Moers. In Moers attackierten Jugendliche zwei Bedürftige. Wenige Tage später ist einer gestorben. In Tatortnähe: Die Methadon-Ausgabe am Gesundheitsamt.
Nach dem brutalen Angriff auf zwei Wohnungslose an Altweiber in Moers ist das Entsetzen über die Tat groß. Wie berichtet, stehen drei Jugendliche im Alter von 15, 16 und 17 Jahren im Verdacht, für die Attacke verantwortlich zu sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt aktuell gegen sie. Eines der Opfer, ein 58-jähriger Mann, ist wenige Tage später in einem Krankenhaus gestorben. Ob an dem Angriff, ist aktuell noch Gegenstand der gerichtsmedizinischen Untersuchung.
Wie können Bedürftige und Wohnungslose in Moers besser vor Vorfällen wie diesen geschützt werden? Aus seiner ehrenamtlichen Arbeit in einer wöchentlichen Essensausgabe weiß Ulli Kahlert, dass es durchaus einige Orte in Moers gibt, in denen sich Bedürftige mehr Schutz wünschen. Unangenehme Erfahrungen würden Menschen mit Suchterkrankungen etwa regelmäßig vor dem Kreisgesundheitsamt machen. Dieses liegt an der Mühlenstraße – und damit in unmittelbarer Nähe zum Tatort des jüngsten Angriffs.
Methadon-Ausgabe in Moers: Betroffene wünschen sich mehr Anonymität
„Bedürftige berichten mir immer wieder, dass sie sich in der Schlange vor der Methadon-Ausgabestelle zur Schau gestellt fühlen“, schildert Kahlert, der sich hier mehr Anonymität für die Betroffenen wünschen würde. Die Ausgabe des Methadons und die dortigen Rahmenbedingungen liegen in der Zuständigkeit des Kreisgesundheitsamtes. Auf Nachfrage der Redaktion berichtet eine Sprecherin: „Ein Zusammenhang zwischen dem auch uns bekannten gewaltsamen Übergriff Jugendlicher auf wohnungslose Menschen und der Methadonausgabe in räumlicher Nähe ist gegenwärtig für die Kreisverwaltung nicht erkennbar.“
Für die Vergabe des Substitutionsmedikamentes werden durch zwei Ärzte aktuell Räumlichkeiten im Gesundheitsamt in Moers angemietet, die geordnete Medikamentenausgabe finde hier bereits seit vielen Jahren statt. Etwa 120 Personen bekämen hier täglich Methadon, für die meisten sei es überlebenswichtig. „Die Vergabezeiten wurden deutlich ausgeweitet und betragen derzeit etwa 3 Stunden täglich“, so die Kreissprecherin. „Darüber hinaus haben die Ärzte inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die erkennbare Wartesituation vor dem Eingang durch die Nutzung von Warteräumen im Gebäude zu verbessern.“
Angriff auf Bedürftige in Moers: Kreis Wesel sieht keinen Zusammenhang zur Methadon-Ausgabe
Die Örtlichkeit im Gesundheitsamt sei demnach „etabliert“ und „geeignet“, obwohl die Aufgabe selbst nicht beim Gesundheitsamt liegt. Die Kreissprecherin betont, dass auch die Stadt Moers kein Potenzial bzw. keinen ähnlich geeigneten Standort für eine Verlagerung der Methadonausgabe im Stadtgebiet sieht. Zum brutalen Angriff auf die Bedürftigen heißt es weiter: „Zu den vulnerablen Gruppen, die Opfer solcher Gewalttaten werden, zählen verschiedene Personengruppen. Hier gilt es grundsätzlich zu hinterfragen, welche Schlüsse aus dem Ereignis gezogen werden können und müssen, um besonders vulnerable Gruppen bis hin zu allen Bürgerinnen und Bürger besser zu schützen.“
Die Kreissprecherin unterstreicht, dass dieser Vorfall alle betroffen mache. Aber: Es bestehe aktuell keine Veranlassung, „grundsätzlich die etablierte Struktur der wichtigen Substitutionsabgabe am Gesundheitsamt infrage zu stellen.“ Die Stadt Moers kündigt auf Anfrage an, weiterhin mit allen Beteiligten im Austausch über das grundsätzliche Thema zu bleiben, wie Bedürftige besser geschützt werden können. Festgelegte Maßnahmen, so Stadtsprecher Klaus Janczyk, gebe es aktuell jedoch keine.
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