Neukirchen-Vluyn. Der Straßenkarneval startet. Rathauschef Köpke und Team hatten nicht den Hauch einer Chance gegen viele Möhnen. So sah es dann im Rathaus aus.

Das muss man ja sagen. Rathauschef Ralf Köpke und sein Rathausteam haben wirklich alles gegeben. Aber die Zeiten sind nun mal, wie sie sind. Wenn Frauen so richtig außer Rand und Band sind, haben auch wehrhafte Bauarbeiter keine Chance. Und in diesem Jahr waren es sage und schreibe 84 Möhnen, die sich bei Wind und Wetter auf den Weg gemacht haben, um das Rathaus zu stürmen.

Um kurz vor eins stand Oberbauleiter Ralf Köpke noch zuversichtlich vor seinem Dienstsitz. Er wusste: Drinnen ist alles bereit. Der Zugang zur Treppe war mit Flatterband versperrt. Das Rathausteam - allesamt für diesen Tag Mitarbeitende aus dem Baugewerbe - stand bereit, um der wilden Möhnenschar entgegenzutreten. Ihr Motto, ihre Mission: NV 2.0. Die Rathaussanierung hat begonnen, der Brandschutz muss optimiert werden. Wie lange die Arbeiten in Anspruch nehmen? Hier herrschte Uneinigkeit. Die einen waren sich sicher: Das wird heute schon fertig; die anderen bekundeten auf ihren Schildern, dass es wohl noch länger dauern würde. Stimmung gut, Musik laut, Arbeit beendet.

Der Showdown in Neukirchen-Vluyn beginnt

Fünf nach eins. Der Showdown konnte beginnen. Vor dem Rathaus fuhren zwei Reisebusse vor, die die Möhnen aus Vluyn zum Rathaus in Neukirchen gebracht hatten. Zu diesem Zeitpunkt hatten die feiernden Frauen schon eine Menge hinter sich. Morgens war es ja noch trocken, da konnten sie gut zu Fuß die Geschäfte in Vluyn besuchen und die Stadt darauf vorbereiten, dass es in den kommenden Tagen anders zugehen wird im Rathaus.

Wild entschlossen näherten sich die 84 Möhnen dem Gebäude. Drinnen herrschte noch immer Zuversicht, es wurde sogar gelacht. Das sollte den Mitarbeitenden aber bald vergehen. Zuerst noch gab es fröhliche musikalische Klänge. Dann aber stimmten die Möhnen das Lied „Wir wollen an den Schlüssel ran“ an - und spätestens in diesem Moment wussten alle im Foyer des Rathauses: Nun wird es ernst.

Keine Chance im Rathaus Neukirchen-Vluyn

Das wurde es auch. Keine Chance für den Bürgermeister. Seine Männer und Frauen hatten sich auf der Treppe postiert und leisteten heftigen Widerstand. Doch die wild entschlossenen Möhnen drängten die Bauarbeiter mit ihren orange-weißen Spitzhüten und den weißen Helmen zur Seite und eine nach der anderen erklomm die Treppe. „Vielleicht ist es auch ganz gut, wenn ihr das Rathaus übernehmt“, rief Ralf Köpke den Möhnen zu. „Dann könnt ihr euch um den Haushalt kümmern; der sieht nämlich ganz schlecht aus.“

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Nun denn, ob es das ist, was die Frauen wollen, sei einmal dahingestellt. Um 13.25 Uhr war jedenfalls klar: Der Bürgermeister ist raus, der Schlüssel weg und die Möhnen haben bis Aschermittwoch das Sagen im Rathaus. Mitsamt Bürgermeister klapperten sie zunächst noch einige Stationen ab, um jecke Stimmung zu verbreiten, um dann im Füllort an der Max-von-Schenkendorfstraße zu enden. Die große Party war ab 17 Uhr im Kuca in Vluyn terminiert.