Kamp-Lintfort. .

Dass er schon 65 Lebensjahre hinter sich hat, sieht man ihm nicht an. Der in Homberg aufgewachsene Hans-Peter Niedzwiedz treibt Sport, er geht wandern und betreibt Nordic Walking – wenn er denn mal Zeit hat.

Niedzwiedz kam am 26. Mai 1948 zur Welt. 40 Jahre lang diente er als Pastoralreferent im Bistum Münster. Seit 2004 war er in der damals neu gegründeten Gemeinde St. Josef in Kamp-Lintfort tätig.

Weiter im Einsatz

Am 26. Mai 2013 ging er in Rente und legte sein Amt nieder. Doch auch im Ruhestand will er sich weiter für seine Mitmenschen und seine Gemeinde einsetzen: Er ist ehrenamtlicher Vorsitzender des lokalen Caritas-Verbandes.

Als Jugendlicher galt sein Interesse dem Maschinenbau. „Schon mit 13 Jahren begann ich mit meiner Ausbildung zum technischen Zeichner“, erzählt er. Es folgen das Fachabitur, zwei Jahre im Wehrdienst, den er am liebsten verweigert hätte, und schließlich der Wechsel zur Kirchenarbeit. 1973 beginnt er sein Theologiestudium an der Universität Würzburg mit Seminaren in Münster.

1977 schließt er seine Ausbildung ab, bevor er sich auf eine Reise begibt, die ihn und auch seine spätere Tätigkeit als Pastoralreferent maßgeblich prägt. „1980 und 1981 unternahm ich zwei Reisen nach Kenia“, erinnert sich Niedzwiedz. „In Nairobi habe ich Arnold Grol kennengelernt.“ Der niederländische Missionar kümmert sich damals in den Slums um jugendliche Drogensüchtige. Niedzwiedz: „Von Arnold Grol habe ich gelernt, den Jugendlichen eine Perspektive zu geben. Er hat ihnen beigebracht, dass jeder lernen muss, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen.“

Die Erlebnisse in Kenia hat er bis heute nicht vergessen. „In der ersten Woche haben mich meine Erlebnisse dort krank gemacht. In einer Wellblechhütte traf ich eine Mutter mit zwölf Kindern. Eines war erst vor Kurzem verstorben. Hinzu kam der Fäkaliengestank auf den Straßen. Mich, der aus einem entwickelten Land wie Deutschland kam, hat das schwer getroffen.“

Zurück in Deutschland gründet Niedzwiedz 1982 einen Freundeskreis, in dem er bis heute aktiv ist, und eröffnet in Homberg mit Freunden den ersten „Eine-Welt-Laden“ in der Region, in dem Fair-Trade-Produkte aus Entwicklungsländern vertrieben werden.

Doch auch in seiner Heimatstadt Kamp-Lintfort möchte Niedzwiedz etwas ändern. „Ich halte es für eine große, wichtige Herausforderung, die Menschen aus unterschiedlichen Generationen und Kulturen zusammenzuführen. Dafür müssen wir nachbarschaftlicher denken.“ Auch in der Kirchengemeinde soll etwas getan werden. „Wir müssen unsere Ressourcen wie Räume und Personal dafür aufwenden, ein Miteinander zwischen den Menschen zu schaffen“, so Niedzwiedz. „Außerdem muss die Kirche heutzutage werbetechnisch mehr machen, aber nicht nur durch Reden, vor allem durch Handeln.“

Auch deswegen findet er die Arbeit des neuen Papstes gut. „Franziskus ist sehr authentisch, er ist genau das, was die Kirche braucht. Er trifft den Kern unserer eigentlichen Botschaft.“ Niedzwiedz ist jetzt im Ruhestand und lebt mit seiner Frau Monika und einer seiner beiden Töchter in Kamp-Lintfort. Seit vier Jahren ist er Vorsitzender des Caritas-Verbandes Moers/Xanten. Er setzt sich für Familien und ältere Menschen ein, will Leute am Rand der Gesellschaft in die Mitte zurückholen. „Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht“, sagt er selbst. Die Vielseitigkeit seiner Arbeit und der Dialog mit zahlreichen interessanten Menschen haben dazu beigetragen, dass er seine Entscheidung, Pastoralreferent zu werden, keinen Tag bereut hat.