Neukirchen-Vluyn. .
Bei der Kombination „Brandschutz“ und „Gefahr für Leib und Leben“ klingeln ja den Moersern – siehe Sportzentrum Rheinkamp – sofort die Ohren. Jetzt hat es auch die Neukirchen-Vluyner erwischt. Mit eben diesem vernichtenden Urteil verließ am vergangenen Donnerstag der Brandbeschauer die Kulturhalle. „Ich war wie vom Donner gerührt“ bekundete gestern Bürgermeister Harald Lenßen in einem Gespräch mit der Presse, die wissen wollte, wie es dazu kommen konnte.
Museum schon dicht
Über das Wochenende mit zwei Kabarett-Veranstaltungen rettete sich die Stadt – um nicht Knall auf Fall schließen zu müssen – mit 25 Feuerwehrleuten vor Ort, der Schließung des Museums und der Räumung des Kultur-Cafés, dessen Bestuhlung wohl dem Brandbeschauer im Weg stand, sowie mit eilends weggeräumten so genannten „Brandlasten“, wie Aktenordnern im Keller oder Kunstgegenständen, die Wege versperrten. „Der Verwaltungsvorstand war der Meinung, damit dem Brandschutz genüge getan zu haben“, stellte Lenßen gestern fest, warum so am Wochenende keine „Gefahr für Leib und Leben“ bestanden habe.
Heute werde es „in der längsten Verwaltungsvorstandssitzung, die ich erlebt habe“, darum gehen, wie es jetzt weitergeht: schließen oder nicht.
Wichtigster Fakt scheint nach derzeitiger Lage zu sein, dass es 2008 ein Brandschau gegeben hat, in der Mängel gefunden wurden. 2009 ist ein Brandschutzkonzept erarbeitet worden. Und dann? „Ja, das ist lange her“, sagt Lenßen vieldeutig. Umgesetzt worden ist aber dieses Konzept wohl nie. In welcher Schublade es über Jahre verschwunden sein könnte, gilt es zu klären. Zur Not auch mit „dienstrechtlichen Konsequenzen“: „Aber erst, wenn ich die Fakten wirklich kenne.“ Bemerkenswert in diesem Zusammenhang: Es saß gestern neben dem Wirtschaftsförderer Hans-Willi Pergens der Beigeordnete für Kultur, Jörg Geulmann, mit am Tisch. Der Technische Beigeordnete Ralf Eccarius, in dessen Zuständigkeit der Brandschutz fällt, nicht. Er selbst habe von den Brandschutz-Problemen bis Donnerstag nie gehört, beteuerte Lenßen gestern. Sein Amt hat er im Herbst 2009 angetreten.
Schwierigkeiten gibt es wohl, so sagt der Bürgermeister nach einer ersten Sichtung, mit einer fehlenden Brandmeldeanlage, mit der Feuerfestigkeit der Wände beziehungsweise fehlenden Brandschutzwänden und unzureichenden Rettungswegen. Am schwersten trifft es das Museum. Schon länger war klar, dass das Dachgeschoss geräumt werden muss. Ist auch geschehen. Dass aber ebenso das Obergeschoss nicht nutzbar ist, macht das gerade erarbeitete neue Museumskonzept zunichte. Und während man mit Kulturveranstaltungen kurzfristig in die Aula des Stursberg-Gymnasiums ausweichen könnte, gibt es für das Museum keine flotte Lösung, selbst wenn der Rest der Kulturhalle nicht länger schließen müsste.
Problem für das KulturCafé
Wenn der schlimmste Fall, Schließung und langwierige Sanierung, einträte, hätte auch der Pächter des KulturCafés „das geharnischte Problem“, wie Lenßen einräumt. „Ich habe mich schon wegen dieses Wochenendes öffentlich bei ihm entschuldigt“, so Lenßen.
Klar ist für den Bürgermeister aber, dass die Kulturhalle ertüchtigt wird, wie auch immer: „Sie ist ein wichtiger Teil dieser Stadt.“