Moers. Einem Gehweg auf dem Campus Bethanien in Moers fehlt eine Absenkung. Rollstuhlfahrer müssen hier die Straße nehmen – mit gefährlichen Folgen.
Siegfried Cichon ist sauer. Der 85-jährige Moerser, der auf einen E-Rollstuhl angewiesen ist, besucht regelmäßig das Gesundheitszentrum auf dem Campus der Stiftung Bethanien in Moers. „Einmal die Woche bin ich im Schnitt hier“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. „Teilweise auch für meine gelähmte Frau, die nicht selbst kommen kann.“ Die Anreise im Rollstuhl ist für den Moerser regelmäßig eine Herausforderung. Das Problem: Dem Gehweg, der an der Bethanienstraße vom Krankenhaus kommend zum Gesundheitszentrum führt, fehlt eine Absenkung.
Das heißt: Mit seinem Rollstuhl kann Cichon den Weg nicht nutzen. Auf Höhe des Gesundheitszentrums gibt es für ihn keine Möglichkeit, die Straße zu überqueren. „Wie soll man das denn mit einem Rollstuhl schaffen?“, fragt er und positioniert seinen Rollstuhl vor der Bordsteinkante. Keine Chance. Die Folge: Cichon nutzt für die Anfahrt auf dem Gelände die Straße, um zum Ziel zu gelangen. Mit gefährlichen Folgen: „Einmal ist ein Autofahrer mit seinem Spiegel gegen meine Hand gefahren“, berichtet er. „Mit einer kleinen Auffahrt wäre das Problem gelöst, aber daran hat keiner gedacht.“
Campus Bethanien in Moers: Fahren Autos hier zu schnell?
Ein Problem, das nicht nur ihn betreffe. So habe der 85-Jährige auch regelmäßig Menschen mit Kinderwagen beobachtet, die die fehlende Absenkung vor das gleiche Problem stelle. Hinzu käme, dass Autofahrende auf der Straße im Schnitt viel zu schnell unterwegs seien. Auf der Bethanienstraße gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 10 km/h. „Die Knallköpfe halten sich aber nicht daran“, sagt er. In der Tat: Während Cichon vor Ort von den Problemen berichtet, fahren regelmäßig Autos mit augenscheinlich zu hohem Tempo vorbei.
Konfrontiert mit den Vorwürfen, nimmt die Stiftung Bethanien gegenüber dieser Redaktion Stellung. Im Zuge des Baus der Bethanien-Akademie und des Gesundheitszentrums sei die Notwendigkeit einer weiteren Querungshilfe entstanden, berichtet Sprecherin Hannah Ecker. „Geplant sind zwei bauliche Veränderungen.“ Zum einen soll an der Stelle des schon bestehenden barrierefreien Zebrastreifens eine Bremsschwelle installiert werden. „Diese wird auf der einen Seite zur Entschleunigung des Verkehrs führen“, so die Sprecherin. Auf der anderen Seite soll sie durch ihre Erhöhung für Fußgängerinnen und Fußgänger, Kinderwagen sowie Rollstuhlfahrende einen barrierefreien Zugang schaffen.
Stiftung Bethanien in Moers kündigt Änderungen an
Auch auf Höhe des Neubaus, auf dem sich auch das Gesundheitszentrum befindet, möchte die Stiftung Bethanien diese Installation wiederholen. „Die Bauphase hierzu soll in sechs Wochen abgeschlossen sein“, kündigt Hannah Ecker an. So lange müssen Siegfried Cichon und andere Betroffene aber nicht auf eine sichere Möglichkeit, das Gesundheitszentrum zu erreichen, warten. Denn: „Um die Querung auf Höhe des Neubaus bis dahin für alle möglich zu machen, wird im Laufe der kommenden Woche ein barrierefreies Provisorium installiert.“
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