Moers/Dinslaken. .
Was hat Moers mit Hanau, Völklingen und St. Ingbert gemeinsam? Es ist die Liebe zu den alten Autokennzeichen. Zu früher, als die großen Städte noch ihre Identität im Nummernschild führten.
Der kleine Unterschied: In Hanau und Co haben sie bereits Nägel mit Köpfen gemacht und die Zeit zurückgedreht. In Moers könnte das kommen. Bürgermeister Norbert Ballhaus hat in der letzten Woche gemeinsam mit 14 anderen NRW-Kommunen den Wunsch auf eigene Kennzeichen auf den Weg gebracht. Der Adressat: Landesverkehrsminister Harry Voigtsberger.
Studie der Uni Heilbronn
Auslöser dieser Retro-Bewegung war eine Studie unter der Federführung der Uni Heilbronn, aus der die „Initiative Kennzeichenliberalisierung“ erwuchs. NRW-weit waren 17 000 Menschen befragt worden und das Ergebnis gestaltete sich ziemlich eindeutig: 72,6 Prozent wollten die alten Kennzeichen zurück. Am linken Niederrhein wurde aus den Kreisen Moers, Dinslaken und Rees der Kreis Wesel. Und wer bis heute nicht tapfer sein Möhrchen vor Abmeldung und Schrottplatz bewahren konnte oder sowieso Oldie-Fan ist, bekam seit dem 1. Januar 1975 das Kennzeichen „WES“ verpasst.
Ginge es nach Bürgermeister Norbert Ballhaus, führen alle Moerser bald wieder mit „MO“. „Ich find das gut“, ließ er über seine Pressestelle wissen. Es sei ein emotionales Thema, für das es nur ein Votum geben könne: „Daumen hoch“. Wie die Konferenz der 15-Befürworter-Kommunen in seiner alten Heimat Gladbeck zeige, erfahre die Idee ja breite Unterstützung. Aber Ballhaus weiß auch um die finanzielle Situation seiner Kommune. Einen Tag vor der Haushaltseinbringung mit heftigen Einsparungen hat Moers eben andere Probleme. „Wir würden da gern mitmachen, wenn es nicht über Gebühr Kosten oder Personal bindet.“ Ballhaus hat City-Manager Michael Birr eingebunden. Es soll wohl auch eine gemeinsame Ratsvorlage mit der Stadt Dinslaken geben. Warum?
Gemeinsame Ratsvorlage
mit Dinslaken
Auch in Dinslaken wird das Projekt „Kennzeichen-Liberalisierung“ positiv gesehen. Sowohl Bürgermeister Michael Heidinger (SPD) als auch Silke Pollack, Geschäftsführerin der örtlichen Marketing-GmbH „Dinamit“, wollen die Initiative für das Alt-Kennzeichen „DIN“ forcieren. Pollack, die für Dinslaken in Gladbeck vertreten war, signalisierte, im Mai die Bürgermeinung zu dem Thema abfragen zu wollen, dann den Rat mit der Entscheidung zu beauftragen, damit die Initiative wie geplant im Sommer konkreter werden könnte. Man wolle dem Kreis nichts wegnehmen, auch nicht in seine Zuständigkeiten eingreifen, so Pollack.
Ihr Moerser Pendant Michael Birr findet, die Initiative liege genau im Trend. „Wir spüren eine wachsende Identität der Moerser mit ihrer Stadt. Die Leute kaufen Moers-Kaffee, Wein oder Aufkleber, es ist eine echte Marke.“ Diese Initiative, sagt Birr aber auch, dürfe nicht zu Lasten des wir4-Gedankens verfolgt werden. „Das kann auch gefährlich sein, ist aber auch nicht unser Ansatz.“
Bei der wir4-Wirtschaftsförderung war kein Statement zu bekommen. Geschäftsführer Hans-Peter Kaiser befindet sich im Urlaub.