Moers. Das Moerser Rathaus gehört jetzt offiziell wieder den Möhnen. An Altweiber goss es in der Grafenstadt in Strömen. Drückte das die Stimmung?

Am Ende hatte Bürgermeister Christoph Fleischhauer keine Chance. Da half ihm auch sein Silber-glitzerndes Space-Outfit samt Raketenrucksack nicht. Unter dem Druck der feiernden Möhnen, die an Altweiber dem ersten Bürger der Stadt im Chor „Schlüssel, Schlüssel, Schlüssel“ zuriefen, knickte er schließlich ein und übergab den riesigen Schlüssel an Obermöhne Maria Driske. Das Rathaus in Moers gehört jetzt wieder den Jeckinnen und Jecken. Besiegelt mit einem „Moers, helau!“.

Der Rathaussturm am Donnerstag stand unter keinem guten Stern. Der Blick in den Himmel ließ bereits Stunden vor dem Sturm vermuten, was sich schließlich bewahrheitete: Es goss in Strömen. Für die Möhnen kein Grund, Trübsal zu blasen. Pünktlich um 14 Uhr zogen sie von der Sparkasse zum Rathaus, riefen den Passanten hier und da ein „helau“ zu. Anders als in den vergangenen Jahren, in denen die Schlüsselübergabe auf dem Rathausplatz stattfand, ging es nun ins Rathausfoyer. Das schlechte Wetter ließ den Karnevalisten keine andere Wahl.

Altweiber 2024 in Moers: Rathaussturm – „Bürgermeister, wo bist du?“

Drinnen warteten bereits zahlreiche Mitarbeitende der Stadtverwaltung. Sie wollten es sich nicht nehmen lassen zu sehen, wie ihr Chef den Schlüssel zur Arbeitsstätte abtreten muss. Viele von ihnen waren verkleidet. „Wir haben jedes Jahr ein Motto, in diesem Jahr war es ‚Space‘“, sagte eine Dame mit grün geschminkter Haut, Perücke und Alien-Kostüm. Als Obermöhne Maria Driske das Mikrofon ergriff, da fehlte die entscheidende Person noch. „Bürgermeister, wo bist du?“, grölte sie. Und da kam er. Silberne Jacke, silberne Hose, silberner Rucksack mit gelb-roten Flammen, die unten herausschossen.

Moers, helau! Der Straßenkarneval ist mit dem Rathaussturm gestartet.
Moers, helau! Der Straßenkarneval ist mit dem Rathaussturm gestartet. © Moers | Rainer Hoheisel

Dass der Rathaussturm drinnen statt draußen stattfinden muss, dafür hatten die Möhnen prompt eine plausible Erklärung. „Du hast deinen Teller nicht aufgegessen“, rief Driske dem Bürgermeister zu. Klar, einen Schuldigen muss es geben. Grund für Knatsch? Keinesfalls. Dass die Möhnen es gut mit Fleischhauer meinten, bewiesen sie zugleich. Wie es sich gehört, brachten sie ein Gastgeschenk mit. Driske zog eine riesige weiße Unterhose hervor.

Karneval 2024 in Moers „Moerser Möhnen sind einfach wunderbar“

Der Bürgermeister hatte keine Wahl: Vor allen Zuschauerinnen und Zuschauern musste er machtlos zusehen, wie die Möhnen ihm die Hose über das Kostüm zogen. Er bedankte sich zugleich - und überreichte Driske und Prinzessin Melanie I. den Schlüssel - „das ist einer der größten Schlüssel, die ich je hier gesehen habe“, war am Rande zu vernehmen.

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Die Prinzessin war sichtlich erfreut über die neue Verantwortung: „Ich freue mich, dass man uns dieses Jahr den Schlüssel gegeben hat und wir regieren dürfen. Jetzt versuchen wir, auch die letzten Tage noch zu rocken.“

Ich freue mich, dass man uns dieses Jahr den Schlüssel gegeben hat und wir regieren dürfen. Jetzt versuchen wir, auch die letzten Tage noch zu rocken.
Melanie I., Prinzessin in Moers

Und das taten sie zugleich. Bevor die Möhnen sich den Bürgermeister schnappten, um mit ihm auf Kneipentour zu gehen, sangen sie schunkelnd und tanzend ein Loblied auf sich selbst. „Ja, wir Moerser Möhnen, wir sind einfach wunderbar.“

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