Moers. Auf Sylt wurden rassistische Parolen zu dem Song von Gigi D’Agostino gesungen. In Moers positionieren sich nun DJs, Wirte und Kirmesveranstalter.
Mit „L‘amour toujours“ wollte Gigi D‘Agostino Ende der 90er-Jahre eigentlich eine Ode an die ewige Liebe komponieren. Nun, 25 Jahre später, ist der italienische DJ wieder in aller Munde. Jedoch wohl kaum so, wie es sich D‘Agostino erhofft haben dürfte: Bei einer Feier in Kampen auf Sylt sang ein Teil der Gäste rassistische Parolen im Takt des Partyklassikers. Ein Mitglied der Gruppe zeigte gar den verbotenen Hitlergruß. Das Skandal-Video, welches den Vorfall dokumentiert, schlägt hohe Wellen. Um Nachahmungen auf ihren Partys zu verhindern, sahen sich mehrere Veranstalter bereits dazu gezwungen, das Lied zu verbieten. Weder beim Münchner Oktoberfest, noch bei den Cannstatter Wasn in Stuttgart wird „L‘amour toujours“ zu hören sein. Ebenso strich die Stadt Köln den Song aus der Playlist für die EM-Fanzonen. Ein Modell auch für Veranstaltungen in Moers?
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Bei den Organisatoren des wohl größten Events im städtischen Veranstaltungskalender – der Moerser Kirmes – ist das Thema bereits diskutiert worden. Wie Sprecher David Weierstahl mitteilt, würde die Moers Marketing GmbH die Geschehnisse auf Sylt um das missbräuchliche Umdichten des Songs „L’amour toujours“ auf das Schärfste verurteilen. Man beziehe eine eindeutige Haltung gegen Rassismus sowie antidemokratische Aktionen in jedweder Form, heißt es in der Stellungnahme. „Ein generelles Verbot des Partyhits „L’amour toujours“ auf Volksfesten halten wir für den falschen Umgang, da ein solches Verbot hauptsächlich den Künstler und Urheber bestraft sowie diejenigen, die ohne rassistische Gesinnung, Freude an diesem Titel haben“, sagt Weierstahl.
Moerser Kirmes: „Rassismus hat keinen Platz und wird nicht toleriert“
Eine Maßgabe für Schausteller und Künstler auf der Moerser Kirmes werde es vonseiten des Stadtmarketings demnach nicht geben. Als Veranstalter der größten Moerser Volksfeste sei man ohnehin für Situationen sensibilisiert, in denen es zu Regelverstößen kommen kann. Durch den Einsatz von Polizei und Sicherheitsdiensten und die enge Kooperation mit den Schaustellerbetrieben sei Moers Marketing darauf vorbereitet, schnell auf ein regelwidriges Verhalten auf Veranstaltungsflächen reagieren zu können, sagt Weierstahl, der ferner betont: „Rassismus hat auf unseren Veranstaltungen keinen Platz und wird nicht toleriert.“
Am Kirmesmontag wird Oliver Monteleone, besser bekannt als DJ Monty, wieder am Moerser Altmarkt auflegen. Ob er die Partyhymne dann im Repertoire haben wird, weiß der Discjockey noch nicht. Er berichtet von dem Gefühl eines Zwiespalts zwischen einer möglichst ausgelassenen Feierlaune und dem Risiko, den nächsten rassistischen Vorfall durch die Musikauswahl zu initiieren. „Ich finde es super lächerlich, dass einige Idioten so ein tolles Lied, das immer für gute Stimmung sorgt, mit Hassparolen in Mitleidenschaft ziehen“, sagt Monteleone im Gespräch mit unserer Redaktion. Das Lied hat er normalerweise bei vielen seiner Auftritte im Gepäck, bei vielen Feiernden ist er ein beliebter Musikwunsch. Der Lieblingssong seiner Frau sei „L‘amours toujours“ noch dazu. Es ist also keine Überraschung, dass DJ Monty „L‘amour toujours“ bei der 90er- und 2000er Party „Throwback Beats“ am 2. Oktober in der Enni Eventhalle ohne Sylt-Skandal sicherlich aufgelegt hätte. Nun ist alles ungewiss.
Moerser Wirt über „L‘amour toujours“-Debatte: „Ich würde das Lied streichen“
Weniger Sorgen macht sich Monika Müller vom „Dschungel-Club“ in Moers-Scherpenberg. Da es in ihrer Gaststätte eher rockig zugeht, fanden die Werke von Gigi D‘Agostino auch vor dem Zwischenfall von Kampen keinen Weg in den „Dschungel“. Ähnlich beurteilt Claudius Albustin die Gemengelage. Der Wirt der „Röhre“ sieht seine Kneipe an der Weygoldstraße nicht in der Gefahr, zum Schauplatz von fremdenfeindlichen Parolen zu werden: „Wir werden schon immer als ‚linksgrünversiffter Bunker‘ bezeichnet. Das wäre also gar nicht unser Klientel.“ Zumal „L‘amour toujours“ gar nicht zu den üblichen „Röhren“-Klängen passe: „Wenn so eine Musik hier normalerweise bei irgendwelchen Events laufen würde, dann würde ich das Lied aber komplett streichen.“
Die Moerserinnen und Moerser diskutieren das Thema bereits kontrovers in den sozialen Medien. „Wer das will, schafft es mit ein wenig Phantasie aus jedem Lied ne rechte Parole zu machen“, antwortet etwa Tanja Kremser-Pauels in einem Facebook-Kommentar auf unsere Frage, ob der Song nun verboten werden sollte. Sie würde es bedauern, wenn das Lied aufgrund einiger „Pappnasen“ nicht mehr gespielt würde. Auch der Kamp-Lintforter FDP-Fraktionschef Stephan Heuser sieht keinen Anlass für ein Verbot, wie er auf Instagram schreibt: „Der Song selbst enthält nichts Verfassungsfeindliches.“ Eine weitere Instagram-Nutzerin pflichtet dem bei und betont, sie würde hoffen, dass Personen, die solche Texte grölen, mit einem Hausverbot bestraft werden.