Moers. .

Üblich ist das nicht, im Gegenteil: „Elf Auszubildende bei insgesamt 80 Mitarbeitern – das ist eine überdurchschnittlich gute Quote“, sagt Dr. Peter Glück, Leiter der Agentur für Arbeit. Adressaten dieses Lobs sind Heike und Volker Marschmann vom gleichnamigen Maler- und Lackiererbetrieb in Utfort. Und weil die Firma nicht nur viele junge Leute ausbildet, sondern sich auch noch besonders intensiv um seine Lehrlinge kümmert, hat die Agentur für Arbeit sie jetzt als einzigen Betrieb dieses Jahres im Kreis Wesel mit einer Urkunde für „Vorbildliche Ausbildung“ ausgezeichnet.

Nun haben die Marschmanns nicht ausschließlich aus purer Menschenfreundlichkeit eine hohe Ausbildungsquote. Es ist schlicht ein Erfolg versprechender Weg, den Bedarf an Fachkräften zu decken – nachhaltig, übrigens, denn „wer einmal bei uns angefangen hat, bleibt meist bis zur Rente“, sagt Volker Marschmann, der geschäftsführende Gesellschafter des 1929 vom Großvater gegründeten Betriebs.

Dabei wird der Kampf der Firmen um den Nachwuchs immer schwieriger. Vor zwei Jahren bewarben sich 120 Mädchen und Jungen um die Lehrstellen bei Marschmann als Maler und Lackierer sowie Bürokauffrau. Vor einem Jahr waren es 60, in diesem Jahr noch 30. Der demografische Wandel ist ein Grund. Dass junge Leute Bürojobs dem Handwerk vorziehen, ein zweiter. Um den dritten Grund zu erfahren, muss man bloß die Marschmann-Azubis fragen, was sie verdienen: „Zu wenig“, antwortet der Chor, was die Chefin keineswegs leugnet: „Die Tarife im Handwerk sind nicht üppig. 450 Euro im ersten Lehrjahr. 650 Euro im dritten – die jungen Leute müssen teilweise ganz schön knapsen...“

Heike Marschmann, für Personal und Marketing zuständig, kümmert sich intensiv um die Ausbildung im Unternehmen. Derzeit läuft ein keineswegs alltägliches, für die Marschmanns aber durchaus typisches Projekt: Die Azubis des dritten Lehrjahres haben derzeit für eine Woche ihre eigene Baustelle, bei der sie von der Planung über die Durchführung bis zur Abnahme mit dem Kunden verantwortlich sind: „Es ist faszinierend, wie sehr die Übernahme von Verantwortung die jungen Leute motiviert“, freut sich Heike Markschmann.

Das Ehepaar legt im Übrigen Wert darauf, einen Vertrag pro Lehrjahr an Jugendliche zu vergeben, die als schwer vermittelbar gelten. Darüber hinaus beschäftigen sie immer wieder ältere Azubis, selbst wenn die schon mal eine Ausbildung abgebrochen haben. Volker Marschmann: „Jeder hat eine zweite Chance verdient.“