Moers. Ist die Schlange vor dem Enni-Kundenzentrum in Moers ein Touristenhighlight? Aufkleber erweckten jüngst den Eindruck. Das steckt dahinter.

Ist die Schlange vor der Enni-Kundenzentrale in der Fußgängerzone in Moers ein Touristenmagnet? Dieser Eindruck konnte in den vergangenen Tagen zumindest kurzzeitig entstehen. Ein runder Bodenaufkleber, der als Selfie-Point markiert war, warb für dieses „Highlight der Moerser Fußgängerzone“. Fußabdrücke auf dem Aufkleber zeigten an, wie Menschen sich auf ihn stellen können, um ein schönes Selfie vor der Warteschlange zu machen. Auch an zwei anderen Stellen im Stadtgebiet tauchten die Aufkleber auf: Vor dem alten Finanzamt warb der Aufkleber für einen „Lost Place“, vor dem Wall-Zentrum für eine „historische Konsumtempelruine“. Auf jedem Aufkleber die Hinweise: „Eine Idee der CDU“ und „Gedruckt in Kamp-Lintfort“.

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Hinter der augenzwinkernden Aktion steckt die Satire-Partei „Die Partei“, die zu den einzelnen Aufklebern Videos in sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. Mittlerweile sind die Aufkleber längst wieder entfernt. „Hintergrund ist ein CDU-Antrag“, erklärt „Die Partei“-Mitglied Carsten Born auf Anfrage der Redaktion. Dieser forderte echte Selfie-Points im Stadtgebiet, der Rat hat den Antrag beschlossen (wir berichteten). Drei Selfie-Points an prägnanten Stellen sollen zukünftig dazu einladen, vor Moerser Touristenhighlights ein Foto zu knipsen. Eine Angelegenheit, die „Die Partei“ nicht sonderlich zeitgemäß findet. „Man könnte die Wahl der Punkte, wo diese Selfie-Points hinkommen, ein bisschen bissiger gestalten“, sagt Born. Kurzum war die Idee geboren, selbst welche zu installieren.

Satire-Aktion in Moers: „Die Partei“ hat Videos gedreht

So unter anderem vor dem Enni-Kundenzentrum. „Da verschwenden so viele Menschen aus Moers ihre Lebenszeit. Das ist doch ein echtes Highlight.“ „Die Partei“ hat jeden Aufkleber zweimal hergestellt, die erste Rutsche haben die Mitglieder bereits am 12. Mai aufgeklebt. „Ein oder zwei Tage später waren die alle weg“, berichtet Born. Am 17. Mai brachte Born die Aufkleber erneut auf, wieder hielten sie nicht lange. „Wir haben zwischenzeitlich überlegt, Strafanzeige wegen Diebstahls der Aufkleber zu stellen“, sagt Born mit ironischem Unterton. Passend dazu hat „Die Partei“ Satire-Videos auf Facebook und Instagram veröffentlicht. „Ich bin nur gekommen, um mir die Anstellschlange anzugucken. Das ist fantastisch, das gibt es bei uns in der Stadt gar nicht. Jetzt kann ich das hier mal live erleben“, berichtet ein Herr in einem der Videos. Zum Selfie-Point kommentiert er: „Unglaublich attraktiv!“.

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Nach eigenen Angaben hat „Die Partei“ pro Aufkleber 22 Euro ausgegeben. Zum Vergleich: Die drei Selfie-Points, die die Stadt jetzt offiziell installiert, kosten insgesamt 400 Euro - und werden ebenfalls lediglich aufgeklebt. Aber: „Bei den anderen ist die Gestaltung drin, die haben wir intern gemacht“, sagt Born.