Kamp-Lintfort. .

Wenn die Vanilleschote nicht so ein zimperliches Gewächs wäre, das lieber Sonne statt niederrheinisches Wetter mag, dann könnte Naomi Berns noch eine Zutat mehr aus der Region in ihr Eis packen. Die Milch kommt vom Landwirt um die Ecke, die Früchte liefert im Sommer der Budberger Bauer Barten. Na ja, und die Vanilleschote kommt halt aus den Tropen, wird aber bei Berns Schote für Schote von Hand ausgekratzt.

So natürlich und so regional wie möglich – das ist das Konzept der niederrheinischen Landbäckerei Berns, die 1860 in Eversael gegründet wurde und heute in der sechsten Generation in Kamp-Lintfort von Johann Berns mit Unterstützung der Kinder geführt wird.

Was der Papa als Bäcker beim Brot vorlebt, gilt auch für die Eiskreationen des Töchterchens. Keine unnötigen Zusatzstoffe. „Ins Erdbeereis gehören Erdbeeren und kein Farbstoff“, sagt Naomi Berns. Die Zwanzigjährige ist auf dem Weg, ihren Meister im Familienbetrieb zu machen und hat schon ihren eigenen kleinen Unternehmenszweig: Naomis Eismanufaktur.

Vor zwei Jahren hat sie die Eisschule in Iserlohn besucht und dort ihr Eisdiplom gemacht. Gemeinsam mit Konditormeister Christian Franken verwandelt sie im Bäckerei-Stammhaus in Kamp-Lintfort Zutaten wie frische Milch vom Bauern, Butter, Sahne, Zucker, Vanille, Schokolade und Früchte in Eis. Serviert wird in selbst gebackenen Waffeln.

Eine Leckerei, die übrigens nicht nur in Kamp-Lintfort verkauft wird. Ab nächster Woche wird auch wieder ein Eiswagen in Budberg stehen. Am Birkenweg 1, vor dem Haus, wo die Großeltern einst Brot gebacken und später einen Lebensmittelladen geführt haben. Die Familie Berns backt zwar mittlerweile in der Nachbarstadt, wohnt aber noch immer in Budberg. „Unsere Küche war früher die Backstube“, sagt Naomi Berns.

Geduldig beantwortet sie gemeinsam mit dem Konditormeister unsere Fragen. Obwohl beide eigentlich gar keine Zeit haben. Die Kollegen brauchen Christian Franken dringend beim Backen des Rhabarberkuchens und Naomi Berns muss zur Eismaschine. Sie piepst jetzt schon seit einigen Minuten.

Vanille ist fertig. Um halb sechs hatte Christian Franken wie jeden Morgen die Milch beim Landwirt Gerd Luyven abgeholt. Im Pasteurisierer wird die Rohmilch verarbeitet, bevor sie mit anderen Zutaten in der Eismaschine zu einer der acht Sorten veredelt wird.

Dass Vanille nicht mit Aroma, sondern mit frischer Schote gewürzt wird, ist an den kleinen schwarzen Pünktchen erkennbar. Ein Qualitätsmerkmal, eigentlich. „Es gibt aber immer noch Leute, die sagen: Da ist was Komisches in meinem Eis...“, wundert sich Christian Franken.

Naomi Berns hat die letzte Portion aus der Eismaschine geschabt. Und lässt uns kosten. Vielleicht sind wir ja durch das Gespräch beeinflusst – aber ich bilde mir ein, dass man die frische Milch herausschmeckt. Lecker!