Kamp-Lintfort/Duisburg. .

Ein 16 Jahre alter Schüler aus Kamp-Lintfort hat den Obdachlosen Klaus B. aus Duisburg getötet. Anfangs hatte er sein Opfer, das stark sehbehindert war, nur ärgern wollen. Das Motiv: Langeweile.

Vier Jugendliche suchten sich in der Nacht zu Pfingstsonntag den obdachlosen Klaus B. als Opfer aus. „Ärgern“ wollten sie den stark sehbehinderten Mann, der in einem alten Opel Corsa auf dem Parkplatz des Pappelsees lebte. Ihr Motiv: Langeweile. Doch was vielleicht als grober Spaß begann, endete in einer Orgie der Gewalt, endete mit einem Mord. Ein 16-jähriger Schüler sitzt seit Freitagabend wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft; einer seiner Komplizen, ebenfalls 16 Jahre, wegen gefährlicher Körperverletzung. Zwei weitere Schüler, beide 17 Jahre alt, hatten sich aus dem Staub gemacht, bevor die Situation eskalierte.

Es war der Abend vor Pfingstsonntag, als die vier Jugendlichen sich trafen und aus Langeweile beschlossen, den Obdachlosen zu drangsalieren. Es begann damit, dass sie den 51-Jährigen anmachten, dann an dem uralten Opel wackelten, in dem der Sehbehinderte saß. Die Kennzeichen wurden abgerissen; der 16-jährige, aus Ex-Jugoslawien stammende Haupttäter sprang erst auf die Motorhaube, dann auf das Dach des Autos. Den beiden 17-Jährigen wurde die Sache wohl zu mulmig, zudem musste einer von ihnen nach Hause.

Schläger war der Polizei bekannt

Der 16-jährige Schläger, der der Polizei schon längst unter anderem wegen Körperverletzung aufgefallen war, ließ sich davon nicht abhalten. Sein gleichaltriger Komplize hielt sich abseits, die beiden anderen flüchteten, als der 16-Jährige die hintere Scheibe des Corsa eintrat, in dem Klaus B. hilflos gefangen war. Der Obdachlose wusste sich nicht anders zu wehren, als mit seinem Handy den Angreifer zu filmen. Das passte dem Schläger nicht; erst stritt er mit seinem Opfer, dann kam es zu einem Ausbruch nackter Gewalt. Alkohol war dabei nicht im Spiel.

Nach der Tat fuhr der 16-Jährige den Opel auf die andere Seite des Pappelsees. Er machte dabei so viel Lärm, dass Anwohner der Brandstraße aufwachten und nach dem Rechten sahen. Der Jugendliche, der nun als Mörder gelten muss, entschuldigte sich für den Lärm und ging zurück zum Tatort. Mit seinem Komplizen ging er über den Parkplatz in die Innenstadt; vorbei an seinem Opfer, um dessen Schicksal sich beide nicht scherten. Der Mann blieb auf dem Parkplatz liegen und erstickte schließlich an seinem eigenen Blut.

Wie, womit und wie oft der 16-Jährige zuschlug, will Kriminalhauptkommissar Arndt Rother, Leiter der Mordkommission, nicht sagen. Noch sind die Vernehmungen nicht abgeschlossen, müssen Aussagen und Spurenbild noch in Einklang gebracht werden. Es wurden jedoch sowohl Finger- als auch Fußabdrücke des Haupttäters am Auto gefunden – die Beweise reichten für den Haftrichter, um ihn wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft zu nehmen.

Täter konnten den Mund nicht halten

Überführt wurden die Jugendlichen, weil sie nach der Tat den Mund nicht halten konnten, ja damit prahlten. Die Gerüchteküche brodelte, ein Hinweise ging an die Mordkommission, kurz darauf war der Fall geklärt. Die Verhaftung des 16-jährigen mutmaßliche Mörders verlief fast unvorstellbar unspektakulär: Er wurde am Donnerstag zur Vernehmung auf die Kamp-Lintforter Wache bestellt und erschien dort – allein, ohne Eltern. Er sollte die Wache nicht mehr verlassen. Die weiteren Festnahmen folgten dann in der Nacht zu Freitag.

Polizeibekannt sind alle vier Jugendlichen, als so genannter Intensivtäter wird indes keiner beschrieben. Kriminalhauptkommissar Rother beschreibt den Haupttäter als emotionslos. Auch als abgerüht? Ja, so der Leiter der Mordkommission, diese Vokabel würde er verwenden.

Während die Ermittlungen ihren weiteren Gang nehmen, wird am Sonntag um 18.30 Uhr an dem Ort, an dem Klaus B. lebte und starb, eine ökumenische Andacht abgehalten. Kamp-Lintfort trauert um einen Menschen, der am Rande der Gesellschaft lebte.