Neukirchen-Vluyn. Gesamtschule Niederberg Neukirchen-Vluyn kämpft für Toleranz und gegen Diskriminierung in der Schule. Wie sie Rassismus besiegt.
„Da, wo man Ungerechtigkeit sieht, gegen Ungerechtigkeit angehen – Das ist der Clou“, fasst Mo Asumang eine ihrer Prämissen im Umgang mit Rassismus im Alltag vor dem versammelten Kollegium der Gesamtschule Niederberg in Neukirchen-Vluyn zusammen. Die Schauspielerin, Autorin, Moderatorin und Regisseurin, die sich intensiv mit Themen wie Rassismus und Demokratiefeindlichkeit auseinandersetzt, eröffnete den Fortbildungstag für Lehrerinnen und Lehrer, den der Arbeitskreis „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ gemeinsam mit Regionalkoordinatorin Claudia Goldau initiiert hatte.
Die Gesamtschule Niederberg hat im Bereich der Förderung eines harmonischen und demokratischen Miteinanders unter den Schülerinnen und Schülern, aber auch unter den Lehrkräften sowie zwischen Lehrkräften und Schülern bereits einige Projekte auf die Beine gestellt. So besuchten Jugendliche im Rahmen des Projektkurses „Was glaubst DU denn?“ 2022 sikhistischer Tempel, Synagogen und Moscheen, um die Glaubenssätze anderer kennenzulernen und anschließend Vorurteile zu hinterfragen.
„Schule ohne Rassismus“ in Neukirchen-Vluyn: Thema noch zu wenig im Unterricht verankert
Auch ein gemeinsam mit Graffiti-Künstler Case Maclaim gestaltetes Graffiti gegen Rassismus an einer Wand des Schulgebäudes zählt zu den Aktionen des Arbeitskreises. Seit 2017 trägt die Neukirchen-Vluyner Gesamtschule die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, für deren Erhalt mindestens 70 Prozent der Schüler und Lehrkräfte eine Selbstverpflichtung gegen Diskriminierung jeglicher Art unterschreiben mussten.
Wozu also nun ein weiterer Aktionstag? „Wir haben das Thema immer noch zu wenig im Unterricht verankert und das müssen wir anders machen“, findet Schulsozialarbeiterin Daniela Bulut. Oft fehle ihrer Erfahrung nach das Bewusstsein darüber, wo Rassismus anfange. Aktuell sei auch Judenfeindlichkeit ein Thema an der Schule. „Die Schule als Ort ist eben ein Spiegel der Gesellschaft“, so Bulut. Durch die Präsentation von Konzepten, Methoden und Beratungsstellen im Rahmen des Fortbildungstags wolle man dem Kollegium aufzeigen, „das muss man nicht allein machen.“
14 Referentinnen und Referenten bei Fortbildungstag in Neukirchen-Vluyn
Die 14 eingeladenen Referentinnen und Referenten sollen Anregungen für Unterrichtskonzepte gegen Diskriminierung bieten und Möglichkeiten aufzeigen, wie man sich im Fall rassistischer Äußerungen, Verhaltensweisen und ähnlichem verhalten kann. Für die Dauer von je zweimal anderthalb Stunden konnten die Lehrkräfte sich vorab für Workshops wie „Comics gegen Rechts“ mit Comiczeichnerin und Illustratorin Bianca Schaalburg oder einem Workshop mit Mo Asumang anmelden. Auf dem sogenannten Markt der Möglichkeiten präsentieren zeitgleich verschiedene Vereine und Beratungsstellen unter anderem die regionale Schulberatung zum Thema Extremismus oder Zweitzeugen e.V. Materialien und Angebote für den Unterricht.
So hat letzterer Verein seit der Gründung 2014 Interviews mit 37 Holocaustüberlebenden geführt. Die Lebensgeschichten der Zeitzeugen wurden so aufgearbeitet, dass sie sowohl Kindern der vierten Klasse als auch Oberstufenschülern vermittelt werden können. „Kinder und Jugendlichen sollen Teil der Erinnerungskultur werden“, erläutert Julie Wildschutz von Zweitzeugen e. V. Unterdessen bringt Jennifer Klotz vom Kamp-Lintforter Jugendhilfe-Verein CEC-Connect e.V. interessierten Lehrern ein Escape-Room-Projekt näher, dass den beliebten Rätseltrend mit dem Hinterfragen von Vorurteilen im Zusammenhang mit Populismus verbindet.
Für die Lehrkräfte der Gesamtschule Niederberg endet der Fortbildungstag mit einer Reflexion, bei der alle für die Erstellung eines Aktionsplans, wie man mit Rassismus umgehen könne, abschließend zusammenkommen, erklärt Daniela Bulut. Hülya Atasoyi, Lehrerin und Teil des Arbeitskreises „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ äußert sich erfreut über den Eifer ihrer Kollegen: „Da kommt viel Engagement aus dem Kollegium“. Natürlich müsse auch die Schulleitung mitspielen, „aber das ist hier definitiv gegeben“, so Atasoyi.
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