Kamp-Lintfort. .
Wut, Frust, Entsetzen – es ist ein ganzes Bündel von Gefühlen, das die Kumpel vom Bergwerk West nach dem Donnerschlag aus Brüssel überkommt. Die EU will die Zechen 2014 schließen, die Kumpel bangen um ihren Arbeitsplatz.
Die EU-Kommission will die Steinkohlezechen schon 2014 schließen, „jetzt geht das Bangen um unsere Arbeitsplätze wieder los“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Friedhelm Vogt und fügt hinzu: „Wir werden uns das alles nicht gefallen lassen.“
Vogt sieht die Lage dramatisch. Zwar wird die Kamp-Lintforter Schachtanlage ohnehin Ende 2012 geschlossen, aber: „Alle Personalplanungen sind darauf ausgerichtet, dass bis zum Jahr 2018 drei weitere Zechen Steinkohle fördern und Mitarbeiter vom Bergwerk West aufnehmen. Wenn diese Zechen aber vier Jahre früher schließen, wird alles über den Haufen geworfen. Dann ist dort für meine Kollegen kein Platz mehr und wir müssen alle Verlegungen stoppen.“
Aus schon vor 2012?
Friedhelm Vogt fürchtet, dass in diesem Fall für das Bergwerk West schon vor Ende 2012 das Aus kommen könnte. Und: Den Kumpeln droht dann, was im Bergbau bislang tabu ist – Entlassungen.
Der Betriebsrat sieht jetzt die Bundeskanzlerin gefordert: „Angela Merkel muss sich reinhängen und dafür sorgen, dass unsere Gesetze tatsächlich gelten“, sagt Friedhelm Vogt, der auch Mitglied im Hauptvorstand der Gewerkschaft IG BCE ist. Bedauerlich sei, dass auch der deutsche EU-Kommissar Oettinger die vorzeitige Bergwerksschließung befürwortet.
Dessen Parteifreund, der Neukirchen-Vluyner Europaabgeordnete Karl-Heinz Florenz, ist freilich sicher, dass längst noch nicht das letzte Wort gesprochen ist: „Es handelt sich um einen Vorschlag, über den der Ministerrat – und übrigens nicht wir Parlamentarier – verhandeln und dann entscheiden muss.“ Denkbar sei, dass am Ende 2016 als Ausstiegsjahr stehen wird, so Florenz.
Florenz: Beschlossene Ausstiege nicht antasten
Er plädiert allerdings für eine Variante: „Wo bereits freiwillig Ausstiegsszenarien beschlossen sind, sollte man die Beteiligten nicht bestrafen und die Beschlüsse unangetastet lassen.“ Sollte sich diese Option durchsetzen, könnte die RAG bei ihrer bisherigen Personalplanung bis 2018 bleiben.
Karl-Heinz Florenz will freilich nicht auf diejenigen eindreschen, die die Subventionen bereits 2014 beenden wollen: „Der Vorschlag kommt aus der Umweltdirektion der EU. Deren Argument, dass man den hohen CO2-Ausstoß durch Kohleverbrennung nicht auch noch subventionieren kann, ist ja nicht so falsch.“