Moers. Takako Saito lädt im Seewerk zum Schachspielen, Shopping oder zum Selbst-Kunst-Machen ein.Frau Saito ist klein, zierlich, wirkt beinahe zerbrechlich. Und doch steckt in der 83-Jährigen jene unbändige Neugier und kreative Energie, die Großes schafft. Viele weitere Künstler stellen aus.
Vor zwei Jahren musste die Japanerin ihre Teilnahme an der Jahresausstellung im Seewerk absagen – die Ausstellungsmacher vom New Yorker MoMa waren damals zum bevorstehenden runden Geburtstag der Fluxus-Bewegung schneller. Dieses Mal hat es geklappt. Seit vier Wochen werkelt die international ausstellende und arbeitende Künstlerin mit Wohnsitz Düsseldorf in Kapellen an einer fantastischen Werkschau in der Halle der ehemaligen Dujardin-Fabrik am Silbersee. Angelika Petri ist – das ist kein Geheimnis – kunstverrückt. Von der Begegnung der letzten Wochen ist die Seewerk-Macherin schlicht überwältigt: „Wenn es Takako nicht geben würde, dann müsste man sie erfinden.“
Im Seewerk ist schon jetzt alles im Fluxus. Was passiert, wenn man Zwiebelsaft und Hagebuttentee auf Pergamentpapier träufelt und dann alles bügelt? Takako Saito will so etwas wissen, ganz genau. „Nur mit dem Tee kriegt das Pergament auch Struktur“, weiß sie jetzt, nach unzähligen Experimenten mit diversen Gemüsesäften und Tees. „Neugier über Lack“ heißt gleich eine ganze Bilderserie, bei der sich die 83-Jährige mit Lust und Ausdauer mit den Eigenschaften dieses Werkstoffes auseinandergesetzt hat. Was zählt, ist die schöpferische Idee – so der Gedanke der Fluxusbewegung, die im letzten Jahr ihren 50. Geburtstag feierte.
Mit Yoko Ono gearbeitet
Takako Saito ist künstlerisch mit den Begründern dieser Bewegung in New York groß geworden. George Maciunas, Nam June Paik und später Yoko Ono, mit der die gebürtige Japanerin sich heute noch ab und an treffe, so Petri.
Bekannt geworden ist Takako Saito vor allem mit ihren Fluxus-Objekten, von denen eine ganze Reihe im Seewerk zu sehen sind. Sieben Meter lange Bücher, das Hut-Schach, die Do-it-your-self-Objekte – anfassen ist ausdrücklich erwünscht. Spielen, ausprobieren, mitmachen – selbst zum Künstler werden, das ist gleichsam Programm. Jede Menge Fluxus für den Alltag gibt es dazu im „Takakomercato“. Mit einem Augenzwinkern serviert Saito an ihrem Kiosk aus durchsichtigen Gefäßen „Yoko Ono“ oder „Beuys“ – das gleich löffelweise.
Um ein legendäres Fluxus-Symbol, das Schachspiel, geht es auch bei ihrer Installation auf Nepix Kull in Zusammenarbeit mit dem Kulturbüro. Zwei Musikschachspiele werden auf der Insel installiert – der Wind wird die Figuren zum Klingen bringen. Auch das typisch Fluxus, weil spartenverbindend. Für die Vernissage verspricht Saiko gar eine Fluxus-Oper ...
Neben der spannenden Schau der Japanerin werden in diesem Jahr auch andere spannende Bilder, Objekte und Performances zahlreicher Künstler im Seewerk zu sehen sein. Der Duisburger Wolf Lipka etwa stellt sein „Jahrhundertbild“ aus. Der Künstler hat ausgehend von seinem Geburtsjahr 1947 bis 2000 für jedes Jahr ein Bild gemalt und fügt die unterschiedlich großen Teile zu einem Ganzen zusammen – politisch, ironisch und ein bisschen privat, so der Duisburger über Inhalte.
„Leben = Falle“ heißt das Objekt der Duisburger Künstlerin Gabriella Fekete. Und das, so zeigen bereits jetzt die ersten Schweißarbeiten von Seewerk-Chef Frank Merks, darf am 9. September von dem, der mag, wörtlich genommen werden ...
Weitere ausstellende Künstler: Anatol, Tom Koesel, Jari, Elisabeth Lucchesi, Jörg Parsick-Mathieu, Ron Schmidt, Erdmute Herzfeld, Ingeborg Schmidthüsen, Jo Terbach, Albert Maasner, George Popov, Rzayev Suleyman, Juna Ryan, Sandra Hoitz, Ivica Matijevic, Frank Pentementi.
Die Ausstellungseröffnung ist am Samstag, 8. September, 14 Uhr auf der Kulturinsel Nepix Kull mit Performance, Theater, Modenschau, Taiko - Gruppe, Wein- und Antipasti-Schachspiel.
Dann geht es weiter um 15.30 Uhr im Seewerk, Silberseeweg 1 a, Moers-Kapellen mit Fluxus - Opera, Kinderaktion Flehende Fahnen, Baumverbindung, Samba und vielem mehr.