Neukirchen-Vluyn. .
Auch Hannes Wader wird älter, schon 70 dieses Jahr. Anmerken kann man es ihm auf der „Tour 2012“ jedoch kaum. „Schön!“, befand das Publikum einfach und ergreifend in der komplett gefüllten Vluyner Kulturhalle am Freitagabend.
Klassische Eröffnung vor den 468 Zuschauern: Mit „Heute hier, morgen dort“, unter lautem Jubel, Pfeifen und Klatschen, war von Anfang an klar, wer da auf der Bühne stand. „Das ist immer noch das Programm“, erklärte Wader. Und plauderte immer wieder mal drauflos.
Dass er ja eigentlich aus Ostwestfalen komme, passenderweise aufgewachsen „Am Poetenweg“. Dass ein Lied, das 50 Jahre alt ist, nicht von ihm sein könne, weil er ja erst seit 45 Jahren komponiere. Wie er und Franz-Josef Degenhardt sich, gemeinsam in dessen Garten unterm Wildkirschenbaum sitzend, oft gegenseitig die Welt erklärt hätten und dass er ihm gern das Lied „Alter Freund“ widme.
„Wenn man so 70 wird, dann macht man das immer öfter, dass man über sein verpfuschtes Leben nachdenkt.“ Und was man alles regeln sollte, obwohl er gar keine Lust dazu verspüre. „Will ich in ‘ne Urne, will ich in ‘ne Kiste?“ Dazu fiel ihm ein Gedicht von Michael Augustin ein: „Seebestattung. Der Kutter kentert. Die ganze Trauergemeinde ertrinkt. Nur die Urne schwimmt.“
So schafft er auch heitere Überleitungen zwischen seinen Liedern. Sehr amüsant wird es, wenn er über seine missglückte Kontaktaufnahme mit dem weiblichen Geschlecht singt. „Bei dem, was ich erlebt habe, hätte jeder andere die Frauen gehasst“, erklärte Wader, aber er täte es nicht. Er belagerte die Angebeteten im Schlafsack im Hausflur, folgte ihnen auf Langlaufski die schwarze Piste hinunter und erntete dabei doch nur falsche Telefonnummern auf seinem Gipsbein.
Lieder der aktuellen CD „Nah dran“ mischen sich mit seinen Dauerbrennern zum zweistündigen Programm.
Neben „Trotz alledem“ und „Dass wir so lang leben dürfen“ bekam auch eine altbekannte Zeile großen Applaus: „Längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit, diesen Krieg zu verhindern. Es ist an der Zeit.“
Das alles klingt schon nach dem Preis fürs Lebenswerk. Aber Wader will – und muss selbstverständlich -- noch lange nicht aufhören mit seinen Auftritten.