Moers. .

Vielleicht kommt die Reaktion auf das Erlebte erst später, vielleicht sind die beiden jungen Frauen auch einfach nur cool: Die Utforterin Stefanie Pawlak (18 Jahre alt) und ihre 19-jährige Freundin Ricarda Rütjes waren in der Nähe der Waldbrände in Russland.

Bis zur vergangenen Woche waren sie in einem Sportcamp in der Nähe der russischen Stadt Nischni Nowgorod – und mussten wegen der Waldbrände ihre Unterkunft verlassen. Doch obwohl es bereits nach sieben Tagen ihres Urlaubs „gestunken hat und Rauch zu sehen war, Flugzeuge über uns hinwegflogen, die auf der anderen Seite des Flusses Oka Wasser abwarfen“, so Stefanie, verfielen sie nicht in Panik. „Wir hatten keine Angst.“

Der Grund dafür könnte darin liegen, dass die Organisatoren des Camps, der Landessportbund, die Reiseteilnehmer gut informierte. So fühlten sich die beiden angehenden Abiturientinnen des Gymnasiums Rheinkamp in Sicherheit.

„Ich dachte zuerst, die
wollte mich veräppeln“

Am 30. Juli kam die russische Zimmergenossin von Stefanie hereingestürzt und schrie: „Wir müssen packen!“ Stefanie blieb ganz ruhig. „Ich dachte zuerst, die wollte mich veräppeln.“ Ricarda erreichte die Nachricht im Aufenthaltsraum. „Da war zunächst voll das Chaos, voll der Stress.“ Aber auch sie bewahrte die Ruhe: „Ich wollte zunächst abwarten, bis uns die Betreuer Bescheid sagen.“ Als das passierte, wurden auch die anderen Teilnehmer aufgeweckt.

Danach lief alles ziemlich geordnet ab, obwohl, so Stefanie, der „Regen schwarz vom Himmel kam, sich schwarze Flecken auf dem Boden bildeten“. Packen, treffen auf dem Hauptplatz, verteilen auf die Busse: Ohne Panik ging die Abreise aus dem Camp vonstatten.

Es wurde nach den Jugendlichen aus vielen Ländern von Menschen gebraucht, deren Häuser und Wohnungen bei den Bränden zerstört worden waren. „Es kamen Busse mit Menschen an, die Kinder hatten teilweise Gasmasken auf, alle wirkten ziemlich müde“, erinnert sich Stefanie. „Ich dachte mir: Wie muss man sich fühlen, wenn einem so etwas passiert ist?“

Bei der Reise nach Nischni Nowgorod fühlte sie sich gut betreut. Stefanie: „In jedem der Busse, mit denen wir wegfuhren, war ein Polizist. Und vor und hinter den Bussen fuhren jeweils Polizeikolonnen, so dass wir immer gut durchkamen und nicht einmal an roten Ampeln anhalten mussten.“

Zwar war die neue Unterkunft kleiner und „nicht so schön wie im Camp, aber insgesamt okay. Eigentlich durften wir selbst im neunten Stock nicht die Fenster aufmachen, aber wie soll man das aushalten bei 40°?“, fragt Stefanie. Am vorgesehenen Abreisetag ging es von Moskau aus zurück in die Heimat. Hier ging Stefanie zum Arzt. „Meine Atemwege sind ein bisschen verengt und ich muss ein paar Wochen lang ein Atemspray benutzen.“ Beim tiefen Atmen tue es ein wenig weh.

Das Erlebte führt aber nicht dazu, dass sie in Zukunft auf eine solche Reise oder dieses Ziel verzichtet. „Man lernt schon zu schätzen, was man hier hat. Aber ich würde so etwas sicherlich noch einmal machen.“