Kamp-Lintfort..


Eigentlich wollten sie erst zur Grav-Insel in Wesel ziehen, aber dann besannen sich Ingrid Spei und ihr Mann eines anderen. „Wir sind durch Arbeitskollegen hierhin gekommen.“ Hierhin: Das ist im Fall Spei die Freizeitanlage Altfeld im Norden Kamp-Lintforts.

Seit Februar wohnen sie dort, haben ihre Wohnung in Duisburg-Beeck verkauft, das Grundstück in der Freizeitanlage gepachtet. Solch ein Grundstück ohne Haus macht natürlich nichts her. Also kauften die Speis ein Häuschen von einem holländischen Hersteller, ließen es nach Kamp-Lintfort transportieren und aufbauen. Wie es sich gehört, meldeten sie sich in der Stadt auch an – mit erstem Wohnsitz. Doch genau das wird jetzt gar nicht mehr gern gesehen.

Am Dienstagnachmittag steht das Thema „Problem des Dauerwohnens auf der Freizeitanlage Altfeld“ auf der Tagesordnung der Ratssitzung. Laut Baurecht ist dort aber nur zeitweiliges Wohnen zulässig. Und das Land hat die Stadt als Ordnungsbehörde aufgefordert, gegen dauerhaftes Wohnen auf der Anlage einzuschreiten.

Die Stadt hat ein abgestuftes Konzept erstellt: Wer vor dem 1. November 2011 dort seinen Erstwohnsitz hatte, darf das auch weiterhin, die, die nach dem 1. Mai 2013 kamen, müssen innerhalb von sechs Monaten einen anderen ersten Wohnsitz nehmen, die Fälle dazwischen haben dafür ein Jahr Zeit.

Familie Spei müsste sich nach dieser Regelung einen anderen ersten Wohnsitz suchen. „Dabei haben wir insgesamt gut 60 000 Euro ausgegeben im Vertrauen darauf, hier dauerhaft wohnen zu dürfen“, klagt Ingrid Spei. „Das ist kein Pappenstiel!“ Die Stadt habe sie als Neubürger begrüßt. „Damals war keine Rede davon, dass wir hier nicht wohnen dürfen. Das Haus ist nicht verlagerbar. Da steckt unser Kapital drin, das ist unsere Existenz und sollte unser Alterswohnsitz werden.“

Nicht nur die Speis machen sich große Sorgen. „Wie kann das Land einfach so mit uns umgehen?“, fragt Ingrid Spei auch im Namen ihrer Nachbarn. „Wir haben zwar noch keine Benachrichtigung, keinen Anhörungsbogen bekommen, aber in der Anlage gibt es schon welche.“ Der Eigentümer der Anlage, Dietmar Harsveldt, stehe auf der Seite der Pächter. „Wenn wir etwas bekommen, dann geht das zur Verwaltung der Anlage und dann zum Anwalt von Herrn Harsveldt.“

Bei allen ihren Nachbarn lägen die Nerven blank, klagt Ingrid Spei. „Wir haben alle unsere Brücken hinter uns abgebrochen. Jetzt sind wir in großer Sorge, dass wir vor dem Nichts stehen. Hier ist einer für den anderen da. Das ist eine richtige Gemeinschaft, wie ein kleines Dorf. Wir wollen hier nicht mehr weg!“

Wie es weitergeht, ist derzeit unklar. Die von der Stadt vorgeschlagene Stichtagsregelung hat das Land abgelehnt.