Moers. .
Es hat in Moers ein bisschen länger gedauert als in anderen Städten, aber gestern waren die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und der Verein „Erinnern für die Zukunft“ am Ziel: Die ersten elf Stolpersteine liegen nun im Pflaster der Innenstadt. Der Künstler Gunter Demnig, der sie erschaffen hat, um an die Deportierte und Ermordete während der Nazi-Zeit zu erinnern, ging gestern, umringt von zahlreichen Gästen, selbst in die Knie: Dr. Hermann Bähr, Helene Bähr und Günther Bähr stand auf den messingfarbenen Vierkant-Steinen, die vor dem neuen Rathaus in den Boden geklopft wurden. Eigentlich hatte die Familie in der Kirchstraße 48 gewohnt, aber die hatte damals einen anderen Verlauf als heute. Familie Bähr wurde 1942 nach Theresienstadt verschleppt. Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung legten weiße Rosen nieder. An jeder Station brachten sich auch Schüler der Moerser Schulen ein.
Weitere Steine liegen nun vor dem Haus Kirchstraße 17, wo Moritz und Golda Chaim wohnten. Das Ehepaar wurde nach Riga deportiert und ermordet. Auf der Neustraße 33a beim Bettenhaus Tenhaeff erinnern nun Steine an den Tierartzt Dr. Julius Coppel und seine Frau Sofie, die noch vor der Deportation Selbstmord beging. Coppel selbst starb in Riga. Direkt gegenüber wird auf das Schicksal der Familie Moses hingewiesen, die ebenfalls in Riga ermordet wurde. Familie Leiß wohnte an der Augustastraße 2, dort, wo jetzt der „Bierdoktor ist. Eine „polnische Verräterfamilie“, wie es bei den Nazis hieß. Widerständler nennt Dr. Bernd Schmidt vom Verein „Erinnern für die Zukunft“ sie und schildert drastisch, dass eine zweijährige Tochter der Familie „vom Spielplatz weg“ verschleppt wurde.
Auch das gehört zur Idee der Stolpersteine: Sie sollen nicht nur an die jüdischen Nazi-Opfer erinnern, sondern auch an viele andere. Gunter Demnig erkundigte sich auch gleich, ob man sich in Moers schon mit Krankenmorden beschäftigt habe.
Die erste Nachfrage nach Stolpersteinen stammt aus dem Jahr 2004 und kam von einem 12er-Kurs des Gymnasiums Filder Benden. Es folgten Diskussionen, ob diese Form des Mahnmals die richtige sei. Gabriele Wyrwala von der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit nahm diese Gedanken auf, in dem sie betonte: „Man stolpert nicht über diese Steine, man tritt sie auch nicht mit Füßen, sondern hält inne und liest“. Dennoch habe man alle erreichbaren Nachfahren gefragt, ob sie einverstanden sind, wenn an ihre Familie erinnert wird. Der Ratsbeschluss für die Steine ist von 2011. Moers ist einer von 750 Orten in ganz Europa ein, die so an Opfer der Nationalsozialisten erinnern.