseres Bild über die Musiker machen und über das, was einen beim Konzert erwartet“, bestätigt eine Besucherin, die eifrig zwischen den verschiedenen Proben pendelte. Kurz: Was oft so leicht aussieht und im Ergebnis so perfekt klingt, ist in der Regel das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit. Da sämtliche Konzerte bereits ausverkauft sind, bleiben leider nur die Proben, um die Wahrheit dieser Erkenntnis zu überprüfen.
Trotzdem: Die Gelegenheit sollte man auf jeden Fall nutzen.