Moers/Am Niederrhein. .
Wer blind ist, hat sein Augenlicht verloren – nicht den Humor. Heinz Peter Maas beispielsweise verabschiedet sich schon mal gerne mit einem fröhlichen „Auf Wieder-Sehen“ von seinem Gesprächspartner. „Wir sind“, sagt der Scherpenberger, „ganz normale Menschen.“ Die freilich ein Handicap haben, das sie immer wieder zu Gefangenen in ihrer Wohnung macht: „Die meisten Blinden gehen nicht alleine raus“, weiß Heinz Peter Maas. „Wir brauchen Menschen, die bereit sind, uns zu begleiten.“
Doch genau daran fehlt es in Moers und Umgebung. Ein großer Teil der 77 Mitglieder des Blindenvereins lebt allein. Da werden Arztbesuche, Behördengänge und Einkaufen zum Problem. Sicher, es sind immer wieder auch Menschen mit dem langen weißen Stock ohne Begleitung unterwegs. Sie aber haben entweder noch Restfähigkeiten zu sehen, oder aber sie sind von Geburt an blind. „Die laufen angstfrei“, weiß Heinz Peter Maas. Bei den so genannten Spät-Erblindeten sei das ganz anders: „Wir können ohne Begleitung nicht die Wohnung verlassen.“
„Das ist nicht ansteckend“
Gesucht werden deshalb Begleitpersonen, bei denen sich die Blinden unterhaken können, die sie auf diese Weise sicher durch die Fußgängerzone, über Straßen und Treppen, in den Bus oder mal ins Eiskaffee lotsen. Kompliziert ist das gar nicht. Man muss sich nur darauf einstellen, dass man die Welt für die Frau oder den Mann neben sich mit-sehen muss und beispielsweise auf Hindernisse achtet, die man als Sehender kaum wahrnimmt. Passiert doch ‘was, sind beide über den Blindenverein versichert. Zudem wird niemand zeitlich überlastet. „Jeder soll das so machen, wie er’s einrichten kann“, sagt Andreas Staubitz. Der 50-Jährige wird zwar von Ehefrau Margit begleitet. Aber auch sie würde sich über gelegentliche Entlastung freuen und ihren Mann dann bei einem „Ausflug“ in die Stadt in sicheren Händen wissen. „Einmal wöchentlich wäre schon toll“, sagt Staubitz. Für beide Seiten soll die Begleitung zudem planbar sein.
Heinz Peter Maas schätzt die Zahl der Vereinsmitglieder, die auf Begleitpersonen angewiesen sind, auf wenigstens 20: „Das ist wirklich ein akutes Problem.“ Wünschenswert wäre eine Begleiter-Gruppe, die vom Blindenverein koordiniert wird.
Es gebe keinen Grund, ängstlich im Umgang mit Blinden zu sein. „Das ist nicht ansteckend“, sagt Heinz Peter Maas schmunzelnd und ergänzt: „Helft uns, aber geht normal mit uns um.“