Neukirchen-Vluyn. .
Mit verschmitztem Grinsen nickt sie den Kopf im Takt. Haut in die elektronischen Klaviertasten. Blickt in Richtung Publikum und ein kurzes Hochziehen der Augenbraun genügt, schon schallt es aus allen Kehlen: „Laaa la la la la la.“ Es ist laut, es ist fröhlich, es ist Zeit, Crockodile Rock anzustimmen. Zuerst nur die Frauen – höher. Dann nur die Männer – tiefer. Alle Zusammen – perfekt!
„Zuhause wird auch gesungen – mit Badewannenstimme“, lacht Anja Fürst, die mit ihrem Mann mitsingt. „Wenn alle singen hört es sich aber toll an.“ Da stimmt ihr Mann zu: „Mal was anderes, als Zuhause Kinderlieder singen“. Spaß haben die Neukirchener. Dabei ist Lerchs Konzept so einfach wie genial. Die Frau, die mit ihrer kräftigen Stimme auch bei „The Voice of Germany“ Fans gewonnen hat, sitzt vorne, wirft die Liedtexte an die Wand, begleitet an den Tasten und singt mit dem Publikum, was man halt so kennt.
Oft lässt sie auf ihren Liederabenden Wunschzettel ausfüllen, doch für Neukirchen hat sie die Auswahl getroffen. Aus den amerikanischen 70ern: „It never rains in Southern California“, „Amarillo“, „Daydream Believer“. Besonders laut und fröhlich klingen die Stimmen der Neukirchener auch bei deutschen „Hits“: „Du liegst mir am Herzen“ – natürlich geschunkelt, „Ich war noch niemals in New York“ – einmal was Verrücktes tun..., „Babicka“ – dramatisch.
Es geht auch im Kanon
Anja Lerch ist in ihrem Element, die fröhliche Frau, deren Bühnenpräsenz – auch wenn sie nicht die Hauptrolle spielt – bis in die hinterste Reihe reicht, hat Spaß am Singen und schafft es, alle mitzureißen.
„In der Presseankündigung stand, dass es weihnachtlich wird“, fragt sie zwischenzeitig von der Bühne. „Da wusste ich aber gar nix von.“ Ihre Gäste finden das zwar schade, können sich aber zumindest an einem Adventslied austoben. Zur Feier des Tages: „Wir sagen euch an einen lieben Advent“. „Wir können die erste Strophe ja einfach öfters singen“, schlägt Lerch vor. Gesagt, getan.
Und dann, als sich die eifrigen Sänger auch noch in einem Kanon bewiesen haben, flimmert ein Bild aus den Bergen an der Wand. In einigen Reihen lacht man schon über die Vermutung, dass jetzt „Die Perle von Tirol“ kommt. Und richtig, da erscheint der Text. Lerch macht ernst, selbstverständlich mit Holari und Holara. Klappt auch ganz wunderbar. Die professionelle Begleitung hat dabei aber ihren Wert. Doch Neukirchen will es wissen und versucht` s allein. Urteil von der Bühne: „Das war ja Freejazz“.
War es, und es hat riesig Spaß gemacht.