Neukirchen-Vluyn. .

Die Spuren des Feuers sind deutlich zu sehen. An der Rückseite des Hochhauses am Vluyner Nordring 55 klebt schwarzer Ruß an den Balkonen. Dort, wo es am vergangenen Samstag zum wiederholten Mal gebrannt hat – in der fünften Etage. Auf den Fluren wirkt es trübselig. Aus der Wohnung, die genau zwischen den beiden Brandwohnungen der jüngsten Zeit liegt, tritt ein Mann heraus. „Ich will nur hoffen, dass es nicht noch einmal brennt“, sagt er.

Komplett eingezogen ist er hier noch nicht, will es aber dennoch tun. Sein Problem: „Ich finde ja so schnell keine andere Wohnung.“ Tragisch: Auch in seiner letzten Unterkunft an der Leibnizstraße hatte es vor vier Wochen gebrannt. Wie er sagt, wohnte er zuvor dort.

Ein Stockwerk höher ist ein weiterer Nachbar gerade damit beschäftigt, eine neue Tür einzusetzen. Die alte ist beim Rettungseinsatz der Feuerwehr am Wochenende zu Bruch gegangen. „Man schläft sehr schlecht“, gibt er zu. Der Mann wohnt seit mittlerweile mehr als zehn Jahren in dem Gebäude, aber eine derartige Häufung von Bränden habe er noch nicht erlebt. Am Samstagabend sei er raus gewesen – Fußball schauen. Insofern musste er nicht aus dem Brandgebäude geholt werden.

Es war um 20.45 Uhr an jenem abend, als die Sirenen heulten. „Kritischer Wohnungsbrand am Vluyner Nordring“ – die Feuerwehrleute wissen, was dann auf sie zukommt. Rettungseinsätze in Hochhäusern gehören für die Wehrleute zu den schlimmsten Einsätzen, die sie sich vorstellen können. Denn dann geht es um jede Minute, dann geht es um Menschenleben. Wie auch am vergangenen Samstag.

Das Feuer war in der fünften Etage ausgebrochen – in einer leer stehenden Wohnung. Anfang April hatte es ja in dem Bau am Nordring schon einmal gebrannt, und zwar im selben Stockwerk in der Wohnung gegenüber. Auch diese stand leer. Beim ersten Mal brannte Müll, jetzt am Samstag eine Matratze.

Dass es in beiden Fällen Brandstiftung war, bestätigt die Polizei – aber war es fahrlässig oder vorsätzlich? Noch ist die Kripo bei den Ermittlungen nicht weiter gekommen.

Die Feuerwehrleute haben immer ein mulmiges Gefühl, wenn sie zu den Hochhäusern gerufen werden, denn sie haben früher dort einen Kameraden verloren: Er erstickte bei dem Versuch, noch einmal in die oberen Stockwerke vorzudringen; die Wehrleute hatten sich mit Kindern im Arm aus dem brennenden Hochhaus abgeseilt.

All das wissen die umliegenden Anwohner womöglich nicht. Aber sie machen sich so ihre Gedanken. Wann wird es wohl das nächste Mal brennen? Und wo?

Im Büro der Verwaltung für die Gebäude gab man sich derweil zugeknöpft, mochte das Geschehen nicht kommentieren und verwies auf den Sitz der Verwaltungsgesellschaft Lindenthal-Gartenstadt mbH in Leibzig. Man möge sich dort erkundigen.

Telefonisch wollte sich die Gesellschaft gestern nicht dazu äußern. Und die Antworten auf eine schriftliche Anfrage der Redaktion per E-Mail zur Einschätzung der Lage in Neukirchen-Vluyn sind bis zum Redaktionsschluss nicht eingetroffen.