Kamp-Lintfort. .

Eines war Galerist Andreas Verfürth schon im Vorfeld klar: Der Lüpertz wird in Kamp-Lintfort für kontroverse Diskussionen sorgen. Das hat er schließlich schon in Dortmund, Wien und anderswo getan. Lange warten musste er nicht. Als Verfürth vergangenen Dienstag die 92 Grafiken, Holzschnitte, Zeichnungen und Radierungen im Lineg-Gebäude (Friedrich-Heinrich-Allee) hängte und am Abend die Raumpflegerinnen zum Durchwischen kamen, war es so weit. „Noch nie hatte ich so viele Turbulenzen beim Hängen“, lacht der Galerist.

Es ist beeindruckend, wieviel Lüpertz Verfürth für die Ausstellung anlässlich des 100. Geburtstag der Lineg zeigen kann. „Lüpertz will weg von den fertigen Bildern im Kopf“, sagt Verfürth, „er packt das Thema Skulptur ganz anders an, löst auf und entstellt. Aber Kunst muss eben nicht immer ,schön’ sein.“

Markus Lüpertz zählt zu den bekanntesten deutschen Gegenwartskünstlern – und zu den exzentrischsten. Auch das macht den 72-Jährigen interessant. Und es gibt viel von ihm zu sehen in Kamp-Lintfort – Arbeiten zum „Adler“ der im Bundesgerichtshof in Karlsruhe hängt genauso wie Arbeiten zum „Herkules“, der zuletzt in Dortmund für so viel Aufregung gesorgt hat. Auch der „Hölderlin“ der seit Dienstag zentnerschwer vor dem Lineg-Verwaltungsgebäude steht und für viel Aufmerksamkeit sorgt, findet sich in vielen Variationen als Holzschnitt oder Grafik in blau, in rot, in gelb oder in schwarz wieder.

Der günstigste Lüpertz in Kamp-Lintfort ist übrigens ein „Adler“ in 20er Auflage für 990 Euro. Von da geht es allerdings preislich rasch nach oben. Der handbemalte Hölderlin-Kopf im Treppenhaus etwa kostet schon 100 000 Euro. Auch der Riese vor der Haustür ist käuflich (Preis auf Anfrage). Wenn sich kein Interessent findet, wird er im Juni die Reise in die Eremitage nach St. Petersburg antreten, wo Lüpertz im Sommer ausstellt.

Nicht nur solvente Kunstliebhaber, sondern vor allem solche, die einfach in den Genuss kommen wollen, direkt vor der Haustür ganz viel Kunst gratis sehen zu können, sind willkommen. Schließlich, so Lineg-Vorstand Karl-Heinz Brandt, sei die Ausstellung auch ein Geburtstagsgeschenk. Und was für eins ...